Auch Flüchtlinge mit Bleiberecht, die bisher an der Karlsruher Straße und damit beim muslimischen Verein VKBI zur Untermiete wohnen, müssen bis zum Jahresende ausziehen. Derweil soll der Moscheebau in Oberaichen weiter gehen.

Leinfelden-Echterdingen - Für den muslimischen Verein Kultur, Bildung und Integration (VKBI) gibt es in diesen Tagen eine schlechte und eine gute Nachricht. Zunächst zur schlechten: Das Wohnheim, welches der Verein an seinem derzeitigen Sitz und damit an der Karlsruher Straße 15-17 unterhält, muss nun doch geschlossen werden.

 

Die etwa 40 Menschen, die dort zur Untermiete wohnen, sollen bis zum Jahresende ausziehen. Baubürgermeisterin Eva Noller sagt dazu unserer Zeitung: „Der Brandschutz ist dort weiter nicht gewährleistet.“ Die Situation sei nicht haltbar. Der Verein habe zwar mittlerweile einige notdürftige Maßnahmen getroffen. Ein dauerhaftes Wohnen sei dort aber dennoch nicht möglich.

Unabhängig davon liegen die Räume zwar an der Grenze, aber dennoch im Echterdinger Gewerbegebiet. Will heißen: Ein Wohnen ist an dieser Stelle planungsrechtlich überhaupt nicht vorgesehen. „Unsere Hoffnung ist, dass die Bewohner bis zum Ablauf der Frist eine andere Unterkunft finden“, sagt Noller.

Die Version von Hasan Matur, dem Vorsitzenden des muslimischen Vereins, hört sich etwas anders an. Demnach dürfen normale Arbeiter an dem Vereinssitz weiterhin wohnen. Dafür gebe es seit 50 Jahren auch eine Genehmigung, erklärt er. Allein die Flüchtlinge mit Bleiberecht, deren Miete vom Jobcenter bezahlt wird, müssten bis zum Jahresende ausziehen. Betroffen sind laut Matur 16 Bewohner. Diese werden nun informiert; ihnen muss er kündigen. Darauf angesprochen sagt Noller: „Diese Aussage verwundert mich.“ Es gehe hier um den Brandschutz, und dieser gelte für alle Bewohner.

Doch auch der Verein selbst will nicht mehr allzu lange an der Karlsruher Straße bleiben. Sobald das Gebetshaus mit Schülerwohnheim im Oberaichener Gewerbegebiet fertiggestellt ist, wollen die Muslime ihre Adresse in Echterdingen aufgeben. Und das ist die gute Nachricht für den Verein: Der Baustopp für die Moschee, die „auf den Fildern entsteht“, wie Matur erklärt, und deshalb den Namen Filder-Moschee trägt, wird aufgehoben.

Der Bau der Moschee geht weiter

Dies hat Michael Bläske, der Leiter des örtlichen Baurechtsamts, am Rande der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt gegeben. Der Verein habe im August weitere, lediglich geringfügige Veränderungen für ihr Baugesuch bei der Bauverwaltung eingereicht. Mittlerweile liegen auch die notwendigen Unterlagen vor. Nun solle eine Baufreigabe erteilt werden und dann könne es mit dem Bau des Gebetshauses weitergehen. Auf Nachfrage von Stadtrat Wolfgang Haug (FDP) erklärte Bläske, dass es sich bei den jüngsten Änderungswünschen, um keine Nutzungsänderung handele.

Zum Hintergrund: Die Baustelle auf dem Gelände zwischen der Wilhelm-Haas-Straße und der Raiffeisenstraße ruhte aus Gründen der Sicherheit mehrere Monate lang. Zunächst war die Böschung der Baugrube zu steil, es gab wasserrechtliche Probleme und auch Bauvorhaben, die zunächst noch nicht genehmigt waren. Dabei steht der Verein unter Zeitdruck. Laut einem Vertrag zwischen dem Verein und der Stadt muss zumindest der erste Bauabschnitt und damit das Gebetshaus mitsamt seinen Außenanlagen bis Ende Oktober 2018 fertig gestellt werden. Die Kommune kann sonst von dem sogenannten Heimfallrecht Gebrauch machen. Der VKBI müsste dann den Grund und Boden wieder zurück an die Große Kreisstadt geben und die Gebäude, die er bis dahin gebaut hat, wieder abreißen.

Der Vereinsvorsitzende Matur freut sich nun, dass die Bauarbeiter in Oberaichen wieder zur Tat schreiten dürfen. Die Frage, warum die Baustelle aus seiner Sicht so lange ruhte, will er allerdings nicht beantworten.