Ein Biotop im Stuttgarter Osten bekommt seit Monaten zu wenig Wasser und muss regelmäßig aufgefüllt werden. In dem Fall war ein Rohr kaputt – allerdings versiegen auch immer öfter alte Quellen.

Stuttgart. - Den Fröschen im Froschbeißer in Gaisburg geht es gerade gut. Die andernorts so zerstörerischen Gewittergüsse haben sie mit viel frischem Wasser versorgt, ihr Teich ist gut gefüllt, beste Voraussetzungen also für die gerade noch andauernde Paarungszeit. So gut ist es den Fröschen in den vergangenen Wochen und Monaten aber nicht immer gegangen. Zeitweise saßen sie fast auf dem Trockenen und aus den vielen Kaulquappen wären beinahe nie so prächtige und lautstarke Teichfrösche geworden.

 

Das Biotop mit dem klangvollen Namen Froschbeißer ist dank des Teichs, des vor nicht allzu langer Zeit sanierten Spiel- und des benachbarten Bolzplatzes bei Kindern und Eltern gleichermaßen beliebt. Es liegt am Ende der gleichnamigen Klinge, die am Hang unterhalb des Waldheims Gaisburg beginnt. Der Froschbeißer-Bach floss einst von dort herunter bis in das einstige Dorf Gaisburg hinein und war zwischenzeitlich nicht ganz unwichtig für die Wasserversorgung der Gaisburger. In der Broschüren-Reihe Ost-Wege des Kulturtreffs Stuttgart-Ost (Weg Nr. 8) heißt es dazu: „Im Gewann Froschbeißer entspringt eine reichlich schüttende Quelle, die um 1800 zur Wasserversorgung Gaisburgs gefasst wurde. Der Überlauf aus dem Wasserreservoir speist heute den Froschbeißerbach.“

Der Lauf des Baches ist zwar die Klinge hinab noch zu erkennen, auch der letzte Abschnitt, bis er unter dem Ende des Wasserbergwegs verschwindet. Wasser floss dort zuletzt aber eher selten. Das versetzte die Froschbeißer-Fans natürlich in Aufregung. Im Bürgerhaushalt 2021 wurden Verbesserungen für den Teich angemahnt, auch Gelbe Karten an die Stadt wurden geschickt. Das hatte zunächst immerhin den Erfolg, dass das Garten-, Friedhofs- und Forstamt, das für das Biotop zuständig ist, den Teich regelmäßig mit frischem Wasser auffüllen ließ. So konnten dort Tannenwedel, Teichrosen, Kaulquappen und Libellen ungefährdet wachsen und gedeihen. Das eigentliche Problem des andauernden Wassermangels war damit aber nicht gelöst.

Nach den Ursachen geforscht

Die Stadt und die Netze BW, auf deren Grundstück die ein Stück weit oberhalb des Biotops liegende Quelle entspringt, begannen also gemeinsam, nach den Ursachen zu forschen. „Unser zuständiger Bauaufseher versucht schon seit dem zeitigen Frühjahr gemeinsam mit der Netze BW den weitgehend versiegten Wasserzufluss wieder herzustellen“, antwortet die Kommunikationsabteilung der Stadt auf eine entsprechende Anfrage. „Dazu wurden Schächte gereinigt und Schieber kontrolliert.“

Die Netze BW nahm den Quellbehälter und die entsprechenden Zu- und Abläufe noch einmal genau unter die Lupe. Das Quellwasser füllt im Normalfall zunächst den Quellbehälter. Ist der voll, läuft er über, das Wasser fließt im Froschbeißerbach hinunter zum Biotop und füllt den Teich, aus dem Überlauf dort wird dann der restliche Bachlauf bis zum Wasserbergweg gespeist. Die Mitarbeiter der Netze BW wurden auch fündig: „Tatsächlich aber war offenbar ein Rohr zwischen Brunnen und Quellbehälter gebrochen, weshalb kein Wasser mehr im Behälter und folglich auch nicht mehr im Teich ankam“, teilt die Netze BW mit. In den vergangenen Wochen wurde das Rohr repariert, der Wasserbehälter füllt sich nun wieder. Und gerade nach Gewittergüssen wie in den vergangenen Tagen sollte nun auch wieder genug Wasser im Froschbeißerteich ankommen.

Froschbeißer ist kein Einzelfall

Der Stadt wäre es natürlich sehr recht, wenn das Problem so gelöst wäre. Allerdings ist der Froschbeißer offenbar kein Einzelfall. „Dass alte Quellen versiegen, haben wir auch an anderen Stellen“, teilt ein Stadtsprecher mit und nennt als Beispiel die Bopseranlage. „Wir hoffen weiter, dass der Zufluss wieder funktioniert“, schreibt die Pressestelle der Stadt weiter zum Gaisburger Biotop. „Bis dahin wird der Wasserstand auf einem niedrigen, aber für Amphibien ausreichenden Niveau durch Befüllung mittels Wasserwagen gehalten.“ Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt sei mit dem Umweltamt in Kontakt, „um sich über den Umgang mit künstlich angelegten Gewässern bei versiegendem Zulauf abzustimmen“. Und es ist zu befürchten, dass dieses Thema die beteiligten Ämter bei fortschreitender Klimaerwärmung und häufigeren Trockenperioden immer öfter beschäftigen wird.