Sein ehrgeiziges Güterschuppen-Projekt in Backnang ist zwar beerdigt, trotzdem will Thomas Weber vom Kabirinett in Spiegelberg-Großhöchberg eine weitere Spielstätte mit rund 400 Zuschauerplätzen eröffnen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Spiegelberg - Er könnte sich gemütlich zurücklehnen, alle paar Tage vor ausverkauftem Haus in seinem kleinen, aber feinen Kabirinett in Spiegelberg-Großhöchberg auftreten, fast rund um die Uhr mitbekommen, wie sein einjähriger Sohn aufwächst und – wie heißt es so schön? – den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Aber Thomas Weber ist offenbar ein intrinsisch Getriebener. Er kann nicht anders, muss immer wieder grübeln über neue Vorhaben.

 

Dem Mimen, der kürzlich 40 Jahre alt und damit als Schwabe auch endlich g’scheit geworden ist, kommen regelmäßig die tollsten Ideen in den Kopf. Und die wollen raus und umgesetzt werden. Demnächst wird sein neuestes Kabirinetts-Stückchen, das Live-Hörspiel „Das Dorf in den Lüften“, uraufgeführt. Kürzlich hat Weber die Reihe „Fahrt ins Blaue“ eingeführt. An einer Idee indes scheint sich der Theaterchef die Zähne auszubeißen. Aufgeben zähle aber nicht, sagt er an diesem trüben Januarvormittag, nimmt einem Schluck Kaffee und erzählt von seinem Plan: Weber will im Raum Backnang eine zweite Spielstätte eröffnen, mit rund 400 Zuschauerplätzen. Doch der ist offenkundig nicht so leicht zu verwirklichen. Wie berichtet, ist der Mime kürzlich mit dem Projekt, den alten Güterschuppen beim Backnager Bahnhof zu übernehmen und komplett umzubauen, gescheitert. Auch das Vorhaben, den Spielbetrieb im Backnanger Bandhaus zu übernehmen, war vor rund zwei Jahren misslungen.

Weber sagt, viele Sponsoren seien noch an Bord

Die Sponsoren, die das Güterschuppen- Projekt hatten fördern wollen, seien aber größtenteils noch am Bord, sagt Weber. Nun suche er – ohne Zeitdruck, denn der Betrieb im Kabirinett laufe ja gut – eine Alternative zum Güterschuppen. Möglichst ein älteres Gebäude mit Charme. Das alte Backnanger Hallenbad zum Beispiel wäre womöglich in Frage gekommen, sagt er, doch diese Immobilie ist nach der Eröffnung des neuen Bads bekanntlich abgerissen worden. Nachdem das Aus für das Güterschuppen-Projekt Schlagzeilen gemacht hatte, seien ihm zwei Immobilienangebote ins Haus geflattert. Um welche Gebäude es sich handelt und wo genau diese stehen, das will Weber (noch) nicht sagen. Zusammen mit seiner Frau Irene und ein paar Freunden wolle er zunächst weiter sondieren.

Eine Spielstätte mit etwa 400 Sitzplätzen

Das Konzept, das für die Bühne im Bahnhofsschuppen entworfen worden war, solle weitgehend übernommen werden. Klar sei, dass im Raum Backnang eine Spielstätte mit etwa 400 Sitzplätzen fehle. Das hätten ihm Fachleute bestätigt, sagt Weber. Und klar sei auch, dass der Betrieb im Kabirinett, der „Probierbühne auf dem Lande“, weiter laufen werde – allerdings mit einem abgespeckten Programm. Schließlich sei die kleine Bühne beim Stammpublikum – bei etwa 2000 Theaterfreunden aus dem Umkreis von rund 100 Kilometern – sehr beliebt.

Im Kabirinett, das vor 15 Jahren eröffnet worden ist, wird per anno rund 120 Mal gespielt. In den meisten Stücken tritt der Theaterchef in einer Hauptrolle auf. In der neuen Dependance seien ebenfalls 120 Vorstellungen geplant, allerdings wären etwa 80 davon Gastspiele, in erster Linie wohl Comedy und Kleinkunst. Weber sagt, er habe analysiert, dass es in Backnang genügend Potenzial für eine weitere Kulturbühne gebe – zusätzlich zum Bürgerhaus, zum Theater im Bandhaus und zum Galli-Theater. Würde man sich nicht gegenseitig die Zuschauer wegschnappen? Nein, sagt Weber, im Gegenteil: „Ich sehe eher Kooperationsmöglichkeiten.“

Ständig steigende Kosten für die Bühne im Güterschuppen

Für die Bühne im Güterschuppen sei mit einer Auslastung von 60 Prozent kalkuliert worden. Und längst nicht alle Fremdveranstaltungen seien beim Schreiben des Businessplans mit 400 Zuschauern angesetzt worden. Gescheitert sei das Projekt nicht am Konzept, sagt Weber, sondern an den ständig steigenden Kosten, die für die Instandsetzung des Schuppens hätten geschultert werden müssen. Zuletzt wurde Sondermüll im Keller entdeckt. Die Entsorgung hätte die Ausgaben auf insgesamt 1,8 Millionen Euro in die Höhe getrieben. Bei 1,2 Millionen, maximal bei 1,4 Millionen, indes war Schluss.