Auf staatliche Unterstützung haben die ohne Obdach im Stuttgarter Schlossgarten lebenden Roma keinen Anspruch. Unterstützt werden sie von Trägern offener Hilfsangebote. Dort erhalten sie Essen sowie Kleidung und können duschen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die im Schlossgarten kampierenden Romafamilien suchen Angebote der kirchlichen und freien Träger für Obdachlose auf. Dort hilft man ihnen gern mit Essen, Kleidung und Duschmöglichkeiten. Jedoch berichten die Verantwortlichen, dass ihre Einrichtungen dadurch stark belastet sind – und dass die zusätzliche Nachfrage mitunter Konflikte mit sich bringt. Die Situation sei schwierig, „es ist ein immenser Druck, den unsere Kollegen haben“, sagt Harald Wohlmann, Fachdienstleiter für offene Hilfen bei der Caritas. Das beobachte er sowohl in der Tagesstube an der Olgastraße, als auch in der Franziskusstube an der Paulinenbrücke. Auch von den Kollegen der Evangelischen Gesellschaft (Eva) habe er Ähnliches gehört, sagt Wohlmann. „Wir wollen natürlich helfen, und möglichst allen. Bei den Romafamilien ist die Anzahl der Leute, die auf einmal kommen, ein Problem“, fasst er zusammen, was die Mitarbeiter belastet.

 

Die Einrichtungen helfen gern – und sehen doch Probleme

Bis zu 20 Personen kämen auf einmal, um Essen oder Kleidung aus der Kleiderkammer zu erhalten. „Wir müssen dann – ob wir wollen oder nicht – auswählen und die Zahl beschränken. Das ist nicht leicht durchzusetzen. Aber wir wollen eben, dass unsere hiesigen Wohnungslosen auch noch Platz haben“, fügt Wohlmann hinzu. Wegen des Andrangs sei es auch schon zu Konflikten zwischen „einheimischen“ Obdachlosen und den Roma aus Rumänien, in seltenen Fällen aus Bulgarien, gekommen. „Wir stehen dann zwischen den Gruppen und werden angegangen.“ In einzelnen Fällen habe man sogar schon die Polizei gerufen. Diese Ankündigung sei trotz der schlechten Deutschkenntnisse verstanden worden – die Gruppen zogen sich zurück.

Anders geht das Personal des Cafés 72 des Vereins Mobile Hilfen vor. „Wir beschränken die Zahl nicht“, sagt die Sozialpädagogin Diana Neugebauer. Roma seien im vergangenen Jahr vereinzelt gekommen, dass aber ganze Sippen auf einen Schlag das Café aufsuchen würden, sei eine neue Entwicklung dieses Sommers. Bis zu 50 auf einmal würden ankommen, dann sei die Hälfte der Sitzplätze belegt. „Es kommt schon ein bisschen Neid auf bei unseren Stammgästen“, berichtet sie. Etwa weil die Romafamilien immer ein neues T-Shirt und Socken aus der Kleiderkammer wollen – hiesige Obdachlose würden da seltener nachfragen. Das Café habe schon seine Küche erweitert, auch wegen der gestiegenen Nachfrage. „Erst kamen Polen und Rumänen, nun noch die Roma“, beschreibt Neugebauer. Angehörige dieser Gruppe seien von 2014 an zunächst nur vereinzelt aufgetreten, seit diesem Jahr in immer größerer Zahl. Zurzeit überlege das Team, mindestens eine weitere Dusche einbauen zu lassen – bislang gibt es nur eine.

Gespräch mit der Unterstützung von Übersetzern soll helfen

Damit das Klima im Café gut bleibe, wolle man eine Art Vermittlungsgespräch anberaumen: Hiesige regelmäßige Besucher, die rumänisch sprechen, sollen übersetzen. Bei diesem Gespräch sollen die Roma erzählen, warum sie nach Deutschland kommen und was sie bedrückt. Die Stammgäste sollen ebenfalls von sich erzählen. Schon jetzt würden die Sprachkenntnisse der Gäste häufig zum Dolmetschen gebraucht.