Das Lebensmittelgeschäft Khalil ist für manche das soziale Zentrum des katholischen Bergs.

Kaltental - Morgens die erste Zeitung, abends noch schnell ein Bier, Kinder, die hier nachmittags ihr Taschengeld in Süßigkeiten investieren: Der Feinkostladen von Ilona und Abbas Khalil an der Hirsauer Straße ist die erste Anlaufstelle, wenn sich die Kaltentaler von der katholischen Seite im Südosten mit Lebensmitteln und mehr eindecken wollen. Doch der Laden und die kleine Terrasse mit Sitzgelegenheiten sind weitaus mehr: Ortszentrum, Treffpunkt, ein Platz, an dem sich die Einwohner von Kaltental zusammen an einen Tisch setzen.

 

Sitzenbleiben bis zur Mittagspause

„Wir haben den ehemaligen Coop vor 25 Jahren übernommen“, erzählt Abbas Khalil, der mit 16 Jahren aus dem Libanon nach Deutschland kam und seinen Job als Geschäftsführer eines Hotels der Familie zuliebe aufgab. Mittlerweile trifft sich Alt und Jung in und an seinem Laden.

Das sei nicht immer so gewesen: Anfangs haben er und seine Frau mit Festen und Aktionen dafür sorgen müssen, dass die Kaltentaler nicht fremdeln. „Jetzt bräuchte man eigentlich nur einen einzigen großen Tisch mit 40 Stühlen“, sagt Khalil schmunzelnd und fügt hinzu: „Es gibt Kunden, die werden morgens von ihren Frauen zum Einkaufen geschickt – und bleiben sitzen, bis wir um 13 Uhr Mittagspause machen.“ Seitdem es große Supermärkte und Discounter in Vaihingen und Heslach gibt, ist der soziale Aspekt des Ladens noch mehr in den Vordergrund gerückt. „Die Veränderung haben wir schon bemerkt“, sagt Ilona Khalil.

Konkurrenz durch Discounter

„Nur als Lebensmittelladen kann man nicht überleben“

Also wurde das Sortiment umgestellt. Es gibt frische und regionale Produkte; Gemüse und Obst kommen von der Reichenau oder aus dem Remstal, der Teig für die Brezeln von der Bäckerei Sehne. „Und dann gibt es eben nicht zehn Waschmittelsorten, sondern nur zwei“, sagt Khalil. Für ältere Stammkunden bietet er auch einen Lieferservice an; doch mehr Personal als ihn, seine Frau und eine Aushilfe kann das Geschäft nicht verkraften.

Von 6.30 Uhr bis 18.30 Uhr ist das Ehepaar für seine Kunden da, freitags sogar bis 20 Uhr. Dann gibt es zusätzlich einfache Gerichte wie Fleischküchle mit Kartoffelsalat. „Nur als Lebensmittelladen kann man nicht überleben“, betont Khalil. Zusammen mit einer Hocketse ginge dies schon eher. „Und wenn die Kaltentaler brav zu uns kommen, können sie auch auf uns zählen.“ Wenn das Ehepaar allerdings eines Tages in Rente geht, wird es schwierig für viele Bewohner: „Dann müssen bestimmt einige unserer Kunden ins Altenheim“, davon ist Abbas Khalil überzeugt.