Bis zum Sommer soll klar sein, in welchen Bereichen des Landratsamtes Ludwigsburg insgesamt 56 Millionen Euro eingespart werden.

Ludwigsburg: Oliver von Schaewen (ole)

Der Landkreis Ludwigsburg steht vor einem Kraftakt – er will den Weg aus den roten Zahlen schaffen und seinen Haushalt im Jahr 2026 konsolidieren. Wie und wo die Summe von 56 Millionen Euro eingespart werden kann, soll das Projekt mit dem Titel „(Re-)Set 2026“ zeigen. Der Kreistag soll Ende Juli über die Neujustierung der öffentlichen Gelder entscheiden.

 

Die Rosskur betrifft alle Dezernate des Landratsamtes mit mehr als 900 Einzelprozessen. „Wir stellen alle Aufgaben auf den Prüfstand, bei denen wir nicht weisungsgebunden sind“, sagte der Landrat Dietmar Allgaier am Montag der Presse. Angesichts der schlechten Haushaltslage müsse man sich von einigen freiwilligen Angeboten trennen und Standards abbauen, auch Investitionen überprüfen.

Auch die Kliniken werden auf Effizienz durchleuchtet. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Zuletzt hatten sich die Finanzen des Kreises dramatisch verschlechtert. Drei Jahre in Folge – mit einem Minus von rund 31 Millionen Euro in 2023 und je geschätzten 59 Millionen Euro für 2024 und 44 Millionen Euro für 2025 – zeigen den Ernst der Lage. Momentan zehrt der Landkreis von seinen Rücklagen von rund 140 Millionen Euro, doch wären die, wenn es so weiterginge, spätestens 2027 aufgebraucht. „Irgendwann ist der Sparstrumpf leer – die Konsolidierung ist alternativlos“, betonte Allgaier auch angesichts der Verschuldung im Kernhaushalt von rund 141 Millionen Euro Ende des Jahres.

Gute Erfahrungen hat der Landrat bereits vor etwa zehn Jahren mit Jürgen Kientz gesammelt. Der Professor für Verwaltungsmanagement an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl half Allgaier, als der noch Finanzbürgermeister in Kornwestheim war. Der Haushalt der Kommune war durch eine achtstellige Steuerrückzahlung an die EnBW in Schieflage geraten. Die Sanierung der Finanzen gelang. Kientz hat inzwischen auch eine Reihe von anderen Landkreisen mit seinem Finanzmanagement saniert.

Ausgaben sollen auf rund 950 Millionen Euro gedrückt werden

Jetzt wollen Allgaier und Kientz in sechs Sitzungen die Weichen erneut auf Erfolg stellen. Die Ausgaben sollen von etwa einer Milliarde auf 950 Millionen Euro gedrückt werden. Gefragt sind die Mitarbeiter und die Leiter der einzelnen Bereiche im Landratsamt. Sie sollen Vorschläge erarbeiten. Ein Prozessmanagement klopft Abläufe auf mehr Effizienz ab.

Auch politische Beschlüsse und ihre Aktualität stehen zur Diskussion. Beteiligt sind deshalb auch die Vertreter der Kreistagsfraktionen in einer Kommission. Sie wird nach dem Proporz der jüngsten Wahlen gebildet: CDU und Freie Wähler erhalten je drei Sitze, während Grüne und SPD mit je zwei Kreisräten und die kleinsten Fraktionen AfD, FDP, Linke und Bündnis der Vielfalt mit je einem Vertreter mitberaten.

Kliniken belasten den Haushalt laut Allgaier mit 45 Millionen Euro

Im Pressegespräch klangen auch die Großposten Kliniken, Katastrophenschutzzentrum und Stadtbahn an. Die Kliniken belasten den Haushalt 2025 nicht nur mit 30 Millionen, sondern 45 Millionen Euro, berichtete Allgaier. „Wir haben deshalb für die Kliniken einen ähnlichen Prozess angestoßen.“ Über das Katastrophenschutzzentrum werde im Herbst entschieden, wenn die genaueren Planungen vorlägen. Und die Stadtbahn werde der Landkreis so lange weiter verfolgen, wie der Bund an der 90-prozentigen Förderquote festhalte. Ob das nach der Bundestagswahl am 23. Februar noch der Fall sei, müsse man abwarten.

Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten will der Landkreis auch beim Personal. Im Prozess würden zwar Stellenanteile wegfallen und von den Mitarbeitern Flexibilität erwartet, auch schließe er einen Abbau von befristeten Arbeitsverhältnissen nicht aus, so Allgaier, doch müssten sich unbefristet angestellte Mitarbeiter nicht sorgen. Man stehe beim Abgang von vielen „Babyboomern“ im Wettbewerb, um auch wieder jüngeres Personal für sich zu gewinnen.