Ante Barac hat ganz spontan beschlossen, das Lokal Karlsvorstadt im Stuttgarter Süden an der Kolbstraße 11 zu eröffnen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Wenn Ante Barac ausgeht, trinkt er am liebsten Cola. Ideale Voraussetzungen für einen Barbetreiber. Mitte November hat der 40-jährige Heslacher mit kroatischen Wurzeln an der Kolbstraße 11 an der Ecke zur Hauptstätter Straße das Lokal Karlsvorstadt eröffnet. Eine Raucherbar, die Barac stilvoll renoviert, aber minimalistisch mit ein paar Tischen und einer Couch eingerichtet hat. Ebenso übersichtlich ist die Karte. Cocktails? Beliebte Getränke wie Hugo oder Aperol Spritz? Nicht einmal alkoholfreies Bier findet sich dort. Braucht es alles auch nicht, findet Barac. „Wir machen wenig und halten bei dem die Qualität hoch“, ergänzt er. Er setzt auf Mixgetränke aus Gin, Whiskey oder Wodka.

 

Gastronomie geht auch Learning-by-doing

Das ihm selbst Alkohol eher weniger schmeckt, sieht er dabei nicht als hinderlich an. Er könne trotzdem sagen, dass ein Augustiner besser als ein Wulle schmecke. Oder um es noch einfacher zu sagen: „Um zu wissen, dass ein Mercedes ein gutes Auto ist, muss ich keine Zündkerzen selbst bauen können.“ Auf dieser bestechenden Logik fußt eigentlich schon das Bar-Konzept von Ante Barac. Er ist eher ein Quereinsteiger. Gastronomische Erfahrung hat der 40-Jährige nur privat gesammelt. „Den Rest habe ich mir mit learning-by-doing beigebracht“, sagt Barac.

Ohnehin ist das ganze Barprojekt eher zufällig entstanden. Beruflich hat Ante Barac eigentlich mit Immobilien zu tun. An der Kolbstraße 11 hat er einige Wohnungen angemietet. Daraufhin bot der Vermieter ihm das Lokal im Erdgeschoss dazu an. „Die Konzession war schon da, ich musste nur noch einrichten“, sagt Barac. Bei so viel Schicksal blieb ihm eigentlich nichts anderes übrig, als eine Bar aufzumachen.

Kneipe für die Nachbarschaft

Nach zwei Monaten ist der Zufallsgastronom nun ganz zufrieden. Viele Besucher kommen laut Barac aus der Nachbarschaft. Das entspricht auch seinem Konzept, welches er sich in der einen Nacht überlegt hatte, in der er darüber entschied, ob er Kneipier wird oder nicht. Die Bar soll kein Lokal für die Szenegänger, sondern für die Nachbarn sein. Deshalb heißt sie nun Karlsvorstadt, in Anlehnung an den vorübergehenden Namen von Heslach. Zum 25-jährigen Kronjubiläum König Karls I. von Württemberg wurde der Stadtteil 1889 – bis 1920 – umbenannt.

„Die Verbindung zu meiner Heimat war mir wichtig“, erzählt Barac. Er ist Heslacher durch und durch, hat noch nie woanders gelebt. Im Eiernest ist er aufgewachsen, seit Kurzem lebt er wieder genau dort, in seinem alten Elternhaus sogar. Die Eltern selbst sind nach Kroatien zurückgekehrt.

Sein Berufsleben verlief indes nicht ganz so konstant. Darüber mag der 40-Jährige jedoch nicht gerne reden, ebenso wenig wie über Privates. „Mein offizielles Leben fängt eh erst mit 30 an“, so Barac. Was er davor gemacht hat? „Gelebt“, sagt er schlicht. Und danach habe sich alles per Zufall ergeben. Zukunftssorgen? Kennt er nicht. „Joa, warum?“ fragt er zurück und verschränkt die Arme. „Da darfsch einfach nicht drüber nachdenken“, fährt der schwäbische Kroate fort. Er verlasse sich auf Glück und Zufall. Und Mut. „Wer den Mut hat, auch mal zu versagen, braucht sich keine Sorgen zu machen.“

Mit der Einstellung kann man auch mal über Nacht eine Bar aufmachen. Auch wenn man eigentlich keinen Alkohol mag. Und sowieso gar nicht weiß, wie lange man Barbesitzer sein möchte. Das überlässt Barac sowieso dem Zufall.