In den Karnevalshochburgen haben am Donnerstag die Narren das Zepter übernommen. Nach den Übergriffen in der Silvesternacht wird besondere Wert auf Sicherheit gelegt. Mehr Polizei als üblich ist beim Straßenkarneval im Einsatz.

Köln - Der närrische Ausnahmezustand in den Karnevalshochburgen beginnt an diesem Donnerstag mit Weiberfastnacht - und mit ihm die Bewährungsprobe für Polizei und Ordnungskräfte. Nach den Übergriffen in der Silvesternacht haben sich die Verantwortlichen in vielen Städten Gedanken über neue Sicherheitskonzepte gemacht, vor allem in Köln.

 

Zum Auftakt wird das Rathaus gestürmt

Am bekannten Ablauf des Straßenkarnevals wird sich hingegen vorerst nicht allzu viel ändern. Pünktlich um 11.11 Uhr dürfte das bunte Treiben seinen Lauf nehmen. Vielerorts wird Jagd auf männliche Schlipsträger gemacht. In Düsseldorf stürmen die Möhnen das Rathaus, in Köln wird das Dreigestirn erwartet. Eine Besonderheit in der Domstadt ist in diesem Jahr der Aufmarsch der „Roten Funken“ vor dem Dom. Grund ist allerdings eine unschöne Seite des Festes, das nicht selten in einem Saufgelage endet: das Wildpinkeln. Mit einer „Funkenkette“ will der Karnevalsverein den Dom symbolisch vor dem ätzenden Urin schützen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), die in dem Verein aktiv ist, hat angekündigt, dafür ebenfalls ihre Funkenuniform überstreifen zu wollen.

„Security Point“ für Frauen am Kölner Dom

Auch im närrischen Rheinland-Pfalz stürmen Anhänger der Fastnacht Rathäuser, etwa in Trier und Worms. In Mainz versammeln sich um 11.11 Uhr Jecken rund um den Fastnachtsbrunnen in der Innenstadt. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) will sich einen Umzug in Mülheim-Kärlich anschauen.

Im Südwesten beginnt die heiße Phase der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Der „Schmotzige Dunschtig“ - der in manchen Regionen auch „Gumpiger“ genannt wird - beginnt in vielen Hochburgen schon in aller Herrgottsfrühe. Bereits im Morgengrauen ziehen Narren mit Musikkapellen und Fanfarenzügen durch die Orte, um die Bewohner zu wecken. Später werden Schulen, Kindergärten und Firmen „befreit“, in vielen Rathäusern müssen die Bürgermeister zudem ihren Schlüssel herausrücken. In Stockach am Bodensee tagt am Abend die närrische Justiz: Vor dem „Narrengericht“ muss sich in diesem Jahr Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) verantworten.

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Über vielen Feierlichkeiten liegt ein neues Netz aus Sicherheitsmaßnahmen. Vor allem in Köln lautet der Tenor: So etwas wie an Silvester dürfe es nie wieder geben. Am Donnerstag will die Kölner Polizei mit 2500 Beamten in den Straßen präsent sein, deutlich mehr als üblich. Die Stadt setzt zudem mehr als 300 zusätzliche Ordnungskräfte in Bewegung und hat am Dom einen „Security Point“ für Frauen eingerichtet, die im närrischen Gedränge belästigt oder bedroht werden.

In der Silvesternacht hatten dort in der Nähe große Gruppen von Männern Frauen umzingelt, bestohlen und sexuell bedrängt. Unter den Tätern sollen viele Nordafrikaner gewesen sein.