Auf der griechischen Insel Lesbos testet die EU ihre Strategie gegen die illegale Zuwanderung über das Mittelmeer. Sie produziert damit auf allen Seiten viel Frust.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Lesbos - So hat er sich das nicht vorgestellt. Auf einem schäbigen Plastikstuhl sitzt Jacques wenige Meter vom Lagereingang entfernt, wo eine Griechin aus einem alten Wohnwagen heraus Getränke verkauft, lädt sein Handy und starrt vor sich hin: „Will Europa wirklich, dass wir so behandelt werden?“ Nachts könne er nicht schlafen, weil es im Camp unerträglich heißt sei, das Essen, für das er drei Stunden anstehen muss, sei schlecht. „Nein, das ist nicht Europa hier.“ Seit einem Jahr ist der 41-Jährige Kongolese im berüchtigten Lager Moria auf der griechischen Ägäis-Insel Lesbos. 8500 Zuwanderer aus 56 Nationen leben hier in Zelten und Containern, das Gelände ist mit Stacheldraht eingezäunt. Die erbarmungslose Sonne Griechenlands hat jedes Kraut auf dem kargen, etwa 500 mal 500 Meter großen Hang weggebrannt.