Kampf ums Präsidentenamt beim VfB Stuttgart Ein Duell ohne Aussicht auf Gewinner

Zwei, die beim VfB Stuttgart gut ankommen, aber nicht mehr miteinander auskommen: Thomas Hitzlsperger (li.) und Claus Vogt Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart begeistert wieder, seine Führungsfiguren sind akzeptiert und anerkannt. Und doch führt diese Konstellation in ein Duell zwischen Thomas Hitzlsperger und Claus Vogt. Dabei, kommentiert Dirk Preiß, kann es im Grunde keine Gewinner geben.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Weil beim VfB Stuttgart in den vergangenen Jahren viele Sätze von vielen Personen gesagt worden sind, war es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Ein Satz aber sollte prägend sein – immer wieder: „Es darf beim VfB keine One-Man-Show mehr geben.“ Es war auch eine Losung der Ära nach dem Rücktritt des umstrittenen Wolfgang Dietrich, der als Präsident meist wie ein allmächtiger Vorstandsvorsitzender agierte.

 

Letzteres Amt gab es seinerzeit noch gar nicht, nun hat es Thomas Hitzlsperger inne – und will nun auch noch Präsident werden. Der Ex-Nationalspieler wird das bestreiten und verweist schon jetzt auf sogar „ein Kontrollgremium mehr“, dem er sich dann stellen müsse. Er meint den Vereinsbeirat. Dennoch ist klar: Mehr One-Man-Show als bei einer Vereinigung der Ämter des Clubchefs und des AG-Bosses kann es im aktuellen VfB-Konstrukt kaum geben.

Die Harmonie war trügerisch

Die Kontrollfunktion der gewählten e.V.-Vertreter im AG-Aufsichtsrat wäre auf dem Papier zwar noch gegeben. In der Praxis aber aber würde Hitzlspergers Vereinspräsidium Hitzlspergers AG-Vorstand mit auf die Finger schauen. Eine schwer vorstellbare Konstellation, die eine zentrale Idee der aktuellen VfB-Struktur quasi ad absurdum führen würde.

Thomas Hitzlsperger strebt diese Lösung dennoch an und begründet sie mit einem so nie dagewesenen Frontalangriff auf den amtierenden Präsidenten Claus Vogt, dem er Gemütlichkeit im Amt, den Hang zur Profilierung, Geldverschwendung in der Aufklärung der Datenaffäre und die Blockade der sportlichen VfB-Entwicklung durch zögerliche Entscheidungen vorwirft.

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Die Deutlichkeit in seinem offenen Brief offenbart, wie trügerisch das harmonische Bild des VfB in den vergangenen Wochen war. Sie zeigt auch, wie groß offenbar der Leidensdruck des AG-Chefs ist, der nun sogar das Risiko einer Wahl gegen den eigenen Präsidenten mit all den negativen Begleiterscheinungen eingeht.

Der VfB als Verlierer des Duells?

Ein Kratzer am Image sei besser als ein Totalschaden, schreibt Thomas Hitzlsperger – und malt ein Schreckensszenario infolge einer vierjährigen Amtszeit Claus Vogts. Der allerdings hat am bislang so positiven Bild des VfB eben auch seinen Anteil, in dem er die Konflikte zwischen Fans und Vereinsführung ausgeräumt hat. Wie wertvoll das ist, haben die Differenzen auf diesem Feld in der Ära Wolfgang Dietrich gezeigt. Hitzlsperger hat derweil die sportliche Entwicklung und die Strukturreform erfolgreich vorangetrieben. Der VfB begeistert wieder.

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Kaum zu fassen ist es daher, dass ausgerechnet eine Konstellation, die der VfB lange nicht mehr hatte, womöglich in einem Duell dieser von Fans und Mitgliedern akzeptierten und anerkannten Führungsfiguren mündet. Gewinner kann es da kaum geben, Verlierer dagegen schon. Zum Beispiel den VfB Stuttgart.

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