Auch wenn sie sich der dunklen Macht verschrieben hatten: Die Rathauschefs Schäfer (Hemmingen) und Makurath (Ditzingen) mussten den Narren weichen. Und in Gerlingen tanzten sich Tanzmariechen in die nächste Runde der Württembergischen Meisterschaften.

Strohgäu - Wilde Masken, bunte Kostüme und akkurat geflochtene Zöpfe prägten am Samstag das Bild in Ditzingen, Hemmingen und Gerlingen. Die Rathauschefs von Ditzingen und Hemmingen zeigten sich als Sternenkrieger, die den Kampf um ihre Rathäuser kläglich gegen die Narren verloren. Und in Gerlingen rangen die Karnevalstänzer um den ersten Platz in den württembergischen Meisterschaften im karnevalistischen Tanzsport.

 

Die dunke Seite der Macht


Für den Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer und seinen Bauamtsleiter Josef Lang scheint sich ein Traum zu erfüllen: Als Luke Skywalker und Darth Vader treten die beiden am Samstag vor die Narren, die das Rathaus morgens um halb elf stürmen wollen. „Per Anhalter durch die Galaxis reisen, kann nachher im Narrenhaus landen heißen“, beginnt Schäfer seine närrische Rede vom Balkon des Rathauses. „Da ist die Erde ein Muckenschiss im All und sicher nicht das Ziel unserer Wahl.“

Gerhard Stahl, der Vorsitzende des GSV Hemmingen, antwortet stellvertretend für die rund 80 Narren: „Dia Narra hend doch älles em Griff do drenna, ihr glaubet doch net, dass dui komische Mannschaft do oba dor Kampf om dean Schlüssel wird gwenna.“ In einem verbalen Schlagabtausch auf Schwäbisch und Hochdeutsch umreißen Schäfer und Stahl das vergangene Jahr in der Gemeinde: Von Neubürgern über Kindergartengebühren und dem Neubau des Feuerwehrhauses bis hin zu neuen Bushaltestellen und Kreisverkehren gehen die Themen.

Am Ende stürmen nicht die Narren das Rathaus, sondern der Bürgermeister alias Luke Skywalker stürmt heraus, bewaffnet mit einem Lichterschwert. Damit will er sich den Rathausschlüssel zurück erkämpfen. Die Vorsitzende der Hemminger Fasnetsgilde, Gabriele Velm, hat mit ihren Krücken keine Chance gegen den Jedi-Ritter. Der Rathauschef erobert den Schlüssel, den die Narren im vorherigen Jahr behalten haben. Das ändert allerdings nichts daran, dass das Rathaus den Strohgäunarren bis Aschermittwoch als Regierungssitz dient.

Darth Vader gegen die Titzos

Die dunkle Seite der Macht greift auch auf das Rathaus in Ditzingen über: Der Oberbürgermeister Michael Makurath zeigt sich am Samstagnachmittag im Darth-Vader-Kostüm und versucht, den Karnevalsverein Gesellschaft Titzo und deren Karnevalsfreunde vom Sturm auf das Rathaus abzuhalten. Dieter Eisenlöffel, der Präsident der Titzos, fordert dagegen Einlass in den Sitz der Stadtverwaltung: „Wir sind Schwaben, wir haben Gebäck ins Rathaus bestellt und wollen da jetzt rein.“

Die hübschen Tanzmariechen der Titzos dürften ruhig reinkommen, ruft Makurath vom Fenster runter. „Aber das Krampfadergeschwader kann abrücken.“ Wohl um die Zuschauer auf seine Seite zu schlagen, vermutet Eisenlöffel, wirft die Stadtverwaltung vom Rathaus aus mit Bonbons und Gummibärchen für die Kinder. „Das wird euch aber nicht helfen“, sagt der Präsident – und hetzt die Hexen samt Rammbock auf das Rathaus.

Beim dritten Anlauf verschaffen die Ditzinger Glemshexen sich und ihren Karnevalskollegen Zutritt ins Rathaus. Makurath alias Darth Vader bleibt nichts anderes übrig, als sich am Arm von zwei Tanzmariechen aus dem Rathaus führen zu lassen. „Ditzingen bleibt der Gipfel der Glückseligkeit“, verspricht Makurath den Narren. „Genießt den Fasching sorgenfrei,denn am Aschermittwoch ist alles vorbei!“

Lange Zöpfe, kurze Röcke

Nicht ganz so wild ging es am Samstag und Sonntag bei den Württembergischen Meisterschaften im karnevalistischen Tanzsport zu. Die Contacter Karnevalsgesellschaft Gerlingen hatte dazu in die Stadthalle Gerlingen eingeladen. 29 Vereine traten an und stellten insgesamt rund 700 Teilnehmer, die in drei Alterskategorien, einzeln oder in Gruppen auftraten.

An die Gardetänzer wurden strenge Vorgabe gestellt: Zöpfe, Make-up, Rock und Hut: Alles musste perfekt sitzen, sonst gab es Punkteabzug von der neunköpfigen Jury. Vor ihrem Auftritt trugen die Tänzerinnen mit Alufolie umwickelte Perücken. „Damit meine langen Zöpfe nicht vor dem Auftritt auseinanderfallen“, erklärte eines der Tanzmariechen. Über die weißen Tanzschuhe stülpten die Mädchen Socken, damit diese nicht schmutzig werden – auch das hätte einen Punkteabzug bedeutet.

Das große Ziel der Tänzer waren die deutschen Meisterschaften in Halle an der Saale (Sachsen-Anhalt). Vorerst hat sich ein Teil der Fünf- bis Dreißigjährigen Tanzmariechen, Tanzpaare und Gruppentänzer der Contacter Karnevalsgesellschaft für die nächste Runde qualifiziert – die süddeutschen Meisterschaften in Würzburg Anfang Februar.