Jeden Samstag wird Hoch- und Weitsprung trainiert: Die Murrtalhoppers aus Sulzbach betreiben mit ihren Kaninchen die Sportart Kanin-Hop. Springfreudige Hoppler haben ihren Spaß dabei – und die Zuschauer ebenfalls.

Sulzbach - Immer samstags ist Trainingsstunde. Dann rollen die Bernhards vor ihrer Haustüre in Sulzbach den Teppich aus, stellen die selbst gebauten Hindernisse auf und legen los. Ein Brustgeschirr ist Pflicht beim Sport – zumindest für die vierbeinigen Teilnehmer, ohne die beim Kanin-Hop, einem Hindernisspringen für Kaninchen, rein gar nichts geht. Die in Deutschland vergleichsweise junge Sportart haben Nadine und Kai Bernhard vor drei Jahren auf einer Heimtiermesse kennengelernt – und sie waren sofort begeistert.

 

So haben sie die „Murrtalhoppers“ ins Leben gerufen. Jede Woche üben sie mit ihren Kaninchen den Hoch- und Weitsprung über Hindernisse. Ihre Kinder, der zwölfjährige Joshua und die neunjährige Tabea, sind ihre Co-Trainer. Wenn die beiden vor einem Hindernis ein aufmunterndes „Hopp“ rufen, wissen Speedy, Sammy, Penelope und Co. genau, wo der Hase lang läuft und setzen zum Sprung an.

„Wir halten und züchten schon immer Kaninchen“, erzählt Kai Bernhard, der betont, Kanin-Hop sei, wenn es verantwortungsbewusst praktiziert werde, eine sinnvolle Beschäftigung und keine Tierquälerei. „Viele Kaninchen sitzen nur im Stall“, sagt seine Frau Nadine. Ein Leben tagein, tagaus hinter einem Maschendraht zu fristen, das hält die Sulzbacherin für die schlechtere Alternative. Da nimmt sie es in Kauf, dass Kanin-Hopper von manchen Züchtern skeptisch beäugt werden.

Immerhin können die zwei Kanin-Hop-Gruppen im Landkreis auf die Unterstützung von Patricia Ritter zählen. Die Welzheimerin ist die Zuchtwartin für Kaninchen beim Kreisverband der Kleintierzuchtvereine und liefert ihr Kaninchen regelmäßig zur Trainingsstunde bei Tabea ab. „Ich habe Schlumpfine mitgebracht, und es hat ihr offensichtlich Spaß gemacht“, erzählt Patricia Ritter über ihr Mümmelmädel, das mit noch nicht einmal einem Jahr ein junger Hüpfer ist. Nicht jeder Hoppelhase sei für den Hindernislauf geeignet, sagt Ritter: „Einen gewissen Biss müssen sie schon haben.“ Aber den Kaninchen, die Spaß an der Sache haben, bleibe dank Kanin-Hop und der sich daraus entwickelnden engen Bindung zum menschlichen Sportpartner das Schicksal so manches Artgenossen erspart: „Kaninchen vereinsamen oft in ihrem Käfig und fangen an zu kratzen und zu beißen.“

Speedy, Sammy, Lucky, Luna und Schlumpfine hingegen schmiegen sich in den Trainingspausen tiefenentspannt in die Arme ihrer Besitzer und strecken alle Viere von sich. „Man muss aufhören, wenn es am Besten ist“, ist die Devise der Bernhards, die mit ihren acht Hasen auch an Turnieren teilnehmen. Wer tatsächlich an den Start gehe, das wisse man im Voraus nie so genau, sagt Kai Bernhard. Manchmal habe ein Kaninchen beim Training die Nase ganz weit vorne – und am Wettkampftag schlichtweg keinen Bock: „Das muss man dann halt akzeptieren.“

Sport für Zwei- und Vierbeiner

Hüpfsport
In Skandinavien praktizieren Menschen und Kaninchen seit gut 25 Jahren Kanin-Hop, Hindernisspringen für Kaninchen. Auch in Deutschland gibt es Kanin-Hop-Gruppen, die meisten sind an die Vereine des Zentralverbands Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter (ZDRK) angeschlossen. Kanin-Hop gilt – falls es nach den Bestimmungen des ZDRK betrieben wird – als artgerechte Beschäftigung für Kaninchen. Sie sollen sich „aus eigenem und freiem Willen“ über die Hindernisse bewegen.