Die Landesregierung gibt den Bürgern mit einer groß angelegten Kampagne Tipps zum Sparen von Energie. Gleichzeitig hat Winfried Kretschmann große Bedenken wegen des Entlastungspakets des Bundes.

Mit einer großen Kampagne will die Landesregierung zum Energiesparen aufrufen. Unter dem Slogan „Cleverländ – zusammen Energie sparen“, werden vom 16. September bis zum 29. Oktober Expertenteams durch das Land touren und den Bürgerinnen und Bürgern direkt Ratschläge geben, wie sie effizient Energie sparen können. Im Interesse ihres eigenen Geldbeutels, der Versorgungssicherheit und der Umwelt.

 

Den Auftakt macht am 16. und 17. September Eppingen. Auf dem Gartenschaugelände ist die erste Station, an der es, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei der Präsentation der Kampagne sagte, „pragmatische und niederschwellige Tipps“ geben soll. Die Tour führt zu 24 Orten in ganz Baden-Württemberg. Die Kampagne wird nach Angaben der Regierungssprecherin zwischen 200 000 und 300 000 Euro kosten. Als starkes Signal wertet Kretschmann, dass die Liste der Kampagnen-Partner von den kommunalen Landesverbänden über die Verbraucherzentrale bis zu Unternehmen reicht.

Ergänzend zu der sogenannten Roadshow gibt es in den sozialen Medien Erklärfilme mit Prominenten, zu denen auch die Hoffenheimer Fußballnationalspielerin Jana Feldkamp zählt. An den Schulen soll ein Energiesparwettbewerb ausgelobt werden.

Broschüre mit Tipps

Um den sorgsamen Umgang mit Energie zu fördern, hat die Landesregierung auch ein „Energiesparbüchle“ aufgelegt. Die Anregungen umfassen allerlei Bekanntes, aber auch dem Ministerpräsidenten ist beim Durchblättern „doch einiges aufgefallen“, an das er „nicht sofort gedacht hätte“. Kretschmanns persönlicher Favorit unter den Einspartipps ist die Nachtabsenkung der Heizung, sagt er. Die lasse sich wesentlich individueller regeln als nur über den Standard, lautet ein Tipp. Auch wer tagsüber die Raumtemperatur absenke, könne sparen. Jedes Grad weniger spare sechs Prozent Heizkosten, steht in dem „Sparbüchle“. Es gibt Tipps zum Lüften, zum Kochen, zum Waschen und zum Kühlen. Wer seine Gefriertruhe in einen unbeheizten Raum stelle, könne so im Jahr bis zu 40 Euro sparen, heißt es.

Gasspeicher sollen sich durch das Sparen füllen

Hintergrund der Kampagne ist zum einen der Kampf gegen den Klimawandel durch bewussten Umgang mit Energie. Das Sparen solle auch einen Beitrag leisten, um die Gasspeicher zu füllen und die Abhängigkeit von russischem Gas zu vermindern. Gleichzeitig sollen die Maßnahmen die Geldbeutel der Verbraucher entlasten. Die Idee der Kampagne geht auf den von Kretschmann veranstalteten Gasgipfel zurück. Zur Unabhängigkeit zählt Kretschmann auch den Ausbau der Erneuerbaren. Er kündigte an, „wir werden Photovoltaik- und Windkraftanlagen ausbauen wie die Weltmeister“.

Während im Kleinen gespart werden soll, können auf das Land durch das vom Bund geplante Entlastungspaket riesige Ausgaben zukommen. „Das Paket würde für den Doppelhaushalt vier Milliarden ausmachen“, sagte Kretschmann. „Das ist nicht stemmbar.“ Im Land gelte die Schuldenbremse.

Am Beispiel des vom Bund vorgeschlagenen neuen Nahverkehrstickets zählte Kretschmann die Probleme auf. Der Vorschlag sei „so interpretationsfähig, dass ich keine belastbaren Aussagen machen kann“. Es sei nicht einmal klar, wie lange sich die Länder an der Finanzierung beteiligen sollten. Er ergänzte, „wenn die Regionalisierungsmittel nicht stimmen, ist das nicht zustimmungsfähig“. Es könne nicht sein, dass das Land beispielsweise keine neuen Züge bestellen könne, weil es das Ticket mitfinanzieren müsse.

Der Ministerpräsident kritisierte, dass der Bund häufig eine temporäre Finanzierung anstoße, „und danach hängt’s an den Ländern“. Er kündigte an, „das Land Baden-Württemberg wird sich auf so etwas nicht mehr einlassen“. Ohne klare Regelungen gebe es keine Zustimmung im Bundesrat mehr. Als Ausweg schwebt Kretschmann eine Grundsatzdebatte vor: „Wir brauchen eine neue Föderalismusreform, damit wir aus dieser Dauerschleife, dieser Streiterei mal rauskommen.“ Der Bund müsse einen neuen Umgang mit den Ländern finden und sie frühzeitig in seine Planungen einbinden.