Die Kanzlerin hat die Automesse IAA offiziell eröffnet und so manche Karosse bestiegen.

Frankfurt/Main - Die Euro-Krise und Kritik aus den eigenen Reihen lassen der Bundeskanzlerin keine Ruhe. Aber beim Rundgang auf der Automesse IAA hat Angela Merkel (CDU) am Donnerstag wenigstens etwas Zeit zum Verschnaufen. „Sie dürfen sich entspannen“, sagt der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann, zur Begrüßung. Und Merkel bedankt sich artig und lobt die deutsche Autoindustrie als „zentrale Stütze der Volkswirtschaft“.

 

Was die Autohersteller und die Zulieferer auf die Räder stellen, schaut sich die Kanzlerin dann genauer an. Sie tätschelt glänzende Karosserien, klappt Türen auf und testet Sitze. „Das wird ein gutes Sitzgefühl“, sagt sie in ein Mikrofon, nachdem sie aus dem auf der IAA vorgestellten Elektrofahrzeug von BMW, dem i3, aussteigt. Die Autohersteller versuchen sich darin zu überbieten, dem Publikum und auch der Kanzlerin das Auto der Zukunft zu präsentieren. Und das Elektrofahrzeug steht auf der diesjährigen IAA im Mittelpunkt, dem Thema ist eine ganze Halle gewidmet.

Merkel glaubt an eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020

Am Opel-Stand wird sie vom Vorstandsvorsitzenden Karl-Friedrich Stracke mit der Frage konfrontiert, ob sie glaubt, dass die Ziele der Nationalen Plattform Elektromobilität erreicht werden. Diese sehen vor, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen. „Wenn Sie sich anstrengen und wir unsere Zusagen halten, werden wir das schaffen“, sagt Merkel. Die Bundesregierung hat sich unter anderem dazu bereiterklärt, den Aufbau von Ladestationen durch entsprechende Rahmenbedingungen zu fördern.

Bei Daimler wird Merkel ein anderes Konzept vorgestellt, das Fahren mit einer Brennstoffzelle. Dabei wird über die Verbrennung von Wasserstoff der Elektromotor angetrieben. Merkel, promovierte Physikerin, fragt interessiert: „Wird weiter etwas für die Infrastruktur von Wasserstoff getan?“ Darauf antwortet der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche, dass in Deutschland 1000 Tankstellen gebraucht würden. Das erfordere Investitionen von 1,4 Milliarden Euro. Daimler will bis 2014 selbst 20 solcher Tankstellen errichten. Es sind vor allem die deutschen Autohersteller, die Merkel besucht. Sie schreiben derzeit eine von vielen Experten nicht erwartete Erfolgsgeschichte, nach dem Absturz im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise. Und zeigen damit: Die Börsen kommen ins Trudeln, aber der Realwirtschaft geht es gut - noch.

Innovation erhält Rolle auf den Weltmärkten

Merkel erwähnt in ihrer Rede zur Eröffnung der Messe die Hilfen der Bundesregierung über die Umweltprämie, die dazu beigetragen haben. Sie sagt aber auch, dass es vor allem die Innovationen der deutschen Autoindustrie waren, die ihr derzeit immer neue Rekordzahlen bescheren. Und sie mahnt zum Weitermachen: „Wenn wir nicht innovativ sind, wird unsere Rolle auf den Weltmärkten massiv abnehmen“, sagt sie.

Beim weltgrößten Zulieferer Bosch steht sie vor einem Hybrid-Antrieb, der jede Achse separat bewegt. Davor verkündet ein grüner Aufkleber: „Sauber und sparsam“. Merkel lobt, die Entwicklungen zeigten, „dass man im Bereich Elektromobilität sehr gut unsere Gesamtkenntnisse brauchen kann“. Beim fränkischen Zulieferer Schaeffler wird ihr erklärt, dass sich aus dem herkömmlichen Verbrennungsmotor noch 30 Prozent Effizienz herausholen lässt. „Interessant“ findet Merkel das und hält das für ebenso wichtig, wie an die alternativen Antriebskonzepte zu denken.

Es sind die Entwicklungen „Made in Germany“, die nach den Worten Merkels ihrerseits etwas antreiben, nämlich Europa. Die deutsche Autoindustrie sei ein Wachstumsmotor in Europa und für Europa, lobt die Kanzlerin. Allerdings könne das auf Dauer nur gut gehen, wenn es der EU insgesamt gut gehe. Und so spannt sie doch noch den Bogen zur Debatte um den Euro und die Krise einzelner Mitgliedsstaaten. Deutschland sei „aus ureigenstem Interesse verpflichtet, seinen Beitrag zu leisten, um den Euro zu sichern“, erklärt Merkel. „Alles, was diesem Ziel dient, ist zu tun und alles, was dem nicht dient, ist zu unterlassen.“