Ihr Tod überschattet ihre Biographie: Wegen einer schmerzhaften Lichtallergie nahm sich die Kanzlergattin Hannelore Kohl das Leben. Am 7. März wäre sie 80 Jahre alt geworden.

Ludwigshafen - Es ist ein schlichter Stein mit bronzefarbenen Buchstaben, dort, wo Hannelore Kohl begraben liegt. Das Familiengrab liegt friedlich unweit der Aussegnungshalle des Friedhofs im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim in Rheinland-Pfalz. „Hannelore Kohl 1933 - 2001“ steht dort neben weiteren Namen der prominenten Familie geschrieben. Nur knapp vier Kilometer ist der Bungalow der Kohls entfernt. Dort hatte sich die 68-Jährige am 5. Juli 2001 mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben genommen.

 

Am 7. März wäre sie 80 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass sollen wieder Kränze und Gestecke zu dem kleinen Friedhof gebracht werden. Ob der frühere Bundeskanzler und CDU-Chef Helmut Kohl zum Grab seiner Frau nach Friesenheim kommen wird, teilt er nicht mit. Wie er den Tag verbringe, betrachte er als seine Privatangelegenheit, ließ der Altbundeskanzler sein Berliner Büro erklären. Die Stadt Ludwigshafen und die örtliche CDU wollen Hannelore Kohl mit Blumen gedenken.

Im Kanzlerbungalow lebt Kohl mit seiner zweiten Frau

Der frühere Kanzlerbungalow in Oggersheim sieht von außen friedlich aus. Dort lebt der 82-jährige Kohl zurückgezogen mit seiner zweiten Ehefrau Maike Kohl-Richter (Jahrgang 1964). Weißer Rauch steigt aus dem Kamin auf. In den vergangenen Tagen sind Hannelore Kohl, aber auch der Altkanzler, wieder in die Schlagzeilen gerückt.

Die beiden Kohl-Söhne Walter und Peter haben sich in Medien geäußert zum Tod von Hannelore Kohl. Es gehe ihnen vor allem um eine Würdigung ihrer Mutter. Der Jüngere von beiden, Peter Kohl, schreibt zur Neuauflage der Biografie „Hannelore Kohl - Ihr Leben“ im Vorwort: „Hannelore Kohl machte Helmut Kohl, so wie wir ihn kannten, möglich.“ Das Buch hatte er gemeinsam mit Dona Kujacinski verfasst.

"Weibliche Klugheit und emotionale Intelligenz"

Weiter schreibt Peter Kohl: „In gewisser Weise war es meine Mutter, die sein übergroßes Ego (...) bändigte und durch ihre weibliche Klugheit und emotionale Intelligenz ergänzte.“ Von ihrem Tod erfuhr er in London - am Tag, als seine Frau Elif ihm sagen wollte, dass sie schwanger ist. Hannelore Kohl erlebte das nicht mehr.

Der Grund für ihren Tod war eine schmerzhafte Lichtallergie, die sie zuletzt zu einem Leben in Dunkelheit gezwungen hatte. Bekannt wurde das erst nach ihrem Selbstmord. Kohl - 1933 in Berlin als Hannelore Renner geboren - war in der Öffentlichkeit als Ehefrau bekannt, die im Schatten ihres Mannes stand und ihm nach Kräften den Rücken freihielt. Beim Tanzen in Ludwigshafen lernten sie sich kennen, verheiratet waren die Kohls 41 Jahre lang.

Der älteste Sohn Walter sprach mit Peter Kohl in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ vergangenen Donnerstag über seine Mutter. Für ihn war sie kurz vor ihrem Tod in einer „Sackgasse“, einer „Mischung aus Sinnlosigkeit und Schwäche“. Hannelore Kohl habe nicht nur an körperlicher Schwäche gelitten. Ihr Lebensinhalt als ausgleichendes Element war nach Ansicht von Walter Kohl - auch durch die CDU-Spendenaffäre, die das Bild von Helmut Kohl in der Öffentlichkeit stark veränderte - weggefallen. Peter Kohl sagte der „Süddeutschen Zeitung“ Ende Februar: „Als ihre Unantastbarkeit schließlich weg war, stand sie vor den Trümmern ihres Selbstverständnisses.“

Erinnerung wachhalten

Auch die Stiftung für Unfallopfer mit Schäden des zentralen Nervensystems (ZNS), die Kohl 1983 gegründet hatte, will das Gedenken an sie wachhalten. „Hannelore Kohl war eine besondere Frau, und deshalb werden wir aus Anlass ihres 80. Geburtstags einen Preis ausloben, der ebenfalls an eine besondere Frau gehen soll“, sagt Geschäftsführerin Helga Lüngen. Ausgezeichnet werden solle eine Mutter, die sich mehr als zehn Jahre lang um ihren im Wachkoma liegenden Sohn gekümmert habe. „Es geht um die Lebensleistung, die wir würdigen wollen“, sagt Lüngen.

An ihrem zehnten Todestag besuchten Helmut Kohl und seine Söhne getrennt voneinander den Friedhof in Friesenheim. Einem Gedenkkonzert in Speyer blieb der Altbundeskanzler fern. Ob es diesmal ein Gedenken im ganzen Familienkreis wird, zeigt sich an diesem Donnerstag.