Jahrelang hat sich KSC-Chef Ingo Wellenreuther für einen Stadionneubau an der A 5 eingesetzt. Eine Mehrheit im Gemeinderat hatte er dafür nicht. Nach der Intervention einer Fan-Gruppe votiert auch er für den Neubau am Wildpark.

Karlsruhe - Im Jahr 1955 war das Wildparkstadion noch eine der modernsten Arenen der Republik: inzwischen gilt das Fußballstadion des Karlsruher SC als ziemlich überaltert. Jetzt scheint ein Ende des seit Jahren andauernden Streits um einen Neubau greifbar nahe – wohl dank einer unkonventionellen Aktion der Fans. Noch im Herbst will der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss fassen.

 

Schon seit 2004 hatte sich die Stadt zuvor mit Umbauplänen befasst. Doch genauso lange hatten sich KSC-Präsidium und Verantwortliche der Stadt immer wieder gegenseitig blockiert. Zeitweilig waren die Pläne auch auf die lange Bank geschoben worden, nachdem der KSC, der bis 1998 der Ersten Bundesliga angehörte, zeitweilig in der Dritten Liga gespielt hatte. Auch im OB-Wahlkampf 2012 war der Neubau eines Stadions eines der beherrschenden Themen: der neue OB Frank Mentrup (SPD) ließ frühzeitig wissen, dass er einen Neubau im Wildpark favorisiere. So wie eine Mehrheit in den Stadtratsfraktionen.

Die Option Wildpark war und ist die günstigste

Der bei der OB-Wahl gescheiterte Karlsruher CDU-Bundestagsabgeordnete Ingo Wellenreuther – gleichzeitig KSC-Präsident beharrte weiter auf einer „eine Stadionlösung an der Autobahn“. OB Mentrup brachte seit April in einem „Fakten-Check“ erneut Fachleute und Bürger zusammen. Mit dem Ergebnis, die Option Wildpark werde mit Abstand die kostengünstigste sein. Ende Juli gab es eine Abschlusspräsentation.

Seitdem hatte es den Anschein, dass sich die Kontroversen des Jahres 2008 wiederholen könnten: Wellenreuther warf der Stadtspitze Manipulation vor, die Berechnungen seien tendenziös. Ähnliche Vorwürfe hatte er schon 2008 gemacht. Wellenreuther hatte damals die CDU-Fraktion hinter sich geschart, gegen den eigenen CDU-OB. die Option Wildpark sei für 120 Millionen Euro zu haben, die beiden anderen Standorte lägen jenseits der 200 Millionen Euro. Auch 2008 hatte ein Architekturbüro ähnliches errechnet.

Die Fans machen Dampf

Dieser Auseinandersetzungen schienen nun Fans des Traditionsclubs überdrüssig zu sein. Am 3. August konnten verblüffte Augen wahrnehmen, was die Fangruppe der „Supporters“ – nach Mitgliederzahl die mit Abstand größte Gruppierung – innerhalb der KSC-Stammmitgliedschaft dachte. Beim Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg sah man im Stadionrund Transparente mit der deutlichen Aufforderung „Ego ab – Stadion aufbauen“.

Der Vorsitzende der „Supporters“ forderte in einem Interview zudem die Vereinsspitze zur Zusammenarbeit mit der Stadt auf. Gemeint war damit in erster Linie der KSC-Präsident Wellenreuther. Der fühlte sich prompt angesprochen: und redete jetzt im offenen Brief an die KSC-Mitglieder „Klartext“. Der KSC könne mit einem Standort Wildpark leben, hieß es da plötzlich. Wellenreuther stellte sich gar selbst in Frage, der Verein habe „nie behauptet“ die Priorität liege auf dem Autobahnstandort.

„Von den eigenen Fans in die Knie gezwungen“

Mit Blick auf die Bundestagswahl dürften die Beweggründe ziemlich klar liegen: CDU-Kandidat Wellenreuther, möchte – nach verlorener OB-Wahl – ein drittes Mal das Direktmandat erringen. Er wurde, so sehen es Beobachter, „von den eigenen KSC-Fans auf Kurs gezwungen“.

Auch ein weiteres Argument war ihm in den Sommermonaten abhanden gekommen: Oberbürgermeister Frank Mentrup pocht darauf, dass bei der Vermarktung von Namensrechten für ein neues Stadion etwaige Sponsorengelder der Stadt zustünden. Das KSC-Präsidium, das auch im neuen Stadion als Pächter auftritt, hatte diese Einnahmen von bis zu drei Millionen Euro bereits für sich verplant gehabt. Eine Mehrheit im Gemeinderat für Mentrups Vorschlag, im Wildpark zu bauen, dürfte sicher sein – insbesondere nach der Kehrtwende des KSC.