Rund 150 Menschen haben sich am Karfreitag zum Frauenkreuzweg getroffen. Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt haben die Teilnehmer an verschiedenen Stationen geistliche Impulse erhalten. Es geht um Rechtspopulismus, Rollenbilder und Schönheitsoperationen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Dass mitten auf der Königstraße, auf der sonst von Montag bis Samstag Einkaufstrubel herrscht, rund 150 Menschen gemeinsam singen und beten, kommt nicht alle Tage vor. Doch am Karfreitag ist es seit zwölf Jahren die Regel: Zahlreiche Frauen und einige Männer treffen sich zum ökumenischen Frauenkreuzweg in der Stuttgarter Innenstadt und erhalten an verschiedenen Orten geistliche Impulse, singen und beten.

 

„Unser Ziel ist es, durchkreuzte Lebenswege von Frauen in den Blick zu nehmen und in Beziehung zum Kreuzweg Jesu zu setzen“, erläuterte Claudia Schmidt, geistliche Beirätin des katholischen deutschen Frauenbundes. Sie übernahm am Freitag gemeinsam mit der evangelischen Landesfrauenpfarrerin Eva Bachteler die Moderation und Führung der großen Gruppe. Nach der ersten Station an der katholischen Domkirche Sankt Eberhard führten die beiden Frauen die Teilnehmer zum Neuen Schloss. „An diesem Ort der Politik und Geschichte wollen wir uns bewusst werden, wie wichtig unsere demokratisch-freiheitlichen Grundwerte sind“, sagte die Landespfarrerin Bachteler. Immer mehr Menschen würden sich dem Rechtspopulismus hingeben – meist aus Angst und weil sie in den flüchtenden Menschen, die hier ankommen, eine Bedrohung sehen. Gerade Frauen seien in Kriegsgebieten aber völlig ausgeliefert: „Diese Menschen dürfen zu Recht auf unsere Hilfe hoffen.“

Rechtspopulisten haben veraltete Rollenbilder im Kopf

Zudem seien die Rollenbilder in den Programmen der rechtspopulistischen Parteien oft bedenklich: „Frauen werden wieder auf die Rolle als Hausfrauen und Mütter festgelegt, Männer als Versorger“, sagte Bachteler. Damit würden Frauen alles aufgeben, was sie sich über die Jahre in Hinblick auf Selbstbestimmung erarbeitet hätten. Und obwohl diese Freiheit manchmal aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten auch anstrengend sein könne, dürfe es kein Zurück geben: „vor allem nicht aus Angst vor der Vielfalt.“

Am Ende gibt es Wasser und Brot

An den anderen Stationen nahmen die Frauen die schwierige Situation von Pfarrerinnen in Lettland in den Blick: In einigen lutherischen Kirchen werden Frauen nicht mehr ordiniert, also zu einem geistlichen Amt gesegnet, erläuterte Schmidt. Bevor sich die Gruppe zum Abschluss bei Wasser und Brot in der Hospitalkirche traf, hatte die Frauenärztin Claudia Köhler über Äußeres gesprochen: In ihrem Alltag als Ärztin bemerke sie, dass immer mehr Frauen nicht so aussehen wollten, wie Gott sie geschaffen habe: „Ich wünsche uns Frauen, dass wir unseren Körper annehmen, uns um ihn sorgen, ihn pflegen und keinen unerreichbaren Idealen hinterherhinken.“