Die Freien Wähler in Stuttgart haben ihre Hausaufgaben vor der Gemeinderatswahl 2019 gemacht. Die Kandidatenliste ist fertig. Fraktionschef Jürgen Zeeb soll wieder Wahlkampflokomotive sein.

Stuttgart - Blitzstart der Freien Wähler: Sie haben am Donnerstagabend im Keefertal als erste der bei der Gemeinderatswahl 2019 antretenden Gruppierungen und Parteien ihre Kandidatenliste für den Stuttgarter Gemeinderat aufgestellt. Sie wird wieder angeführt vom amtierenden Fraktionschef, dem Architekten Jürgen Zeeb; von ihrer „Wahlkampf-Lokomotive“, wie der Kreisvorsitzende Peter Aichinger sagt. Für Zeeb ist es sein insgesamt neunter Kommunalwahlkampf.

 

Hinter ihm folgt die Stadträtin Rose von Stein. Ehe dann die anderen Fraktionsmitglieder Konrad Zaiß und Ilse Bodenhöfer-Frey auf den Plätzen 4 und 5 auftauchen, ist noch Michael Schrade auf Platz 3 gesetzt. Er ist ein Kandidatenneuling, sein Gesicht im Rathaus aber dennoch bekannt. Der gelernte Stuckateur aus Weilimdorf leitet die Fraktionsgeschäftsstelle. Peter Aichinger kandidiert auch, allerdings erst auf Platz 10, denn ihn zieht es mehr ins Regionalparlament, das ebenfalls am 26. Mai gewählt wird. Er führt für die Regionalwahl die Liste an, die die Wähler nur ganz oder gar nicht wählen können. Wie bei einer Landtagswahl kann man hier nur ein Kreuzchen machen. 2014 hatten die Freien Wähler aus Stuttgart nur einen Vertreter ins Regionalparlament entsenden können. Diesmal hofft man zwei durchzubringen. Das wäre dann der Apotheker und Ex-Stadtrat Christoph Gulde.

Sechs Stadtratsmandate sind das Ziel

Ins Rathaus möchten die Freien Wähler wie bei der Wahl 2009 mit mindestens sechs Stadträten einziehen – und damit die „Delle ausbeulen“, die die Wähler ihnen 2014 verpasst hatten, als sie nur noch vier Bewerber durchbrachten. Außer diesen Amtierenden sowie Michael Schrade bietet sich vorne auf der Liste auch Gerhard Veyhl (Platz 6) an, selbstständiger Sanitär-Handwerksmeister aus Bad Cannstatt. Dann folgen der bereits in anderen Ehrenämtern engagierte Uhlbacher Diplomphysiker Wolf Wölfel (7), Jochen Heidenwag (8), der in Feuerbach dem Gewerbe- und Handelsverein vorsteht, und der Bäcker- und Konditormeister Jörg Sailer (9) aus Münster. Sieben der 60 Bewerberinnen und Bewerber sind in sogenannten grünen Berufen wie Wengerter, Landwirt und Gärtner tätig. Die Jüngste ist die 18-jährige Schülerin Pia-Renée Gjoxhaj aus Degerloch auf Listenplatz 49. Der Älteste ist der 80-jährige Elektromeister Rolf Reihle, ebenfalls aus Degerloch, auf Platz 55. Für beide dürfte es schwer werden, so weit hinten auf der Liste. Größer werden die Chancen oftmals wieder ganz hinten, wohin der Blick eher geht. Bei der Gemeinderatswahl haben Wähler ja nicht nur die Möglichkeit, einen kompletten Listenvorschlag unverändert in die Wahlurne zu stecken. Sie können jeweils insgesamt 60 Stimmen vergeben und bis zu drei pro Kandidat, dabei auch Listen kombinieren.

Ganz hinten stehen bei den Freien Wählern auch noch bekannte Namen von Ex-Stadträten: Neben Gulde (Platz 58) Joachim Fahrion (59) und Robert Kauderer. Sie wollen nicht unbedingt zurück ins Rathaus, könnten aber überrascht werden. Dünn gesät sind Bewerber mit Migrationshintergrund. Diese große Bevölkerungsgruppe ist allerdings auch unter den nur etwa 130 Mitgliedern des Kreisverbands kaum vertreten.

Kein Streit um des Streits willen

Der Vorsitzende Aichinger zeigte sich mit der Liste, die er mit Beratern und nach Gesprächen mit allen Aspiranten aufgestellt hatte, sehr zufrieden: „Das sind bewährte Kräfte und ein sanfter Wandel.“ Zudem glaubt man Rückenwind zu verspüren. Streit um des Streites willen wie jüngst von den Parteien in Berlin und München vorexerziert, wollten die Wähler nicht, sagte Aichinger. Und die Freien Wähler hier sind eine Wählervereinigung, kein Teil jener Partei, die in Bayern mitregieren will. Er und seine Mitstreiter, sagt Aichinger, stünden für Vernunft und Sacharbeit. Das sei ihr Alleinstellungsmerkmal.

Bei ihrer Versammlung in der ehemaligen Zaisserei demonstrierten die 37 anwesenden Mitglieder perfekte Harmonie. Beide Listen beschlossen sie in geheimer Wahl einstimmig – in jeweils einem Wahlgang.