Londons größtes privates Transportunternehmen will nun genau wie die Black Cabs die Busspuren nutzen. Doch die Stadtverwaltung hat etwas dagegen.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Um Londons sogenannte verbotene Zone ist ein erbitterter Streit entbrannt, der nun sogar vor Gericht ausgefochten wird. Die Londoner Verkehrsbetriebe wollen es dem größten Minicab-Unternehmen der Stadt verbieten, seine Wagen auf die Busspur zu schicken. Diese Spuren sollen Bussen, Zweirädern und den Black Cabs, also Londons schwarzen Taxis, vorbehalten bleiben. Andere Gefährte haben dort, nach dem Willen der Stadtverwaltung, nichts verloren.

 

Das aber gefällt dem Boss der Firma Addison Lee schon lange nicht. Für John Griffin ist die Benachteiligung der Minicabs in London schlicht ein Skandal. Die „Diskriminierung“ koste sein Unternehmen jedes Jahr viele Millionen Pfund. Sie zwingt seine 3500 Wagen auf die stets verstopften Fahrbahnen, die auch der Rest der Londoner benutzen muss und raubt ihnen damit alle Chance, mit den Black Cabs tempomäßig zu konkurrieren.

Der Kundschaft seiner luxuriös ausgestatteten, oft von Geschäftsleuten gewählten Rufwagen-Flotte sei das nicht länger zuzumuten, hat Griffin entschieden. Es gäbe keinen Grund, Minicabs zu benachteiligen: „Die schwarzen Taxis sind ja auch kein öffentlicher Dienst. Sie sind ein privates Unternehmen, genau wie wir.“ Vor einer Woche hat der Addison-Lee-Direktor darum seine Fahrer in einem Rundbrief aufgefordert, alle Restriktionen zu ignorieren und von nun an, genau wie die Black Cabs, die Busspuren zu benutzen. Die Firma werde die Bezahlung der zu erwartenden Strafzettel übernehmen.

Der Streit droht politisch zu werden

Tatsächlich haben sich in den vergangenen Tagen immer mehr Addison-Lee-Limousinen in die „verbotene Zone“ gewagt. Die Verkehrsbetriebe schlagen mit deftigen Strafen und Warnungen zurück. Sie wollen Griffin nun vor dem High Court zur Rücknahme seines Rundbriefs zwingen. Griffin selbst haben sie, für den Fall weiterer Unbotmäßigkeit, den Entzug seiner Geschäftslizenz in London angedroht. Das Ganze sei „die reinste Einschüchterung“, klagt Griffin. Er habe nicht vor, in diesem „Taxi-Krieg“ um mehr als drei Millionen Passagiere pro Woche klein beizugeben.

Nun droht der Streit sogar politisch zuwerden. John Griffin hat nämlich in den vergangenen vier Jahren versucht, sich abzusichern. Der Konservativen Partei hat seine Firma seit 2008 eine Viertelmillion Pfund gespendet. Das hat ihm Zugang zu Premierminister David Cameron bei mehreren Gelegenheiten sowie das geneigte Ohr konservativer Verkehrspolitiker verschafft. Auch dem Tory-Politiker Boris Johnson hatte Griffin bei dessen Wahl zum Londoner Bürgermeister vor vier Jahren 25 000 Pfund zugesteckt. Damals war Johnson über dieses Spende noch sehr glücklich. Inzwischen ist sie ihm eher peinlich, weil der Mayor auch Vorsitzender der Londoner Verkehrsbetriebe ist.

Viele Minister haben ein festes Minicab-Konto

Mittlerweile wäre es Johnson und Cameron sehr recht, nicht mehr ganz so eng mit dem rebellischen Minicab-Direktor verbunden zu sein. Schließlich sieht es nicht gut aus, sich von jemandem unterstützen zu lassen, der seine Mitarbeiter zu illegalen Aktionen aufruft. Auch all die Minister und leitenden Ministerialbeamten, die ein festes Minicab-Konto bei Addison Lee haben, wissen nicht recht, ob sie sich weiter von Griffins Leuten chauffieren lassen sollen, wenn diese plötzlich unerlaubterweise auf die Busspur überwechseln.

Oppositionssprecherin Maria Eagle, von der Labour Party, hat bereits Rechenschaft von der Regierung gefordert. Die Minister andererseits, die Addison Lees komfortable Dienste zu schätzen wissen, wollen ihre Konten bei der Firma „fürs erste“ behalten – auch wenn sie ihre jeweiligen Fahrer diskret darum bitten, lieber nicht auf die Busspur auszuweichen.