Technisch auf Topstand ist die Kreisfeuerwehr Ludwigsburg – etwa beim Einsatz ihrer Kameradrohne. Sie kommt bei besonders heiklen Situationen zum Zuge. Etwa wenn ein Gebäude einsturzgefährdet ist oder Vermisste gesucht werden.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Kreis Ludwigsburg - Als die Feuerwehr das Krisenszenario probt, ahnt noch niemand, dass im Erdreich der Ludwigsburger Südstadt ein rostiges Abflussrohr dümpelt und nicht die befürchtete Fliegerbombe. Deshalb karren Kreisbrandmeister Andy Dorroch und sein Team zur Vorbereitung auf Entschärfung und Evakuierung den technisch hochgerüsteten mobilen Einsatzleitcontainer für große Schadenslagen aufs Wüstenrot-Gelände – dort soll das Rettungskräfte-Aufgebot im Ernstfall stationiert werden – , und Stefan Hasenhündl lässt bei steifer Brise und unwirtlichem Nieseln seine „DJI Inspire pro“ in die Luft. Verlässlich tut sie ihren Dienst, trotz des Windes. „Dank GPS kann sie ihre Position ziemlich gut halten“, sagt er. Das Ergebnis des Probeflugs über das Firmenareal: Kleinste Details in gestochener Schärfe.

 

Wenn es sehr gefährlich und kritisch wird

Fotodrohne, die sich Hasenhündl – 39-jähriger Zimmerermeister, Feuerwehrmann und Fotograf aus Oberriexingen – ursprünglich einmal für Baustellendokumentationen und zur Vervollkommnung seiner Fotoausrüstung angeschafft hatte, bringt es seit einiger Zeit zu größeren Ehren. Der Kreisfeuerwehrverband hat einen Vertrag mit Hasenhündl abgeschlossen. Er fordert ihn und seine Drohne an, wenn es sehr gefährlich und kritisch wird. Als Feuerwehrmann darf Hasenhündl auch über Einsatzorten von Polizei und Rettungskräften und Menschenansammlungen Aufnahmen machen, was ansonsten verboten ist.

„Wir nutzen die Drohne landkreisweit als Zusatz-Einsatzgerät bei Großschadenslagen“, erzählt Andy Dorroch. Je heikler und unübersichtlicher die Lage, desto besser kann die Einsatzleitung mit Hilfe der Drohne den Überblick behalten und effektiv koordinieren. Der 43-jährige Kreisbrandmeister ist, um im Feuerwehrjargon zu bleiben, geradezu entflammt für die Möglichkeiten, die der Quadrocopter mit seiner 16-Megapixel-Kamera für die Zwecke der Wehr bietet. Die Drohnenbilder werden direkt auf eine Großbildleinwand im speziell ausgerüsteten, mit Satellitentelefonie, eigenem Wlan und hochmodernem Kommunikationsmanagementsystem ausgestatteten Einsatzleitcontainer übertragen. Parallel dazu können sie ins Feuerwehrgerätehaus Ludwigsburg, wo im Krisenfall der Führungsstab sitzt, und ins Landratsamt, wo der Verwaltungsstab agiert, gesendet werden.

Mitten in den Krisenherd hinein

Anschaulichstes Beispiel dafür, wie hilfreich die Drohne sein kann, ist der fatale Großbrand, der im Juli 2018 die Hallen eines Remsecker Autoverwerters vernichtete und dessen unheilvoll-schwarze Rauchsäule Menschen in der ganzen Region aufschreckte. „Die Halle war so hoch und so groß, dass man sich nicht einmal von der Drehleiter aus einen Gesamtüberblick verschaffen konnte“, erzählt Andy Dorroch. Die Drohne kreiste über dem Brand, die Feuerwehrleute wurden anhand der Aufnahmen angeleitet, wie sie den Löschstrahl führen sollten. „Mit der Thermik muss man in so einem Fall halt ein bisschen aufpassen“, meint Hasenhündl salopp.