Bei den Stuttgarter Kickers sind fünf Spieler zur zweiten Mannschaft degradiert worden. Deren Befindlichkeiten sind ganz unterschiedlich. Die einen suchen einen neuen Verein, andere wollen lieber bleiben.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Das Warten geht weiter – und kann oft ermüdend sein. Schließlich beginnt der offizielle Arbeitstag erst um 17.30 Uhr mit dem Training im ADM-Sportpark in Degerloch. Wer so spät drankommt, gehört bei den Stuttgarter Kickers zum zweiten Glied, dem Oberligateam, wo man auf Beruf und Ausbildung der Spieler Rücksicht nehmen muss. Auch wenn derzeit einige gestandene Profis dabei sind.

 

Nicht ganz freiwillig, wie die Herren Stefan Maletic, Paul Grischok oder auch Patrick Milchraum. Dieses Trio ist im Drittligakader ausgemustert worden, „weil die Spieler nicht unserem Anforderungsprofil entsprochen haben“, wie es der Sportdirektor Michael Zeyer diplomatisch umschreibt. Er hätte auch sagen können: das Trio wurde gewogen und für zu leicht befunden. Dieses Urteil gilt auch für zwei derzeit abwesende Wackelkandidaten: Karim Rouani, der sich nach einer langwierigen Knieverletzung in Absprache mit dem Verein in der Heimat Frankreich behandeln lässt, sowie für Omar Jatta, der aktuell ein Probetraining beim Ligakonkurrenten SpVgg Unterhaching bestreitet.

Das ist vorbildlich, könnte man sagen. Denn es ist ganz im Sinne der Kickers. Zeyer erklärt: „Es muss ja im Interesse eines jeden Spielers liegen, dass er seinen Beruf ausübt – und nicht seinen Vertrag aussitzt.“ Letzteres würde den Etat der Kickers über Gebühr belasten, weshalb der Sportdirektor noch hinzufügt: „Es ist absolut notwendig, dass wir den einen oder anderen Spieler von der Gehaltsliste bekommen.“

Kickers planen ohne Paul Grischok

Die ist sowieso viel zu üppig, auch wenn einige Langzeitverletzte inzwischen von der Berufsgenossenschaft bezahlt werden. Einen Abnehmer suchen – und ihn auch finden –, das ist die Kunst auf dem Transfermarkt. Inwieweit die Interessen der Kickers auf Gegenliebe stoßen, bleibt abzuwarten. Denn in der Winterpause sind vielen Clubs finanziell die Hände gebunden.

„Natürlich bin ich mit ganz anderen Erwartungen hierhergekommen“, sagt etwa Paul Grischok, nachdem ihn der ehemalige Trainer Massimo Morales überzeugt hatte, andere Angebote abzulehnen. Doch erst warfen ihn Verletzungen in der Vorbereitung sowie bei seinem Startelfdebüt gegen Unterhaching zurück. Dann kamen die Trainerwechsel zu Jürgen Hartmann und schließlich Horst Steffen. „Es ist schade, dass ich keine Chance bekommen habe“, sagt der Mittelfeldspieler, fügt aber hinzu: „Ich kann dem Trainer keinen Vorwurf machen, das Team spielt ja gut.“

Zu gut jedenfalls für den 27-Jährigen, mit dem die Verantwortlichen nicht mehr planen, das hat ihm Zeyer schon vor Weihnachten unterbreitet. „Sein Berater schaut sich um“, sagt der Kickers-Funktionär. Wobei sich Grischok, der schon in seinem Geburtsland Polen und Bulgarien gespielt hat, zumindest in einem Punkt festlegt: „Ich will gerne in Deutschland bleiben, da fühle ich mich zu Hause.“

Maletic und Milchraum sind weitere Sorgenkinder

Noch einen Schritt weiter geht sein Leidensgefährte Stefan Maletic. „Ich fühle mich hier bei den Kickers wie in einer Familie.“ Resignation klingt anders. Und die verspürt der 26-Jährige auch nicht: „Ich hatte Pech mit einer Knieverletzung.“ Seit der Partie in Osnabrück am sechsten Spieltag ist Maletic außer Gefecht, am Dienstag stieg er bei der zweiten Mannschaft wieder ins Training ein. „Ich bin froh, dass ich jetzt in einen festen Rhythmus komme“, sagt der Innenverteidiger, der immerhin einen Vertrag bis 2016 besitzt. „Wenn ich wieder richtig gesund bin, möchte ich zeigen, dass ich eine Verstärkung bin.“ Für die erste Mannschaft, wohlgemerkt. Und falls das nicht klappt? „Wenn es eine akzeptable Alternative gibt, kann der Verein gern mit mir darüber reden“, zeigt sich Maletic offen.

Im Gegensatz zu Patrick Milchraum, dem dritten Sorgenkind. Der sagt erst einmal gar nichts. Wer weiß, wofür es gut ist. Zeyer weiß einstweilen nicht so recht, woran er bei dem 29-Jährigen ist. „Es ist für alle eine unbefriedigende Situation“, sagt zumindest Milchraums Berater Murat Lokurlu. „Vielleicht ergibt sich ja noch was.“ Bis zum 31. Januar hat die Transferliste geöffnet, so lange hat Michael Zeyer Zeit. „Mir wäre es auch lieber, die Situation wäre anders“, sagt der Sportdirektor der Kickers. Denn eines ist klar: Spieler abzugeben ist manchmal schwieriger, als neue zu holen.