Viola Desmond war eine kanadische Bürgerrechtlerin und Vorkämpferin gegen die Rassentrennung. Die Regierung ihres Heimatlandes, die sie bereits zur nationalen historischen Person erklärt hat, widmet ihr nun auch als erster Frau Kanadas eine Dollarnote.

Ottawa - Mit einer Zehn-Dollar-Note ehrt Kanadas Zentralbank eine Frau, die vor mehr als 70 Jahren den Mut hatte, sich Rassendiskriminierung entgegenzustellen: Viola Desmond hatte sich geweigert, in einem Kino in der Atlantikprovinz Nova Scotia den Parkettbereich zu verlassen, der Weißen vorbehalten war. Mit einer Zeremonie im Museum für Menschenrechte in Winnipeg wurde der neue Dollarschein jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt und in Umlauf gebracht.

 

Kanadas Finanzminister Bill Morneau und Notenbankgouverneur Stephen Poloz waren zu der Feier gekommen. Neben ihnen saß Wanda Robson. Sie hielt eine der Banknoten in der Hand und küsste das darauf gedruckte Porträt von Viola Desmond. Die 91-Jährige ist Viola Desmonds jüngste Schwester. „Das ist unglaublich. Meine Schwester, eine Frau, eine schwarze Frau, ist auf einer Zehn-Dollar-Note“, sagt Wanda Robson. „Die Königin ist in guter Gesellschaft“, fügt sie unter Anspielung auf Königin Elizabeth II, die als Staatsoberhaupt die 20-Dollarnote ziert.

Rassismus im Kino

Viola Desmond, wurde am 6. Juli 1914 in Halifax geboren. Ihre Familie gehörte der schwarzen Mittelschicht an. In Montreal wurde sie zur Kosmetikerin ausgebildet. Die dortige „Field Beauty Culture School“ war eine der wenigen in Kanada, die schwarze Schülerinnen aufnahm. Atlanta und New York waren weitere Stationen der Ausbildung. Dann ließ sie sich in Halifax nieder und eröffnete ein Kosmetikstudio, das sich vor allem an schwarzen Frauen richtete.

Als sie am 8. November 1946 auf einer Fahrt von Halifax nach Sydney eine Autopanne hatte, musste sie in der Stadt New Glasgow übernachten. Den Abend wollte sie sich mit einem Besuch im Roseland Theatre verkürzen und fragte nach einem Ticket für das Parkett. Die Eintrittskarte, die sie erhielt, galt aber für den Balkon. Dies war der Bereich, in dem die Schwarzen saßen.

Als sie im Parkett Platz nehmen wollte, wurde sie von einem Mitarbeiter aufgefordert, diese Sektion zu verlassen und musste hören, dass das Kino „für Leute wie euch“ keine Karten für das Parkett verkaufe, eine Anspielung auf ihre Hautfarbe. Als sie sich weigerte zu gehen, wurde die Polizei gerufen, die sie festnahm und aus dem Kino zerrte, wobei sie sich verletzte.

Geldstrafe von 26 Dollar

Desmond verbrachte eine Nacht im Gefängnis und wurde am darauffolgenden Tag zu einer Geldstrafe von 26 Dollar verurteilt. Der Vorwurf: Sie habe nicht den höheren Preis und die darin enthaltene Vergnügungssteuer bezahlt und somit die Provinzregierung betrogen. Der rassistische Hintergrund wird in den Gerichtsdokumenten daher nicht deutlich.

Aus verfahrensrechtlichen Gründen hatte das Urteil bestand. Aber die Publizität, die der Fall erhielt, bedeutete einen wesentlichen Schub für den Kampf gegen Rassendiskriminierung in Nova Scotia und Kanada. 1954 wurde die „Segregation“ in Vova Scotia gesetzlich beendet.

Viola Desmond starb 1965 in New York. Sie wird oft als „Kanadas Rosa Park“ bezeichnet, obwohl Desmond ihren zivilen Widerstands neun Jahre vor Rosa Parks leistete. Parks hatte sich in Alabama geweigert, in einem Bus ihren Sitz für einen Weißen zu räumen. 2010 wurde Viola Desmond posthum freigesprochen und die Provoinzregierung entschuldigte sich dafür, dass es 1946 überhaupt zu einem Gerichtsverfahren gekommen war.