Die Union sucht noch nach einem geeigneten Bewerber für die OB-Wahl im Herbst. Vor allem aber ist die parteiinterne Findungskommission damit beschäftigt, jenen Kandidaten einen Rückzug schmackhaft zu machen, denen man keine Siegchance zubilligt.

Stuttgart - Nicht nur die Grünen, auch die politische Konkurrenz ist vom angekündigten Rückzug Fritz Kuhns (Grüne) als Oberbürgermeister kalt erwischt worden. Während sich bei der SPD mit Fraktionschef Martin Körner und dem Tengener Schultes Marian Schreier bereits zwei Bewerber in Position gebracht haben, ist die CDU vor allem noch damit beschäftigt, Bewerber auszusortieren, denen die Partei keine Siegchancen bei der OB-Wahl im November einräumt.

 

Bisher haben weder der Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann noch Ratsfraktionschef Alexander Kotz ihre Ambitionen auf eine Kandidatur offiziell begraben. Auch die ebenfalls gehandelte Bundestagsabgeordnete Karin Maag hat bisher nicht abgesagt. „Da starrt einer auf den anderen wie das Kaninchen auf die Schlange“, sagt ein CDU-Grande, der mit der Kandidatensuche vertraut ist. Das Trio beäugt sich – frei nach dem Motto: Wenn ich zurückziehe, müssen das die anderen aber auch tun.

Rottenburgs OB Neher signalisiert Interesse, andere halten sich noch bedeckt

Dementsprechend zurückhaltend verhalten sich jene Aspiranten, die von außerhalb kommen: Immerhin hat der Rottenburger Rathauschef Stephan Neher, dortselbst seit 2008 im Amt, schon mal sein Interesse bekundet – versehen mit dem Zusatz, er müsse erst noch Gespräche mit der parteiinternen Findungskommission führen, um die Unterstützung der örtlichen CDU zu gewinnen. Neher gilt als liberaler Unionspolitiker und hat sich etwa in der Flüchtlingsfrage Respekt als Verfechter einer Willkommenskultur erarbeitet. Ob der 46-Jährige damit bei der parteiinternen Findungskommission und an der konservativen Basis der Stuttgarter Kreis-CDU punkten kann, bleibt abzuwarten.

Kaum Zweifel an seiner Eignung lässt Backnangs OB Frank Nopper. Der 58-Jährige stammt aus Stuttgart, sein Vater war Stadtrat in Stuttgart, sein Bruder Klaus gehört der aktuellen CDU-Ratsfraktion an. Schon bei der OB-Wahl 2012 war sein Name als möglicher Kompromisskandidat im Duell zwischen dem früheren Landesminister Andreas Renner und dem von der CDU letztlich aufs Kandidatenschild gehievten parteilosen Unternehmer Sebastian Turner gehandelt worden. Nopper, seit 2002 Verwaltungschef in Backnang, brächte ebenfalls Verwaltungserfahrung mit – für die CDU ein wichtiges Kriterium im Angesicht einer möglichen Grünen-Kandidatin Muhterem Aras.

Ex-Kämmerer Föll und Ex-Wirtschaftsförderer Pfeifer stehen nicht zur Debatte

Dritter im Bunde ist Richard Arnold, seit 2009 Rathauschef in Schwäbisch Gmünd. Arnold wurde 2016 schon als CDU-Spitzenkandidat für das Amt des Ministerpräsidenten gehandelt, gab der CDU aber einen Korb. Auch er gehört dem eher liberalen Parteiflügel der CDU an, hat sich in der Asylpolitik mit dem als „Gmünder Weg“ apostrophierten Integration von Flüchtlingen in das Stadtleben einen Namen gemacht. Gegen eine Bewerbung Arnolds – er feiert am Samstag seinen 61. Geburtstag – spräche laut CDU-Kreisen freilich, dass er maximal eineinhalb Amtsperioden amtieren könnte. Zur Erinnerung: Fritz Kuhn (64) hatte auch sein Alter als Grund für den Verzicht auf eine weitere Kandidatur angegeben. Arnold hält sich ebenfalls bedeckt, hat eine Bewerbung aber nicht ausgeschlossen.

Nach Informationen unserer Zeitung ist in der Union außerdem Freudenstadts OB Julian Osswald als Kandidat im Gespräch. Der 54-Jährige amtiert dort seit 2008. Zwei weitere Christdemokraten mit Stuttgarter Stallgeruch stehen dagegen dem Vernehmen nach nicht zur Verfügung: Ex-Finanzbürgermeister Michael Föll will Amtschef im Kultusministerium bleiben und Ex-Wirtschaftsförderer Joachim Pfeifer macht als Bundestagsabgeordneter lieber große Politik in Berlin.