Der neue Regionalpräsident Rosario Crocetta will auf Sizilien dem organisierten Verbrechen die Stirn bieten. Dafür bezahlt er einen hohen Preis.

Palermo - Der prächtige Palazzo d’Orléans in Palermo, Sitz der Regionalregierung Siziliens, wird oft als „heimliches Hauptquartier der Cosa Nostra“ bezeichnet. Sieben der letzten acht Präsidenten sind wegen ihrer Nähe zu den Paten hinter Gittern gelandet. Das gleiche Schicksal könnte auch den letzten „Presidente“, Raffaele Lombardo, ereilen. Auch gegen ihn wird wegen Mafiakontakten ermittelt. Sein Sturz im Juli war der Grund für die vorzeitigen Neuwahlen am Wochenende gewesen. Nun wird der 61-jährige Rosario Crocetta von der links-moderaten Partito Democratico in das stuckverzierte Büro des Regionalpräsidenten einziehen – und sein erster Satz nach dem Wahlsieg war: „Jetzt kann die Mafia die Koffer packen.“ Das sind gefährliche Töne in Sizilien. Crocetta, der seit Jahren unter Polizeischutz lebt, weiß das. Der Kampf gegen die Mafia war, neben seinem sozialen Engagement, immer das Hauptanliegen des Sohns eines Industriearbeiters aus Gela gewesen. In der Kleinstadt Gela an der Südküste Siziliens hatte Crocetta 2003 erstmals Schlagzeilen gemacht: Der damalige Kommunist und bekennende Homosexuelle wurde im katholischen Machorevier Siziliens zum Bürgermeister gewählt. Als eine der ersten Amtshandlungen entließ Crocetta die Frau eines lokalen Mafiabosses aus dem Gemeindedienst. Dann setzte er durch, dass der ebenfalls mit der Cosa Nostra verbandelte Präsident des Fussballclubs den Hut nehmen musste.

 

Todesurteil des Clans

Seine Säuberungen trugen ihm das Todesurteil der Clans ein. Schon in seinem ersten Amtsjahr flog die Cosa Nostra einen „Spezialisten“ aus Litauen ein, der Crocetta liquidieren sollte. Das Attentat wurde von der Polizei in letzter Minute verhindert.

Als Regionalpräsident wird Crocetta Kompromisse eingehen müssen: Die ihn unterstützende Koalition aus PD und UDC erhielt bei den Wahlen nur 30 Prozent der Stimmen und ist damit weit von einer Mehrheit im sizilianischen Parlament entfernt: keine guten Voraussetzungen für Crocettas „großes Aufräumen“.