Ein Paar im südrussischen Krasnodar soll während Jahren Menschen ermordet und verspeist haben. Die Polizei kam dank eines Mobiltelefons auf ihre Spur. In der Wohnung wurden Konservendosen mit Menschenfleisch gefunden.

Moskau - Das Handy lag auf dem gusseisernen Gitter über einem Gully und wäre um ein Haar hinuntergefallen. Für Straßenbauarbeiter, die es am Montag vor zwei Wochen in einem Hinterhof in Krasnodar im Süden Russlands fanden, war es eine willkommene Ablenkung. Der Vorarbeiter Roman Chomjakow schaute, wie immer in solchen Fällen, nach Fotos und wäre fast umgefallen. Selfies zeigten einen sehnigen Mann um die 40. Vor ihm lag ein menschlicher Kopf. In der rechten Hand hielt er einen Arm. Er könne sich nicht erklären, warum, er habe aber sofort gewusst, dass es kein Photoshop war, sondern ein echtes Bild, erzählt Chomjakow.

 

Bald darauf meldete sich bei ihnen jemand, der seinen Hund Gassi führte. Er habe sein Telefon irgendwo fallen lassen, sagte er. Ob man es gefunden habe. Roman verneinte. Es war der Mann, der auf dem makabren Selfie zu sehen auf. Die Arbeiter waren ratlos, was sie mit dem Fund machen sollen. Die Lösung kam von selbst, als zufällig ein Streifenwagen vorbeikam. Die Arbeiter lieferten bei ihnen das Handy ab. Es war auf einen gewissen Dmitri Bakschejew angemeldet, der im nahen Wohnheim einer Fliegeroffiziersschule zusammen mit seiner Frau Natalja wohnte. Bei der Festnahme habe Bakschejew Widerstand geleistet, heißt es. Jedenfalls zeigt ein Foto ihn mit deutlichen Prügelspuren an Gesicht und Körper.

Bei der Haussuchung fand die Polizei Handys vermisster Menschen

Bei Verhören gab der Festgenommene an, er habe Teile einer zerstückelten Leiche am Abend des 8. September am nahen Waldrand gefunden. Die habe er in einen Rucksack verpackt und nach Hause mitgenommen. Dort habe er dann die grausigen Fotos inszeniert. Bei einer Durchsuchung der Wohnung fanden die Fahnder Leichenteile von Vermissten. Und sie entdeckten menschliche Körperteile, eingelegt in Salzlake in einem Weckglas, und eingefrorene Fleischstücke unbekannter Herkunft.

Die Polizisten fanden Handys von Menschen, die seit Monaten und sogar Jahren als vermisst galten, und eine Videoanleitung für die Zubereitung von menschlichem Fleisch und Kochrezepte dazu. In lokalen Zeitungen hieß es, Natalja Bakschejewa soll gestanden haben, sie und ihr Mann hätten Fleisch, dass sie nicht sofort aufaßen, auf Vorrat eingeweckt. Sie soll auch angegeben haben, dass sie bereits seit 1999 auf Menschenjagd gingen.

Über diese Angaben hinaus gibt es wilde Spekulationen: Könnten die Kannibalen Menschenfleisch verkauft haben? Könnte das Fleisch gar Offiziersschülern der Fliegerakademie vorgesetzt worden sein? Die Stadtverwaltung von Krasnodar stellte klar, dass alles Fleisch in Läden und Märkten ärztlicher Kontrolle unterliege.

In Russland gibt es etliche ungeklärte Mordserien

Das Ausmaß des Falls ist unklar. Spekuliert wird über bis zu 30 Ermordete. Voraussichtlich wird das Ehepaar aus Krasnodar wegen jetzt mehrfachen vorsätzlichen Mordes und Leichenschändung angeklagt. Da in Russland die Todesstrafe nicht mehr angewandt wird, werden sie zu lebenslanger Haft verurteilt. Falls die Expertise sie als geistesgestört einstuft, steht ihnen eine lebenslange medizinische Zwangsbehandlung bevor.

In der Sowjetunion wie in Russland gab in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Mordserien, die lange nicht aufgeklärt wurden. Bekannt wurde der sowjetische Massenmörder Andrej Tschikatilo, der von 1978 bis 1990 mindestens 53 Menschen getötet haben soll. 2007 wurde in Moskau ein Mann verurteilt, der nach eigenem Geständnis in einem Stadtwald 63 Menschen ermordet hatte. Nachgewiesen werden konnten ihm 49 Taten. Noch nicht abschließend geklärt ist der Fall eines Polizisten in der Nähe von Irkutsk in Sibirien. Er wurde wegen Mordes an 22 Frauen verurteilt, gestand 2015 aber 59 weitere Morde.