Seit Monaten verbreitet die islamistische Terrormiliz Boko Haram in Nigeria Angst und Schrecken. Tausende Menschen fielen den Kämpfen zum Opfer. UN-Hochkommissar al-Hussein appelliert an die internationale Gemeinschaft, nicht länger wegzusehen.

Genf - Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte und zahlreiche afrikanische Regierungsvertreter haben an die Staatengemeinschaft appelliert, das Morden der Terrormiliz Boko Haram zu beenden. Mehr als 15.000 Menschen seien von den Extremisten im westafrikanischen Nigeria und den benachbarten Ländern seit 2009 umgebracht worden, erklärte Hochkommissar Said Raad al-Hussein am Mittwoch bei einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf.

 

Unter den Opfern seien unzählige Frauen und Mädchen, die von Boko-Haram-Kämpfern wie Sklaven gehalten und bei der Flucht vor anrückenden Regierungstruppen ermordet worden seien. Durch eine Militäroffensive Nigerias, Kameruns, Nigers und des Tschad seien in den vergangenen Wochen einige von Boko Haram besetzte Städte im Nordosten Nigerias zurückerobert worden. „Dabei kamen grauenvolle Szenen von Massengräbern und weitere Beweise für Gemetzel durch Boko Haram zum Vorschein“, berichtete er unter Berufung auf UN-Ermittler.

Ziel ist ein Kalifat

Boko Haram führt vor allem im Nordosten Nigerias einen blutigen Feldzug zur Errichtung eines sogenannten islamischen Gottesstaats. In diesem Kalifat soll einzig und allein eine radikale Auslegung der Scharia (islamische Rechtsprechung) gelten. Die selbst ernannten Gotteskrieger versuchen auch, Gebiete in den Nachbarländern Kamerun und Niger zu erobern.

Die Sondersitzung des UN-Gremiums zu Boko Haram war auf Antrag der afrikanischen Staatengruppe einberufen worden. In einer Resolution wird die internationale Gemeinschaft aufgerufen, Nigeria sowie Kamerun, Tschad, Niger und allen anderen betroffenen Ländern aktiv Hilfe beim Kampf gegen den islamistischen Terrorismus zu leisten.

"Massaker müssen gestoppt werden"

„Diese abscheulichen Massaker, die Entwicklung, Frieden und Sicherheit schwer gefährden, müssen gestoppt werden“, forderte der UN-Hochkommissar. Boko Haram habe weit mehr als eine Million Menschen in die Flucht getrieben. Unzählige Kinder, Frauen und Männer seien entführt und viele als Kämpfer zwangsrekrutiert worden.

Als besonders verabscheuenswürdig bezeichnete der UN-Hochkommissar den Missbrauch von Kindern als „Kanonenfutter“. Die Terroristen zwängen sie, bei Kämpfen in der ersten Frontlinie zu stehen. „Leichen von Kindern, die um die zwölf Jahre alt waren, sind auf diesen Schlachtfeldern verstreut.“ Immer wieder setze Boko Haram auch Kinder bei Selbstmordanschlägen als „menschliche Bomben“ ein.

Die Miliz mache sich damit Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig. „Die Anführer von Boko Haram müssen wissen, dass sie vor einem Strafgericht für diese entsetzlichen Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden“, sagte Al-Hussein.