Im Interview erzählen die Luxusautohändler Michael und Sven Kanz, warum sie nur vollgetankte Autos verkaufen – und bei Mama manchmal im Hubschrauber aufkreuzen.

Lokales: Tom Hörner (hör)

Stuttgart -

 
Lieber Sven, lieber Michael Kanz, erst mal danke, dass Sie bei dem Wetter von der rauen Alb zu uns nach Stuttgart gekommen sind.
Sven: War kein Problem für uns. Wir sind in einem dicken Schlitten gekommen.
Michael: Einem Audi SQ7. Der Schneesturm unterwegs war heftig. Daheim bei uns liegt ordentlich Schnee auf der Straße.
Wer ist gefahren?
Sven: Ich, aber eigentlich lasse ich lieber den Michael fahren. Ich genieße es, einfach mal so danebenzusitzen.

Michael: Von wegen „einfach danebensitzen“! Der Sven gibt mir Kommandos. „Fahr schneller!“, „Fahr’ langsamer!“ Er verbessert sogar das Navi.

Uns freut Ihr Kommen auch deshalb, da es eine enge Verbindung zwischen Autohändlern und Journalisten gibt.
Sven: Und die wäre?
Bei Beliebtheitsumfragen rangieren unsere Berufe immer weit hinten. Wobei das Image von Autohändlern noch schlechter ist.
Sven: Das stimmt, weil in der Vergangenheit viele Leute von Autohändlern über den Tisch gezogen wurden. Aber mein Bruder und ich versuchen seit Jahren dagegen anzusteuern, indem wir Leuten Autos verkaufen, die zu ihnen passen und an denen nichts mehr gemacht werden muss. Vielleicht spricht sich das irgendwann rum, und dann sind Autohändler so beliebt wie Chirurgen.
Gehen wir in Gedanken 30 Jahre zurück. Wie sah da ein normaler Samstag auf der Alb aus?
Sven: Wir haben den Hof gekehrt, den Rasen gemäht und das Auto geputzt. Wenn wir den Mercedes unseres Vaters putzen durften, war das ein Highlight. Am Ende hat sogar der Stern gestrahlt.
Michael: Als Buben haben wir auch den Audi 80 unseres Nachbarn geputzt. Hinterher gab’s einen Hubba-Bubba-Kaugummi.
Das riecht nach Kinderarbeit.
Sven: Aber selbstverständlich. Da weißt du als Bub gleich, wohin die Sache läuft.
Angeblich sollen sich junge Leute heutzutage nur noch für Smartphones interessieren. Auf dem Land läuft das anders?
Michael: Aber sicher. Bei uns geht ohne das Auto gar nichts, da kommst du nirgendwohin. Deshalb haben bei uns Autos noch einen ganz anderen Stellenwert als in der Stadt.
Es muss ja nicht gleich ein Rolls sein. Wie kamen Sie darauf, Luxusautos zu verkaufen?
Michael: Das hat sich so ergeben. Angefangen haben wir mit alten Golf-II-Modellen für 500 Mark. Dann kam irgendwann ein Mercedes auf den Hof, dann ein Porsche, und wir fanden uns in der Luxusecke wieder.
Und Sie haben Autos verkauft, die Sie privat auch gern gefahren hätten.
Sven: Sicher war das auch Teil der Motivation. Unser Vater hat immer tolle Autos gefahren. Die Begeisterung für Autos wurde uns in die Wiege gelegt.
Sind Sie eigentlich eher Schrauber oder Kaufleute?
Michael: Sven ist schon noch Schrauber. Wenn es mal Probleme gibt, langt er auch mal selbst hin. Ich habe eher zwei linke Hände, obwohl ich Kfz-Mechaniker bin.
Eigentlich wollten Sie ja in einem Lamborghini nach Stuttgart kommen.
Michael: Das stimmt, aber bei dem Wetter haben wir uns für den Audi entschieden, auch weil der noch Winterreifen draufhat.
Die gibt’s für den Lamborghini nicht?
Sven: Aber sicher gibt es die. Reifenhändler haben für alle was. Die wissen, wie man Geld verdient.
Michael: Außerdem ist ein Lambo ein absolut wintertaugliches Auto, die neueren Modelle haben allesamt Allradantrieb. Da kommt man problemlos durch den Schnee, solange keine großen Eisbrocken auf der Straße herumliegen.
Ein Lamborghini gilt als Rennwagen mit Straßenzulassung. Bei welcher Summe fängt der Spaß an?
Michael: Einen guten gebrauchten bekommt man ab 80 000 Euro. Bei einem Neuen geht es dann bei 200 000 Euro los.
Vollgetankt?
Sven: Bei uns schon. Wir verkaufen nur vollgetankte Autos. Das gehört zum Service.
Aber Sie haben auch Kleinwagen im Angebot. Auf Ihrer Liste haben wir einen Polo gefunden.
Michael: Wir verkaufen auch neue Polo und Golf, die kommen aus demselben Konzern wie ein Bugatti und ein Lamborghini.
Warum kaufen Menschen Luxusautos? Zum Fahren oder als Geldanlage?
Sven: Natürlich gibt es Sportwagen, wenn man die pfleglich behandelt, kann man damit rechnen, dass die im Preis steigen. Aber die meisten unserer Kunden besitzen mehrere Autos und kaufen sich einen Sportwagen, weil sie den Fahrspaß genießen wollen.
Was zeichnet einen guten Autohändler aus?
Sven: Dass er so ist wie wir. Nein, ganz im Ernst: Als guter Händler musst du darauf achten, dass der Kunde rundum zufrieden ist. Es geht nicht nur darum, ihm ein Auto zu verkaufen. Man muss ihm auch beim Service helfen. Oder wenn es Probleme gibt.
Michael: Ein guter Händler muss spüren, ob ein Auto zu einem Kunden passt. Ich würde keinem einen günstigen Sportwagen verkaufen, wenn ich weiß, dass der sich den Unterhalt nicht leisten kann.
Stuttgart gilt als deutsche Feinstaubhauptstadt. Schlägt sich das auf Ihr Geschäft nieder?
Sven: Natürlich schauen die Leute auch auf Abgasnormen. Aber wenn ich ein Problem damit hätte, würde ich halt an einem Feinstaubtag nicht nach Stuttgart fahren.
Michael: Aber wie gesagt: Wir verkaufen Spaßautos. Da schaut keiner so genau auf Abgaswerte, obwohl die bei modernen Sportwagen oft nicht schlecht sind.
Wie man hört, sind Sie inzwischen auch im Hubschraubergeschäft.
Michael: Stimmt. Das ist so, seit wir mal den Hubschrauber von unserem Freund und Nachbarn, dem Trigema-Chef Wolfgang Grupp, nach Israel verkauft haben. Seitdem bekommen wir immer wieder Anfragen von Unternehmern, ob wir auch nicht ihren Hubschrauber verkaufen könnten.
In den TV-Serien heißt es, dass Sie, Michael, noch bei den Eltern leben.
Michael: Das tue ich noch. Wir sind keine Schauspieler, so wie wir im Fernsehen sind, sind wir wirklich. Wir sind kanz normal.
Dann stimmt es auch, dass es zum Mittagessen oft zur Mutter geht.
Sven: Absolut. Wir sind ausgesprochene Familienmenschen.
Michael: Dass die Familie zusammen am Tisch isst, ist für uns ein wichtiges Ritual, vor allem am Wochenende.
Und was kocht die Mutter am besten?
Sven: Linsen und Spätzle. Wenn es die gibt, müssen wir pünktlich sein. Da setzt man sich auch mal in den Hubschrauber. Es muss nicht immer der Ferrari sein. Außerdem muss der Heli auch mal bewegt werden.