EM-Kader mit Thomas Müller und Mats Hummels Darum handelt Bundestrainer Joachim Löw konsequent

Ein Bild aus dem Jahr 2016: Bundestrainer Joachim Löw (rechts) mit den Weltmeistern Mats Hummels (links) und Thomas Müller Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Würfel sind gefallen, der deutsche EM-Kader steht. Und wie das zu erwarten war, kehren zwei erfahrene Weltmeister zurück. Es ist eine logische Entscheidung von Joachim Löw, kommentiert Sportredakteur Marco Seliger.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart - Es gibt immer zwei Deutungen, wenn eine Führungskraft, sei es im Sport oder in einem Unternehmen, eine Entscheidung korrigiert. Die einen sagen, der Typ ist inkonsequent. Und: Der Typ ist ein Umfaller. Andere bescheinigen ihm die Größe und die Reife, über seinen eigenen Schatten zu springen – und einen Fehler im Sinne des Ganzen zu korrigieren. Wie ist das jetzt also zu deuten, dass die fußballerische Führungskraft Joachim Löw seine ehemaligen Mitarbeiter Thomas Müller und Mats Hummels nach ihrer Ausbootung vor etwas mehr als zwei Jahren wieder einstellt, um mit ihnen das anstehende Großprojekt namens Europameisterschaft anzugehen?

 

Dem Projektleiter Löw war es schon immer egal, wie seine Arbeit von all den Möchtegern-Projektleitern von außen bewertet wird. In Richtung der großen Turniere geht die Anzahl der Fußball-Bundestrainer, die jeden Tag alles besser wissen, in diesem Land ja immer streng auf die 80 Millionen zu. Da schadet es nie, gelassen und bei sich selbst zu bleiben.

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Was man Löw aber, ob es ihn nun interessiert oder nicht, bescheinigen kann, ist dies: Aus aktueller sportlicher Sicht handelt er konsequent. Denn zur Wiedereingliederung der Fachkräfte Müller und Hummels gibt es keine Alternative. Die deutsche Elf braucht erfahrene Stabilisatoren auf ihren Großbaustellen, vorne wie hinten. Und da Müller vorne mit seinen Kommandos und seiner Defensivarbeit auch fürs Hinten – also die Abwehrarbeit – steht, kann dieses Duo ein Trumpf sein für Löw bei der EM.

Der Umbruch des Bundestrainer ohne die beiden Weltmeister jedenfalls ließ sich zwischendurch ja mal passabel an, aber vor allem die Darbietungen der vergangenen Monate nach der langen Corona-Länderspielpause verfestigten eher den Eindruck, dass der Neuaufbau vorerst gescheitert ist. Das Abwehrverhalten der Nationalelf war nicht erst beim historischen 0:6 in Spanien Ende November eine Katastrophe. Die Rüdigers, Ginters, Cans und Kollegen waren bisher noch nicht so weit, um den Laden hinten dicht zu machen. Ob sie das jemals sein werden, steht auf einem anderen Papier – der nach der EM scheidende Löw denkt aber nach seinem angekündigten Rücktritt eh nur noch ans Hier und Jetzt.

Die Perspektive und der Umbruch nach der EM können den Bundestrainer von nun an mal, um es spitz zu sagen. Der ewige Jogi will nach inzwischen 15 Jahren im Amt mit größtmöglichem Erfolg abtreten, was danach kommt, ist ihm wurscht. Auch deshalb nominierte der Coach mit Müller und Hummels die aktuell besten Fachkräfte auf ihren jeweiligen Positionen – und diese Konsequenz hat sowohl im Sport wie auch im normalen Berufsleben noch selten geschadet.

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