Das Lapidarium ist wieder geöffnet. Zu verdanken ist das Menschen wie Brigitte und Wolfgang Hahn.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Karlshöhe - Für Brigitte Hahn war es fast Liebe auf den ersten Blick. Im Jahr 2000 zog sie mit ihrem Ehemann nach Stuttgart in die Mörikestraße. Durch Zufall stießen sie auf das städtische Lapidarium. Damit begann eine besondere Beziehung Brigitte Hahns zum Lapidarium, die bis heute anhält. Von Mai bis September verbringt die 75-Jährige jeden Mittwochnachmittag dort.

 

Brigitte Hahn ist eine von fünf ehrenamtlichen Helfern, die das Lapidarium während der Öffnungszeiten betreut. Ihr Ehemann Wolfgang hilft ihr. Zwischen den Aufgaben trennt das Ehepaar strikt. „Er hat seine Aufgaben, ich meine“, sagt sie. Ihre eigenen hat sie auf winzigen, bunten Karteikarten notiert. „Brigittes Aufgaben im Lapidarium“ steht darauf. Darunter hat sie feinsäuberlich den Frühjahrstreff aller Mitarbeiterinnen, das Festlegen von Terminen, den Frühjahrs- und Herbstputz, den Kontakt zum Kulturamt und die Führungen notiert .

Die historische Parkanlage ist Hahn ans Herz gewachsen. Es ist fast wie ihr eigener Garten. „Wir müssen noch einiges hier tun“, sagt sie immer wieder. Jedes Fleckchen kennt sie, jedes Detail der Geschichte hat sie im Kopf, und wenn sie einmal etwas vergisst, dann hat sie dies sicher auf ihren Karteikärtchen notiert.

„Nach Jahren habe ich festgestellt, wie interessant die Gäste sind“

Die ehemalige Lehrerin ist besonders fasziniert von der Geschichte des Lapidariums. Für sie spiegelt sich die Historie Stuttgarts in dem kleinen Garten unterhalb der Karlshöhe wider. Mehr als 200 Plastiken und Überreste zerstörter Bauwerke aus der Landeshauptstadt finden sich dort. Die Japsis-Schale aus dem Besitz der Königin Olga und die Eingangsfassade des Wohnhauses des Baumeisters Heinrich Schickhardt sind zwei der bedeutendsten Stücke. Carl von Ostertag-Siegle hat den Park 1905 anlegen lassen. Er war mit der Tochter des schwäbischen Unternehmers Gustav Siegle verheiratet, sein Schwiegervater ein Mäzen der Stadt. Etwa 45 Jahre später erwarb die Stadt die Anlage und richtete auf Initiative des Professors Gustav Weis dort das städtische Lapidarium ein. Seither wird es vom Stuttgarter Kulturamt verwaltet. Für das Leben dort sorgen die ehrenamtlichen Mitarbeiter, wie die Hahns allesamt mit ihrem Herzblut.

Inmitten der Anlage steht ein großer Holztisch. Dort legen die Hahns Unterlagen und Broschüren zum Lapidarium sowie das Gästebuch aus. Der Tisch ist das Herz der Anlage. Dort sitzt Wolfgang Hahn am liebsten. Der 80-Jährige hat ebenfalls eine enge Verbindung zum Lapidarium. Er beobachtet am liebsten die Menschen, die kommen und gehen. Anfangs hat er seine Frau immer nur gebracht und wieder abgeholt. Irgendwann sei er geblieben. „Nach Jahren habe ich festgestellt, wie interessant die Gäste sind“, sagt er und kaum hat er seinen Satz beendet, fängt er ein Gespräch mit einem Architekten-Pärchen an, das sich bei ihm am Tisch niedergelassen hat.

Brigitte Hahn schlendert noch ein bisschen durch den Park und bleibt alle paar Meter stehen, um Gästen eine Geschichte zu erzählen. Natürlich ohne Karteikarten, denn sie kennt ohnehin jedes Stück und jeden Winkel in- und auswendig.