Die Tochterfirma der Telekom will in Deutschland jeden dritten Arbeitsplatz abbauen. Davon wären potenziell auch 2000 Mitarbeiter in der Region Stuttgart betroffen.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Leinfelden/Stuttgart - Die Gewerkschaft Verdi hat ihren Ton gegenüber T-Systems wegen des geplanten Stellenabbaus verschärft. „Die Maßnahmen sind unverantwortlich und gefährden das gesamte Geschäft der T-Systems“, sagte der IT-Bundesfachgruppenleiter, Michael Jäkel. „Das neue T-Systems-Management ist offensichtlich nicht in der Lage oder nicht willens, tragfähige und ausgewogene Lösungen zu finden.“

 

T-Systems hatte Ende vergangener Woche angekündigt, allein in Deutschland binnen drei Jahren 6000 der 18 000 Stellen abzubauen, also jeden dritten Arbeitsplatz. Weltweit sollen sogar 10 000 von 37 000 Stellen entfallen. Die Telekom-Tochter bietet für Großunternehmen aus fast allen Branchen IT-Dienstleistungen an. Im Südwesten arbeiten laut Verdi 2600 Menschen an zehn Standorten. Mit knapp 2000 Beschäftigten arbeitet das Gros in der Region Stuttgart – 1700 sind es in Leinfelden und 260 in Stuttgart. Weitere Standorte befinden sich in Karlsruhe (200 Mitarbeiter) sowie in Göppingen, Mannheim, Weingarten und Ulm, wo es im Schnitt 60 bis 80 Beschäftigte gebe, so Verdi. Der Rest der Beschäftigten arbeite in Freiburg, Offenburg und Schwäbisch-Hall.

Es betrifft alle Geschäftsbereiche von T-Systems

Wie viele der Stellen im Südwesten abgebaut werden können, ist laut Verdi allerdings noch ungewiss. „Derzeit ist alles denkbar. Man kann keine klare Aussage über einen Standort treffen. Aber es trifft alle Geschäftsbereiche“, sagte Christine Muhr, zuständig für T-Systems bei Verdi Baden-Württemberg. Auch ein Sprecher von T-Systems betonte, dass man „mit den Sozialpartnern erst Gespräche“ führen wolle. „Alles andere schafft nur Unruhe bei den Mitarbeitern.“

Klar ist schon jetzt, dass es in praktisch allen Bereichen ans Eingemachte geht. Der neue T-Systems-Chef Adel Al-Saleh will mit dem Umbau in der zweiten Jahreshälfte starten. In diesem Jahr sollen deutschlandweit 2000 Stellen wegfallen und vor allem in der Verwaltung und im Management abgebaut werden. Dabei soll die Zahl der Führungsebenen von derzeit acht auf bis zu drei sinken. In einem nächsten Schritt werden laut T-Systems die Lieferzentren auf vier große Standorte konzentriert – mit Ungarn, der Slowakei und Indien liegen drei davon im Ausland. 2020 werden laut Plan 2000 Stellen hauptsächlich durch eine höhere Automatisierung entfallen. So soll unter anderem die Wartung aus der Ferne über das Internet erfolgen, sagte ein T-Systems-Sprecher. Im Zuge dessen wird auch die Zahl der Büros drastisch reduziert. T-Systems habe 230 Büros an 100 Standorten, sagte Al-Saleh. In 50 der Büros arbeiteten weniger als acht Mitarbeiter. „Das ist nicht effizient. Wir wollen auf unter 20 Bürostandorte konsolidieren.“

Die Warnstreiks werden auch für die Proteste gegen den Personalabbau genutzt

Die T-Systems-Mitarbeiter und Verdi wollen das nicht mitmachen und für ihren Widerstand die laufende Gehaltstarifrunde nutzen. So legten am Mittwoch die Beschäftigten an den Standorten Leinfelden, Stuttgart, Ulm, Freiburg und Offenburg für mehrere Stunden die Arbeit nieder, um gegen die „Verzögerungen der Verhandlungen durch T-Systems“ bei den Tarifgesprächen zu protestieren, wo Verdi eine Entgelterhöhung von 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten fordert. Vor diesen Warnstreiks protestierten die Beschäftigten gegen den geplanten Personalabbau. „Die Beteiligung war sehr hoch. Die Mitarbeiter sind entrüstet“, sagte Muhr. Bereits am Dienstag waren die Mitarbeiter in Karlsruhe und Mannheim für mehre Stunden in Ausstand getreten.