Werden die Schimpansen im Schwabenpark artgerecht gehalten oder muss die Gruppe aufgelöst werden? Eine Diskussion über diese Frage haben Tierschützer losgetreten

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Kaisersbach - Landtagsabgeordnete geben sich zurzeit im Schwabenpark quasi die Klinke in die Hand. Nachdem der Kaisersbacher Bürgermeister Bodo Kern (Freie Wähler) einen geharnischten Brief an den Grünen-Landtagsabgeordneten Reinhold Pix aus Freiburg im Breisgau geschrieben hatte, den Tierschutzbeauftragten der Grünen, wurde dessen Besuch in dem Vergnügungspark im Januar plötzlich aktuell. Mit Pix waren Tierschützer in Kaisersbach erschienen, die sowohl die Schimpansenshow als auch die Haltung der Primaten heftig kritisiert hatten. „Wir fordern, diese Show und die Nachzucht von Schimpansen im Schwabenpark einzustellen“, sagt Peter Höffken von der Tierschutzorganisation Peta. Höffken war im Januar bei dem Besuch dabei gewesen. Das Innengehege sei für eine Affengruppe mit mehr als 40 Tieren zu klein, so Höffken. „Allerdings ist uns klar, dass nur mittelfristig bis langfristig etwas geändert werden kann. In vielen zoologischen Einrichtungen sind die Bedingungen ähnlich.“

 

Auf den offenen Brief Kerns und die Berichterstattung darüber hat sich nun der Backnanger SPD-Landtagsabgeordnete Gernot Gruber zusammen mit seiner Schwester, der Alfdorfer SPD-Kreisrätin Gislind Gruber-Seibold, ein Bild von der Situation der Schimpansen vor Ort gemacht. Deren Fazit: „Der Schwabenpark nimmt den Tierschutz sehr ernst und ist ein zu empfehlendes Ausflugsziel.“ Die Familie Hudelmaier kümmere sich mit viel Liebe um die Affen. Gruber will seine Erkenntnisse an die Landestierschutzbeauftragte weitergeben, um die „aufgeheizte Situation“ zu beruhigen. Diese wird sich demnächst persönlich ein Bild machen.

Affen sind Attraktion des Parks

Der Bürgermeister hat am Montag auf seinen Brief hin einen Anruf von Reinhold Pix erhalten, der zurzeit im Urlaub ist. „Am Ende des Gesprächs waren wir uns eigentlich einig“, so Kern. „Man muss nicht 43 Affen haben. Die Vorführungen sind ja mittlerweile schon geändert worden. Es muss auch nicht sein, dass ein Affe mit Tirolerhut herumläuft. Die Schimpansen sortieren jetzt Farben oder bedienen einen Computer.“ Sollte der Schwabenpark jedoch seine Attraktion verlieren, welche die Schimpansengruppe nun einmal darstelle, könnte sich das auf die gesamte Raumschaft Kaisersbach, Welzheim und Althütte auswirken, befürchtet Kern. „Für uns ist der Schwabenpark von Bedeutung. Bei 200 000 Besuchern im Jahr profitieren natürlich auch die Gemeinden darum herum davon. Nicht vergessen darf man die 330 Arbeitsplätze, die dort bestehen. 50 davon würden mit den Schimpansen wegfallen.“

Reinhold Pix will einen moderaten Weg finden, wie die Sache gelöst werden kann. „Es muss sich was ändern. Wie lange solche Shows beim Publikum ankommen, ist sowieso fraglich. Wir können aber auch nicht wegschauen“, betont er. Der Besuch im Januar sei sehr sachlich verlaufen. Es sei nicht seine Absicht gewesen, irgendeine Art von Kampagne zu starten, betont Pix.

Thomas Hudelmaier, der Betreiber des Schwabenparks, der die Schimpansen betreut und mit ihnen auftritt, scheint der Gelassenste in der ganzen Angelegenheit zu sein. „Wir haben keinerlei schriftliche Auflagen erhalten. Außerdem haben wir seit fünf Jahren eine Zoo-Genehmigung. Die hatten wir beantragt, obwohl wir sie gar nicht bräuchten.“ Den Vorwurf, Nachwuchs für seine Shows nachzuzüchten, weist Hudelmaier von sich. „Wir ziehen Junge nur im Notfall bei uns zu Hause auf.“