Um ethische Konflikte zu vermeiden, hat sich der Schokoladenhersteller Ritter Sport aus Waldenbuch vor längerer Zeit zum Ziel gesetzt, bald nur noch Kakao aus nachhaltigem Anbau in seiner Schokolade zu verwenden. Dieses Ziel wird früher als erwartet erreicht.

Stuttgart - Früher als bisher geplant will Ritter Sport sein Ziel, die Produktion auf 100 Prozent nachhaltige Rohstoffe umzustellen, erreichen. Im gerade vorgelegten zweiten Nachhaltigkeitsbericht des Schokoladenherstellers aus Waldenbuch erklärt Unternehmenschef Andreas Ronken: „Wir können davon ausgehen, dass wir bereits 2020 – und möglicherweise sogar noch früher – ausschließlich zertifizierten Kakao aus nachhaltigem Anbau für Ritter-Sport-Schokolade verwenden werden.“ In einem früheren Gespräch mit dieser Zeitung war Ronken noch davon ausgegangen, das selbst gesteckte Nachhaltigkeitsziel bis 2025 zu erreichen. Momentan liegt der Anteil von nachhaltig angebautem Kakao einen Unternehmenssprecher zufolge bei rund 40 Prozent.

 

Als Grund für die schnellere Umsetzung nennt der Geschäftsführer neben den Erfolgen der eigenen Nachhaltigkeitsprogramme in Nicaragua auch eine veränderte Marktsituation: Das Angebot an zertifiziertem Kakao sei in den letzten Jahren deutlich gewachsen. „Diese Bemühungen der Kakaoproduzenten in puncto Nachhaltigkeit möchten wir natürlich unterstützen und beziehen deshalb künftig mehr zertifizierten Kakao“, erklärt Ronken. So werde Ritter Sport zum Beispiel in den nächsten drei Jahren bis zu 20 Prozent des benötigten Kakaos über Fairtrade beziehen. Dies ist neben Rainforest Alliance und Utz eines von drei anerkannten Siegeln für den nachhaltigen Anbau von Rohstoffen.

In Waldenbuch werden mehr als 10 000 Tonnen Kakao verarbeitet

Regelmäßig prangern Menschenrechtsorganisationen Kinderarbeit oder miserable Arbeitsbedingungen auf Kakaoplantagen vor allem in Westafrika an. Der internationale Markt für den Rohstoff Kakao ist zu großen Teilen in der Hand von drei Konzernen: des Schweizers Barry Callebaut und der beiden US-Amerikaner Cargill und Archer Daniels Midland. Auch in Waldenbuch, wo im Jahr zwischen 10 000 und 12 000 Tonnen Kakaomasse verarbeitet werden, ist man von Großlieferanten abhängig – noch.

Das schwäbische Traditionsunternehmen hat in den vergangenen Jahren eine eigene Großplantage („El Cacao“) in Nicaragua aufgeforstet. Ende des Jahres kann dort die erste Kakaoernte eingefahren werden. 2025 soll der Vollertrag erreicht werden, der rund 30 Prozent des eigenen Bedarfs an Kakaomasse decken wird. Daneben setzt Ritter Sport schon seit mehr als 25 Jahren mit seinem Programm „Cacao-Nica“ auf den Direktbezug von derzeit rund 3500 Kakaobauern in dem lateinamerikanischen Land. „Seit Mitte vergangenen Jahres hat Nicaragua nun sogar Edelkakao-Status erhalten – ein Beleg für die inzwischen hervorragende Qualität des nicaraguanischen Kakaos und ein Erfolg, der sich vor allem für die Bauern auszahlt“, heißt es im Nachhaltigkeitsbericht. Auf Direktbezug setzt der Hersteller mittlerweile auch in der Elfenbeinküste, wo er mit dem französischen Produzenten Cémoi zusammenarbeitet.

Das 1912 gegründete Familienunternehmen beschäftigt rund 1450 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 470 Millionen Euro. Die Waldenbucher produzieren täglich etwa drei Millionen quadratische Tafeln und exportieren sie in mehr als 100 Länder weltweit.