Kampagne in Ludwigsburg Kauffrau wechselt in die Kindertagesstätte

Melitta Nagel hat den Schritt noch keinen einzige Tag bereut. Foto: Simon Granville

Ludwigsburg findet mit Hilfe einer pfiffigen Internet- und Plakat-Kampagne Fachkräfte. Melitta Nagel ist zufrieden mit ihrer neuen Stelle im Kinder- und Familienzentrum Poppenweiler.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Melitta Nagel hat viele Jahre lang im Einzelhandel gearbeitet, bei einem Möbel-Discounter zum Beispiel, in einer Bäckerei, in einem Bekleidungsfachgeschäft und bei Rewe. Seit Anfang Mai ist die 37-jährige gelernte Einzelhandelskauffrau bei der Stadt Ludwigsburg im Kinder- und Familienzentrum (Kifaz) Poppenweiler angestellt. Sie arbeitet nun mit Kindern statt mit Klamotten.

 

Mehr Freude im Job

Der Wechsel, sagt sie, sei die beste Berufsentscheidung überhaupt gewesen. Sie habe nun familienfreundlicherer Arbeitszeiten - und mehr Freude im Job. Früher habe sie sich oft mit verärgerten Kunden herumschlagen müssen, in der Kindertagesstätte begleite, fördere und fordere sie Buben und Mädchen. Alles richtig gemacht. Melitta Nagel hat freilich nach dem Ausstieg aus dem Einzelhandel rund vier Jahre lang an der Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg Frühkindliche Bildung studiert und davor berufsbegleitend an einem Abendgymnasium das Abitur gemacht.

Zu ihrem neuen Job im Kifaz ist sie gekommen, weil die Stadt Ludwigsburg im März in Kooperation mit den freien Trägern der 76 Kindertageseinrichtungen in der Kommune die Kampagne „Kitas mit Profil“ gestartet hatte. In Ludwigsburg gibt es rund 4500 Betreuungsplätzen für Kinder, etwa 80 Erzieherstellen sind nicht besetzt. Deshalb hätten einige Kitas ihre Öffnungszeiten derzeit gekürzt, sagt der Leiter der Abteilung Kinder und Familie bei der Stadtverwaltung, Thomas Brändle. Frau Nagel erzählt, dass sie bei der Jobsuche im Internet die Seite der Kampagne www.kitas-mit-profil.de entdeckt habe.

Auch Quereinsteiger im Blick

In allen Städten und Gemeinden im Land ist die Situation ganz ähnlich wie in Ludwigsburg. Überall werden Erzieherinnen und ganz speziell auch Erzieher gesucht. Vielerorts sind Stellen nicht besetzt. Die Stadt Ludwigsburg und die freien Träger der Kitas machen keinen Hehl daraus, dass sie auch um Personal aus anderen Kommunen buhlen. Die Werbekampagne zielt allerdings auch ab auf Quereinsteiger, etwa Logopäden und auf Krankenschwestern, sowie auf Menschen, die eine Ausbildung machen möchten.

Auf den Plakaten, die in der Stadt aufgehängt wurden, heiß es zum Beispiel: „Ludwigsburg sucht Erzieher (m/w/d)“, „Werde Erzieher (m/w/d) in Ludwigsburg“ und „Ludwigsburg braucht Erzieher (m/w/d) wie dich“. Diese Slogans waren auch auf mehreren Ortseingangstafeln und auf vielen Bussen zu lesen sein. Die meisten Pakete sind mittlerweile abgehängt worden, die Busse indes sollen auch in den nächsten Monaten mit den Slogans um neun Mitarbeiter werben, so Brände, der sehr zufrieden ist mit den bis dato erzielten Erfolgen.

Zwischen 16 und 61 Jahre alt

Rund 500 Interessenten hätten sich nach den freien Stellen erkundigt, knapp 100 Bewerbungen seien rein gekommen. Bislang seien zwölf Arbeitsverträge unterschreiben worden. Es liefen weitere Vorstellungsgespräche, mit ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern, mit Studenten, die nur vorübergehend eine Beschäftigung suchen, und mit fachfremden Männern und Frauen, die womöglich eine Ausbildung machen wollen. Die zwölf neuen Angestellten seien zwischen 16 und 61 Jahre alt, so Brändle, und verteilten sich auf fünf Ludwigsburger Einrichtungen.

Melitta Nagel sagt, sie habe den Wechsel aus dem Einzelhandel noch keine einzigen Tag bereut – zumal sie jetzt im Kinder- und Familienzentrum ein bisschen mehr Geld verdiene als früher.

Kosten
Die Kampagne „Kita mit Profil“ hat rund 25 000 Euro gekostete. Thomas Brändle sagt, das Budget solle aufgestockt werden. Bis 2028 würden rund 150 zusätzliche Beschäftige gesucht, denn die Kommune plane die Eröffnung weiterer Kitas.

Ausland
Künftig wollen die Stadt und die freien Träger auch im Ausland gezielt nach Fachkräfte suchen, etwa in Spanien. In dem Land würden Erzieherinnen und Erzieher ähnlich ausgebildet wie hierzulande und viele dieser Fachleute seien arbeitslos.

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