Bei der Württembergischen Meisterschaft im Kaninhop haben sich am Wochenende die Freunde hüpfender Kaninchen in der Rundsporthalle Bernhausen getroffen – und die Tiere springen tatsächlich über Hindernisse. Na ja, zumindest die meisten.

Bernhausen - Noch sitzt Daisy in ihrem Stall und mümmelt vor sich hin. Über und unter ihr sowie links und rechts von dem Zwergkaninchen-Mischling sitzen in den Käfigen an diesem Samstagvormittag 149 Kaninchen von 40 Menschen in der Rundsporthalle Bernhausen. Sie warten auf ihren Einsatz. Daisy gehört Julia Mantwill, die aus Merklingen zur dritten Württembergischen Kaninhop-Meisterschaft angereist ist. Nun öffnet sie den Stall, holt Daisy heraus und kuschelt das Zwergkaninchen an sich. „Das Coole am Kaninhop ist, dass ich mich mit dem Tier beschäftige und eine Bindung aufbaue“, sagt Mantwill und trägt Daisy zur Bahn. Dort soll sie zeigen, wie hoch und weit sie springt.

 

„Kaninchen sind von Natur aus sprungfreudig“, sagt Ernst Wiederoder, der 2016 die Kaninhopgruppe Filder gegründet hat. Von denen nehmen keine Teilnehmer mit ihren Kaninchen beim Turnier teil. Es hätten leider mehrere abgesagt.

Julia Mantwill setzt ihr weißes Zwergkaninchen mit den großen, schwarzen Augen auf den Teppich. Daisy schnüffelt. Bevor sie auf der Bahn ihr Können zeigt, sind noch andere Tiere vor ihr dran. Aufgeregt sind beide nicht, sagt Mantwill. „Wir waren schon oft bei Turnieren.“

Die Hindernisse sind bis zu 35 Zentimeter hoch

Gerhard Bayha hat diese Kaninhop-Meisterschaft organisiert. Am Samstag springen die Kaninchen auf der Bahn und am Sonntag auf dem Parcours, erzählt er. „Die Halter haben mit den Kaninchen klein angefangen und vor sie zum Beispiel mal einen Ast gelegt.“ Danach steigern sie die Schwierigkeit immer mehr. „Kaninchen lernen schnell und sie brauchen Bewegung“, sagt Bayha. Er ist der Kaninhop-Beauftragte des Landesverbands der Rassekaninchenzüchter Württemberg und Hohenzollern.

Je nachdem, wie gut die Tiere springen, treten sie in unterschiedlichen Kategorien an. Die leichte Klasse bietet auf der geraden Bahn auf dem Teppich acht Hindernisse. Das höchste kann bis zu 25 Zentimeter hoch sein und es gibt eines, bei dem die Tiere maximal 25 Zentimeter weit springen sollen. Bei der mittelschweren Klasse gibt es zehn Hindernisse, die bis zu 35 Zentimeter hoch sein dürfen, und zwei Weitsprünge bis zu 40 Zentimetern.

Daisy hoppelt in der leichten Klasse. Die Hindernisse bestehen aus dünnen Stöckchen, die seitlich eingehängt sind. Berührt ein Tier diese, kullern sie runter. Julia Mantwill führt Daisy an einer langen Leine. Das Kaninchen hat das erste Hindernis geschafft. „Hop“, ruft ihr Mantwill zu und Daisy nimmt Anlauf und springt. „Super. Komm.“ Doch das Kaninchen springt nicht über das nächste. Punktverlust. Mantwill hebt sie rüber. Doch letztlich scheiden beide aus. „Das macht aber nichts“, sagt sie.

Das Holländerkaninchen Lucky saust geradezu über die Bahn

Am Rande der Bahn steht die Schiedsrichterin Ellen Scheidthauer. Sie und ihre Kollegen schauen, wie die Tiere hoppeln und notieren, ob sie Fehler machen. „In der ersten Runde scheiden viele Kaninchen aus“, sagt sie. Das geschieht schon, wenn sie mehr als vier Fehler machen. „Hier sind viele junge Kaninchen dabei“, sagt Scheidthauer. Die seien an Wettbewerbe noch nicht so gewöhnt. „Die Umgebung macht viel aus.“ In der Halle ist es sehr ruhig. „Wenn es den Tieren zu laut wird, kann es sein, dass sie nicht mehr springen wollen“, sagt Ernst Wiederoder von der Kaninhopgruppe Filder.

Nach Julia Mantwill ist Leonie Siller aus Laupheim an der Reihe. Ihr Holländerkaninchen Lucky läuft schnell die Bahn entlang und springt flugs über die Hindernisse. „Er hat sich richtig Mühe gegeben. Ich bin sehr stolz auf ihn“, sagt die 15-Jährige. Während manche Halter ihre Tiere mit Schnalzen oder Kommandos wie „Hop“ motivieren, braucht Siller all das nicht. „Das macht er ganz von selbst.“ Sie hat erst vor einem Jahr mit ihm begonnen zu trainieren. Auch die zweite Bahn, die für die Kaninhopper als Finale gilt, bewältigt Lucky souverän. Er macht nur einen Fehler. Dann geht Leonie Siller mit Lucky ins Freie. Er setzt sich auf einen Grünstreifen und sitzt ganz still da. „Jetzt ist er müde“, sagt Siller.