Die islamische Reformbewegung Ahmadiyya Muslim Jamaat will mit einer Info-Kampagne unter dem Motto „Wir sind alle Deutschland“ im Rems-Murr-Kreis Vorurteile abbauen und Verständigung fördern.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Waiblingen - In anderen Kommunen Württembergs läuft die Kampagne unter dem Motto „Wir sind alle Deutschland“ bereits. Nun kommt sie auch in die Region: „Wir wollen versuchen, jeden Menschen im Rems-Murr-Kreis zu erreichen“, sagt Tahssin Rasheed, Imam und Theologe der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ), die sich als islamische Reformgemeinde versteht. Das Ziel der muslimischen Gemeinschaft: Vorurteile und Ängste gegenüber dem Islam abbauen. Dazu wird es bis Ende September Flyer-Aktionen in rund 173 Ortschaften, sowie mehrere Informationsveranstaltungen und Infostände geben.

 

„Der Bedarf an Informationen über den friedlichen Islam ist sehr groß. Denn viele Menschen informieren sich einseitig. Hinzu kommt, dass über kleine extremistische Gruppen in den Medien sehr viel berichtet wird“, erklärt Rasheed. „Wir haben die friedlichen Schlagzeilen. Aber die Informationen über den friedlichen Islam sind nicht präsent“, sagt Sajad Butt, einer der für die Kampagne Verantwortlichen.

Liebe für alle

Das soll sich mit den Aktionen der AMJ ändern. „Wir wollen versuchen, die derzeit zu beobachtende Spaltung der Gesellschaft zu reduzieren“, sagt Tahssin Rasheed. Kommt dieser Versuch nicht ein wenig zu spät? Tatsächliche laufe die Kampagne, bei der Gläubige ehrenamtlich informieren, bundesweit schon seit zwei Jahren. Doch da sich die religiöse Gemeinschaft allein aus den Spenden ihrer Mitglieder finanziere, seien die finanziellen Mittel für Info-Materialien begrenzt.

Für die Anhänger der Ahmadiyya lautet die Kernbotschaft des Korans „Liebe für alle – Hass für keinen.“ Dort, wo im Namen des Islam Gewalt verübt wird, werde die Religion missbraucht – oft aus politischen Gründen und um Machtinteressen zu sichern, betont Imam Rasheed. „Bestimmte Stellen im Koran werden aus dem Zusammenhang gerissen und falsch interpretiert.“ In Ländern mit einem geringen Bildungsniveau, wo Gläubige entsprechende Lehren nicht kritisch hinterfragten, komme es dann leicht zu religiös legitimierter Radikalisierung. „Dabei sind wir als Menschen alle gleich vor Gott“, so Rasheed.

Verfolgte Minderheit

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat wird in fast allen islamischen Ländern verfolgt. Ihre Anhänger sehen in Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad, dem Begründer der Reformbewegung, den verheißenen Messias, weshalb ihnen von anderen Muslimen Häresie vorgeworfen wird. Nichtsdestotrotz sehen sie sich in der Lage, für alle Muslime zu sprechen. „Wir widerlegen Vorurteile gegenüber dem Islam mit dem Heiligen Koran, an den jeder Muslim glaubt“, erklärt Imam Rasheed. Wichtig sei, den Islam mithilfe des Korans – dem Wort Gottes – zu erklären, nicht mit den Aussagen von Gelehrten, die als Menschen eben Fehler machen können. „Das ist auch der Grund, warum wir in vielen Ländern verfolgt werden: Unsere Argumente, die auf dem Koran basieren, können muslimische Geistliche nicht widerlegen. Das wiederum gefährdet ihre Machtinteressen.“

In Deutschland, wo die freie Religionsausübung gewährleistet ist, bestehen laut Aussagen der Ahmadiyya jedoch vielerorts sehr gute Kontakte zu anderen Muslimen. „Bei der Grundsteinlegung der Waiblinger Moschee waren auch Vertreter von Ditib dabei. Außerdem pflegen wir Verbindungen zu christlichen und jüdischen Gemeinden“, sagt Iftikhar Ahmed, der Vorsitzende der Waiblinger Ahmadiyya-Gemeinde. Spätestens im August solle mit dem Bau des neuen Gotteshauses begonnen werden.