Vancouver, Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2010, hat weit mehr zu bieten als Wintersport- möglichkeiten.

Es gibt (nicht nur) im Tourismus einen Hang zum Dickauftragen, zum Mehr-scheinen-wollen-als-Sein. Wie beim "Meerblick", der nur unter schmerzhaften Verrenkungen möglich ist auf dem Balkon des "All-inclusive"-Hotels, in dem die schmackhaften Drinks an der Bar extra und extra teuer bezahlt werden müssen. Es kann einem manchmal passieren, dass man sich solcher Gedanken schämt, und heute ist so ein Tag. Noch beim Frühstück im Hotel mitten in Vancouver hat man gespöttelt, aber jetzt rollt man kaum eine halbe Stunde nordwärts der Lions Gate Bridge, die Downtown Vancouver mit der Provinz British Columbia verbindet, den "Sea-to-Sky"- Highway entlang.

 

Eine Autobahn vom Meer zum Himmel? Aus dem Radio perlt feiner Jazz, die Gespräche im Mietwagen sind lange verstummt, und der Fahrer wünscht sich nichts sehnlicher als einen Rastplatz. Stopp! Das kristallklare Meer, der stahlblaue Himmel und die im gleißenden Sonnenlicht grell leuchtenden Schneemützen der tiefdunkelgrün bewaldeten Berge: Man möchte nicht mehr aufhören, diese Bilder in sich aufzusaugen. Sie haben Rastplätze gebaut, zum Glück sogar solche mit Aussicht, und so werden Tausende Sportler und Touristen von der Schönheit der kanadischen Natur schwärmen, wenn sie nach den Olympischen Winterspielen (12. bis 28. Februar) heimkehren aus Vancouver.

Wer aus der Metropole des kanadischen Westens zu den alpinen Wettbewerben ins gut 120 Kilometer entfernt gelegene Whistler will, muss nämlich den Highway 99 nehmen, der sich alsbald bergauf, bergab an eine pazifische Bucht schmiegt, so bezaubernd, dass sie ihm seinen Spitznamen gaben: Sea to Sky. Eine der schönsten Straßen der Welt ist er sowieso.

Ein streitbarer, weil subjektiver Superlativ, sicherlich. Doch manchmal macht eine gewisse Häufung ähnlich lautender Bewertungen auch solch eine Einzelmeinung glaubwürdig – wie im Falle Vancouver. Fragt man Vielreisende, landet die bevölkerungsreichste Stadt British Columbias fast immer in den Top Five. Glaubt man einer Erhebung der Unternehmensberatung Mercer, so genießen die aktuell mehr als zwei Millionen Einwohner der schnell wachsenden Metropolregion die viertbeste Lebensqualität weltweit. Und dem Wirtschaftsmagazin "The Economist" zufolge ist Vancouver sogar die lebenswerteste Stadt überhaupt.

Dies sind viele Superlative für einen Ort, der gar kein Superlativ zu sein verspricht, wenn man vor der Reise Karten, Daten und Fakten studiert: mittlere Größe, mittlere Temperaturen, architektonisch nordamerikanisch durchschnittlich, auf der bestens bestückten Einkaufsmeile Robson Street etwas mehr, im trendigen Einkaufsbezirk Gastown rund um die Water Street mit ihren kuscheligen Ziegelbauten etwas weniger. Fehlt noch die gleichförmig gitterförmige Anordnung der Straßen downtown, die ein Verlaufen unmöglich macht – voilà, vorhanden. Und doch umfängt den Besucher dieser Zauber...

Ist es der Spaziergang am Burrard Inlet entlang in North Vancouver, wo Sonne, Nebel und Wasser gemeinsam ein unvergessliches Heile-Welt-Bild in den beginnenden Tag malen? Ist es der Fast-Food-Lunch auf einer Bank am winterlich verwaisten Kreuzfahrtterminal mitten in der City, wo man Wasserflugzeugen hinterherträumt, die sich vor strahlend weißen Bergkuppen in den strahlend blauen Himmel erheben? Sind es die Einheimischen, die viel häufiger zu lächeln scheinen als ihre gar nicht weit entfernt wohnenden US-Nachbarn aus Seattle – und dem Touristen, der angesichts eines gewaltigen Felsbrockens mit einem Auto darunter am Straßenrand reichlich irritiert dreinblickt, fröhlich die Bedeutung Vancouvers als Drehort US-amerikanischer Fernsehserien erläutern? Oder ist es der Sonnenuntergangsmarsch durch den Stanley Park, der am Lost Lagoon Lake am Ende der Robson Street beginnt und mit einem atemberaubenden Blick auf die Lions Gate Bridge endet?

Wahrscheinlich ist es die einzigartige Kombination all dessen und die Tatsache, dass sich diese bezaubernde Mixtur ihrem Besucher schnell und unkompliziert erschließt, die Vancouver so verführerisch macht. Dick aufzutragen, das haben sie hier jedenfalls nicht nötig.

Vancouver und die Olympischen Winterspiele

Preise Der Wechselkurs des kanadischen Dollar (1 CA$ entspricht etwa 0,67 €) macht das Einkaufen für Europäer recht günstig. Auf den Schildern stehen häufig die aus dem Euro-Raum gewohnten Zahlen, doch kostet die Ware umgerechnet eben nur rund zwei Drittel. Achtung: Zollfrei nach Deutschland eingeführt werden dürfen Waren für bis zu 430 Euro (640 CA$).

Das kostet Vancouver Hamburger ab unter 1 € Einfaches Menü 10–17 € Schachtel Zigaretten 5,50 € Cocktails in Hotelbar ab 6 € Kleines Bier ab unter 2 €

Anreise Der Preiskampf auf den Transatlantikrouten ist heftig, entsprechend niedrig sind die Preise. Mehr als 650 Euro sollte man auf gar keinen Fall ausgeben. Für die Preisrecherche empfehlen sich Flugsuchmaschinen wie http://www.swoodoo.com.

Wetter Städte direkt am Meer erfreuen sich häufig eines eher gemäßigten Klimas, und so ist das auch im Falle Vancouvers. Der Januar ist der kälteste Monat, im langjährigen Mittel liegt die Höchsttemperatur hier bei 5,0 Grad, die Tiefsttemperatur bei 0,0. Am wärmsten ist es im Juli (23,3/17,7 Grad), die Monate April bis September sind laut Statistik die niederschlagsärmsten.

Unterkunft Man muss nicht viel Geld ausgeben. Der Autor dieser Zeilen hat sich nach dem Studium diverser Hotelbewertungsportale wie http://www.tripadvisor.de für das St. Regis Hotel (http://www.stregishotel.com) in der City entschieden, ein unprätentiöses, geschmackvoll eingerichtetes Haus mit freundlichem Service. Das Doppelzimmer gibt es ab 149 CA$ (100 €) pro Nacht, Frühstück, Mineralwasser und Internet bereits inklusive. Was Sie tun und lassen sollten Auf keinen Fall sollten Sie die Kanadier mit den US-Amerikanern vergleichen oder Kanada mit den USA. Das Verhältnis ist in etwa so wie zwischen Österreichern und Deutschen – das kleinere Volk fühlt sich schnell ungerecht behandelt. Auf jeden Fall sollten Sie zumindest einmal während Ihres Vancouver-Trips früh aufstehen. Luft und Licht und das alpine Panorama vor Wasser und Stadt sind kurz nach Sonnenaufgang schlicht sensationell.

CMT Reiseveranstalter für Kanada sind in Halle 4.