Der 1880 in Vaihingen geborene Bauernsohn Karl Friedrich Mezger, der nur 31 Jahre alt wurde, hat in seinem kurzen Leben de Nachwelt als Heimatdichter mindestens 160 Gedichte hinterlassen, mit denen er sein Leben und seine Zeit dokumentiert hat.

Vaihingen - Wenn in Vaihingen von einem dichtenden Mezger die Rede ist, dann geht es meist um den ehemaligen Bezirksvorsteher Walter Mezger, der von 1967 bis 1984 im Vaihinger Rathaus das Sagen hatte. Walter Mezger, der im Februar des vergangenen Jahres im Alter von 90 Jahren verstorben ist, war aber nicht der Erste namens Mezger, der seine zahlreichen Erfahrungen und Erlebnisse in Vaihingen in Gedichtform verarbeitet hat. Der erste dichtende Mezger dürfte vielmehr der 44 Jahre vor Walter im Jahr 1880 geborene Karl Friedrich gewesen sein. Der mit Walter Mezger nicht verwandte Sohn einer Bauernfamilie griff in den Jahren vor und nach der Jahrhundertwende regelmäßig zu Papier und Feder und hat in Versform vor allem Persönliches dokumentiert. Mehr als 160 Gedichte hat Karl Friedrich Mezger im Laufe seines kurzen, gerade mal 30 Jahre währenden Lebens geschrieben.

 

Das Leben und Werk des Vaihinger Heimatdichters, dessen erster Gedichtband mit dem Titel „Herzensecho“ 1904 von der Druckerei Karl Scharr herausgegeben wurde, ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Das möchte Folkmar Schiek, der Vorsitzende des Vereins Historisches Vaihingen, gerne ändern. Noch im Laufe dieses Jahres will er eine Mezger-Biografie veröffentlichen. Einem Zufall und wohl auch Walter Mezger ist es zu verdanken, dass Karl Friedrich Mezger nicht völlig in Vergessenheit geraten ist. Bei einer Recherche in anderer Sache wurde auf dem Vaihinger Friedhof schließlich das Grab des um die Jahrhundertwende lebenden Dichters miterfasst und als erhaltenswert im Sinne des Denkmalschutzes eingestuft. Erst Nachforschungen ergaben, dass der am 7. November 1880 geborene Karl Friedrich als achtes Kind der Eheleute Christian Gottlob und Margarethe Mezger, geborene Hornbacher, zur Welt kam. Bereits im Alter von einem halben Jahr wurde bei ihm eine Rückenmarkserkrankung diagnostiziert, die im Alter von vier Jahren schließlich als unheilbar eingestuft wurde.

Als der Vater starb und auch die Mutter wegen eines Leidens für längere Zeit in ein Krankenhaus musste, kam der Junge, dessen Geschwister mit Ausnahme der nach ihm geborenen Schwester alle im Kindesalter starben, vorübergehend in ein Waisenhaus. Als Kind einer armen Bauernfamilie wuchs Karl Friedrich Mezger in der Vaihinger Ortsmitte an der Ernst-Kachel-Straße auf. Seine fortschreitende Krankheit und die Armut der Familie forderten dabei ihren Tribut. Nur bedingt konnte Karl Friedrich zeitweise die Volksschule besuchen.

Bereits im Alter zwischen 15 und 17 Jahren verfasste der Jugendliche aber seine ersten Gedichte. Früh soll der junge Mann zudem schon sein Geld, das er in jungen Jahren teilweise mit Näharbeiten für eine örtliche Textilfirma verdiente, in Literatur investiert haben – auch wenn er dafür hungern musste.

Dass der Gedichtband „Herzensecho“ 1904 von der Druckerei Karl Scharr veröffentlicht wurde, ist vermutlich dem Umstand zu verdanken, dass Mezger zu dieser Zeit für Scharr tätig war. Auch in der Allgemeinen Filderzeitung sowie in der Zeitung Stuttgarter Neues Tagblatt und in der Sonntagsausgabe der Süddeutschen Zeitung wurden Gedichte Mezgers abgedruckt. Ein zweiter Gedichtband mit dem Titel „Blüten am Wege“, der 1913 – also zwei Jahre nach seinem Tod – im Steinkopfverlag erschienen ist, wurde dort vermutlich auf Betreiben von Karl Friedrichs Schwester Anna-Maria veröffentlicht.

Eines der großen Vorbilder war für Karl Friedrich Mezger der Warmbronner Heimatdichter Christian Wagner, dem er auch zwei Gedichte widmete. Auch persönlich hat er mit dem Dichter, der für Mezger so etwas wie eine Vaterfigur gewesen sein könnte, in Kontakt gestanden. In den Jahren zwischen 1904 und 1909 schrieb er so manchen Brief an Wagner. Diese handgeschriebenen Schriftstücke finden sich heute im Archiv der Wagner-Gesellschaft, ebenso eine Ausgabe des Lyrikbandes „Herzensecho“, das Mezger signiert und Wagner gewidmet hat. Ob Wagner auf die Schreiben Mezgers je geantwortet hat, ist nicht bekannt. Auch fehlt jede Spur von den originalen handschriftlich verfassten Gedichten Mezgers.

Sein Werk ist vor allem aus einem Grund von besonderer Bedeutung: Da Mezger seine Emotionen, Erfahrungen und Lebensumstände mit ständigen Schmerzen in den Gedichten festgehalten hat, sind nicht zuletzt nach der Auffassung von Experten die Gedichte „aus soziologischer Sicht“ wertvoll. Sie dokumentierten ein Stück des Lebens von Mezger und die Zeit, in der der fast vergessene schwäbische Heimatdichter gelebt hat.