Beim TSV Malmsheim lehrt Barbara Ambrus die fernöstliche Kampftechnik Aikido – die 59-Jährige ist die einzige Frau in ganz Deutschland, die den fünften Dan führt.

Wenn Menschen mit Messern und Schwertern aufeinander losgehen, wird es einem Angst und Bange. Beim TSV Malmsheim sieht man das jedoch entspannt, die Waffen, die in der Sporthalle zum Einsatz kommen, sind Geräte aus Holz. Mit ihnen wird außerdem nicht blind aufeinander eingeschlagen, sie sind Teil des Trainingsbetriebes der Aikido-Abteilung.

 

Der Verein ist Mitglied im Verband Traditional Aikido Europe, in dem er ein hohes Ansehen genießt. Einer der Gründe dafür ist Trainerin Barbara Ambrus. Die 59-Jährige ist die einzige Frau in Deutschland, die den 5. Dan führt, wie im Aikido die Lehrergrade genannt werden. Acht gibt es, mit jedem Aufstieg soll die Lehrqualität erhöht werden.

Ambrus unterrichtet seit 2005, zum Aikido kam sie 1991. Einmal wöchentlich trainiert die Gruppe, zusätzlich beteiligt sich Barbara Ambrus am Aufbau einer Aikido-Gruppe in Bietigheim-Bissingen. In Malmsheim wird das sogenannte Takemusu-Aikido gelehrt, das sich durch das umfangreiche Waffentraining auszeichnet. Das gefällt Ambrus an dieser Stilrichtung besonders gut, wie sie verrät. Außerdem betont sie, dass Takemusu sehr direkte Formen beinhaltet.

Aikido funktioniert ohne Wettbewerb

„Im Aikido weicht man zuerst aus, aber wir machen keine längeren einleitenden Bewegungen, sondern kommen gleich zur Technik“, erklärt sie den Ablauf und die Grundprinzipien des Sports: „Man gleitet an der Kraft vorbei.“ Aikido, sagt Barbara Ambrus, sei vor allem Selbstverteidigung. Besonders an der japanischen Kampfkunst ist, dass sie gänzlich ohne Wettbewerb stattfindet. „Ich wollte unbedingt etwas machen, wobei es keinen Wettkampf gibt“, erklärt die Malmsheimer Lehrmeisterin.

Barbara Ambrus zeigt, worauf es im Aikido ankommt. Foto: Andreas Gorr

Sie kam als junge Erwachsene zum Aikido. „In anderen Kampfsportarten hätte ich in diesem Alter keine Einstiegschance mehr gehabt“, erzählt sie von ihren ersten Schritten. Durch den fehlenden Wettkampf sei Aikido besonders anfängerfreundlich, meint Ambrus, „erste kleine Erfolgserlebnisse hat man sofort in jedem Training.“ Gegenseitiger Respekt und die japanische Etikette spielen überdies eine große Rolle.

Seit 20 Jahren gibt Barbara Ambrus diese Haltung an ihre Schützlinge weiter. Einer von ihnen ist der 27-jährige Tobias Schüle. „Das ist wirklich eine Sportart, in der man nie auslernt“, sagt er. Er kam mit sieben Jahren als schüchterner Junge in die Aikido-Gruppe, fühlte sich dort jedoch schnell geborgen und konnte sich ohne Erfolgsdruck entwickeln. Von Barbara Ambrus hat er viel gelernt, er lobt besonders ihr feines Gespür für die Schwachstellen der Mitglieder.

Aikido dient auch der Kontaktaufnahme

Mittlerweile bringt sich Tobias Schüle ebenfalls als Lehrer in der Abteilung ein. „Das eigene Wissen, das ich anderen Lehrern zu verdanken habe, möchte ich auf diese Art weitergeben“, erklärt er seine Motivation und verweist auf die Bedeutung des Ehrenamts: „Die Abteilung kann nur funktionieren, wenn alle sich einbringen.“

Die Entwicklung vom schüchternen Schüler zum engagierten Lehrer verdanke er auch Aikido, meint Tobias Schüle – der Sport habe ihm nicht nur bei der Kontaktaufnahme mit anderen Menschen geholfen, sondern auch viel Disziplin und Struktur gelehrt. Als Schüle vor 20 Jahren zum Kampfsport kam, war Silvia Bär ihm zehn Jahre voraus. Zu dieser Zeit hat die Trägerin des 3. Dan angefangen, das Kindertraining in Malmsheim zu leiten. Aikido lernte sie in einem Volkshochschulkurs kennen und sie ist dem Sport treu geblieben, den sie als „sehr effektive Verteidigungstechnik“ beschreibt. „Man lernt viel fürs Leben“, erzählt sie.

Handgreiflichkeiten gehören beim Aikido dazu. Foto: Andreas Gorr

Regelmäßig kommen Neulinge zum Training, unter ihnen ist Ilayda, die vom Kung Fu gewechselt ist, da sie etwas Neues ausprobieren wollte. „Im Kontrast zum Kung Fu steht die technische Ausführung über der Kraft“, sagt die Elfjährige. Für jeden, der etwas Neues probieren und dabei auf den Wettkampfdruck verzichten möchte, lohnt ein Besuch bei den Malmsheimer Aikidokas.