Kö 27 wird das Gebäude in der Königstraße auch genannt. Foto: Kreiszeitung Böblinger Bote
Eine Bürgerinitiative will den Gemeinderatsbeschluss, das Gebäude abzureißen, nicht akzeptieren. Weil auch der Bürgermeister Widerspruch eingelegt hat, wird nun erneut darüber beraten.
Veronika Andreas
17.10.2025 - 15:11 Uhr
Eine letzte Chance besteht noch: Obwohl der Ehninger Gemeinderat am 30. September den Abriss des sanierungsbedürftigen Gebäudes in der Königstraße 27 beschlossen hat, gibt es noch einen leisen Hoffnungsschimmer, dass das Meissnerhaus doch nicht den Baggern zum Opfer fällt. Denn in Ehningen hat sich eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern gebildet, die den Beschluss nicht akzeptieren will. Sie versuchen nun, die Entscheider zu einem Umdenken zu bewegen – zur Not auch mit einem Bürgerentscheid. Auch der Bürgermeister Lukas Rosengrün hat Widerspruch gegen den Abriss-Beschluss der CDU und Freien Wähler eingelegt und will das Thema am 21. Oktober erneut in den Gemeinderat einbringen.
Das Haus in der Königsstraße 27 prägt Ehningen bereits seit rund zwei Jahrhunderten. „Das Gebäude blickt auf eine fast 200-jährige und bedeutende Geschichte zurück“, erklärt Hannelore Röhm, Vorsitzende des Fördervereins Denkmal Ehningen und Sprecherin der Bürgerinitiative lebendige Ortsmitte Ehningen. „Es wurde 1834 vom Revierförster Häberlin erbaut, war einst Heimat der Weinhandlung Carl Meissner mit Kolonialwarengeschäft und spielte eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Ortskerns.“ Später war dort ein traditionsreiches Bekleidungsgeschäft. Unter dem Gebäude befindet sich einer der größten Gewölbekeller Ehningens, in dem in der Vergangenheit viele Feste stattgefunden haben.
Das Meissnerhaus Foto: Postkarte Archiv Heimatgeschichtsverein Ehningen
Seit 2008 ist das Haus bereits im Besitz der Gemeinde. Seitdem wurde immer wieder darüber diskutiert, was mit dem Haus geschehen soll. Drei Mal wurde es bereits vor dem Abriss bewahrt. Doch nun soll der klassizistische Putzfachwerkbau, der nicht denkmalgeschützt ist, endgültig dem Erdboden gleichgemacht werden. Und das, obwohl es bereits ein attraktives Nutzungs- und Sanierungskonzept gibt, das die Firma Jako Baudenkmalpflege in der vergangenen Gemeinderatssitzung ausführlich präsentiert hat. Besonders erfreulich für die Befürworter: Es gäbe bereits zwei Mietinteressenten für den gastronomischen Bereich.
Zwei potenzielle Mieter sind bereits gefunden
Im Erdgeschoss und Gewölbekeller sind laut dem Nutzungskonzept hochwertige gastronomische Angebote wie eine Kaffeerösterei mit Ladencafé oder eine Weinhandlung mit Restaurant vorgesehen, die an die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes anknüpfen. Im ersten Stock könnten Praxisräume für medizinische und therapeutische Dienstleistungen, die die medizinische Versorgung in Ehningen ergänzen, entstehen. Der zweite Stock und das Dachgeschoss könnten als Büroräume flexibel genutzt werden. Alle Stockwerke sollen laut der Firma Jako barrierefrei über einen außenliegenden Aufzug erreichbar sein.
Hannelore Röhm setzt sich für den Erhalt des Meissner-Hauses ein. Foto: Stefanie Schlecht
„Wir mussten uns jahrelang anhören, dass man das Gebäude nicht sanieren kann. Jetzt gibt es eine Machbarkeitsstudie und eine genaue Kostenanalyse und jetzt will man es abreißen“, so Hannelore Röhm. Die Kö 27, wie der Bau genannt wird, sei ein Schlüsselgebäude für die Belebung der Ortsmitte. Sie könnte nach der Sanierung mit einem guten Nutzungskonzept Leben in die Ortsmitte bringen, ist sich die Bürgerinitiative sicher. Gerade deshalb sei es entscheidend, sorgfältig zu überlegen, wie diese Fläche zukünftig genutzt werden solle, fügt die Ehningerin hinzu.
Den abgeänderten Antrag der CDU und Freien Wähler für die kommende Gemeinderatssitzung, der eine ergebnisoffene Diskussion vorsieht, begrüße die Bürgerinitiative grundsätzlich. „Allerdings bedauern wir sehr, dass diese Diskussion erst nach einem Abriss des Gebäudes stattfinden soll“, betont Röhm. Es sei immer gesagt worden, dass es keinen Abriss gebe ohne ein Nachnutzungskonzept, erklärt sie. Daher seien sie nun doch ziemlich erbost über die jetzige Vorgehensweise der beiden Fraktionen.
Wie geht es weiter?
Spricht sich die Mehrheit des Gemeinderats am kommenden Dienstag erneut für den Abriss des Gebäudes in der Königstraße 27 aus, so muss die Bürgerinitiative innerhalb von drei Wochen die erforderlichen Unterschriften für ein Bürgerbegehren vorlegen. „Unser Ziel ist es, eine lebendige Ortsmitte zu schaffen, und wir sind überzeugt, dass das Gebäude in der Königstraße 27 hierfür einen idealen Ausgangspunkt bietet und dass sich dafür viele Menschen in Ehningen begeistern“, sagt Röhm.