Eine Reha-Maßnahme nach der Akutbehandlung zahlt sich für den Kostenträger aus, weil der Patient danach wieder arbeiten kann. Doch bekommen viele Patienten keine Reha. Das prangern die Reha-Kliniken an und fordern die Politik zum Handeln auf.

Stuttgart - Normalität war mein Ziel, die habe ich jetzt wieder.“ Eva-Maria G. sieht die Heilbehandlung, die sie hat machen können „als meine Rettung“. „Ich wäre heute längst nicht da, wo ich bin, wenn ich das nicht gehabt hätte“, sagt sie. Acht Jahre lang hat sie ihre demente Mutter betreut, bis zu deren Tod. Die Zeit danach nahm Eva-Maria G. als Neuanfang. Doch vier Monate nach dem Tod der Mutter wurde Brustkrebs bei ihr festgestellt. Vier Wochen später wurde sie operiert. Danach erhielt sie eine Strahlentherapie. „Ich war nur noch müde und matt.“

 

Dann kam die Reha-Maßnahme. Dort fand sie mit Gleichgesinnten aus dem Tief, hat den Umgang mit der Angst gelernt und sich davon auch „ein Stück weit frei gemacht“. Heute arbeitet Eva-Maria G. wieder voll in ihrem Beruf als Sekretärin.

Und sie hilft mit bei einer Kampagne, die auf die positiven Wirkungen von Rehabilitation hinweisen will; als eine von mehreren authentischen Patienten, die in einer Reha-Einrichtung in Baden-Württemberg eine Heilbehandlung erhalten hat – nach einem Schlaganfall, bei Rückenschmerzen oder nach einem Herzinfarkt.

Forderungen an die Politik

Hinter der Kampagne steht die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG). Man habe schon viel versucht, um die Nöte der Reha-Medizin den Gesundheitspolitikern nahe zu bringen, sagt deren Vorstandsvorsitzender, der Reutlinger Landrat Thomas Reumann.

Die Politik nehme die positiven Wirkungen der Reha „erfreut zur Kenntnis, tut aber nichts“, sagt er. Drum müsse man jetzt andere Saiten aufziehen. Einen „Weckruf an die Politik“ sollen die Plakate auslösen, die von jetzt an in 90 Reha-Einrichtungen hängen, die Mitglied in der BWKG sind.

Daneben liegen Kampagnen-Postkarten, mit denen Patienten, Angehörige, Klinikmitarbeiter und wer immer Unterstützung für die Reha-Sache ausdrücken kann. Sie werden bei einer zentralen Veranstaltung im Mai nächsten Jahres symbolisch an die Politik übergeben. Schon früher müssen – zum Beispiel – Abgeordnete damit rechnen, von einer Reha-Klinik in ihrem Wahlkreis zu einer Hospitation eingeladen zu werden, „um sich vor Ort zu informieren, was für eine gute Arbeit dort geleistet wird,“ wie es der BWKG-Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag ausdrückt.

Rehabilitation rechnet sich

Eigentlich gebe es aber „kein Erkenntnisproblem“, sagt Thomas Reumann. Dass sich eine Heilbehandlung für die Rentenversicherung als deren Kostenträger bereits lohne, wenn der Patient nur vier Monate später frühverrentet werden müsste, betont die BWKG wiederholt. Für die Krankenversicherung, die Reha-Maßnahmen für Rentner zahlen muss, gelte es ähnlich: Verschiebt sich die Pflegebedürftigkeit um 3,7 Monate, seien die Kosten bereits hereingespielt. Ganz abgesehen davon, dass die Betroffenen nach einer Reha „wieder fit für Alltag, Familie und Beruf“ seien.

Doch würden viele Reha-Anträge abgelehnt. Es würden falsche Anreize gesetzt, die nur die Politik ändern könne. So sind die Reha-Ausgaben der Rentenversicherer budgetiert. „Dieser Deckel muss weg“, fordert Reumann. Auch bei der Finanzierung von Heilbehandlungen für Rentner gebe es einen Systemfehler: Zahlen muss die Krankenversicherung, vom Ergebnis profitiert aber die Pflegeversicherung. Zwischen diesen beiden müsse ein finanzieller Ausgleich eingeführt werden.

Gerechte Vergütung verlangt

Und dann denken die BWKG-Funktionäre auch an ihre Mitgliedseinrichtungen. „Die aktuellen Vergütungssätze reichen nicht, um die notwendigen Reha-Leistungen zu finanzieren“, sagt Reumann. Die Honorare für die ärztlichen und therapeutischen Leistungen samt Unterkunft und Verpflegung der Patienten liege oft unter dem Preis für eine mittelklassige Hotelübernachtung. „Wir fordern ein Gesetz, das endlich die gerechte Vergütung von Reha-Leistungen festschreibt.“