Karnevalsauftakt Kölner Narrenparty – kann das gut gehen?

Ein Plakat an der Bushaltestelle: Wegen der steigenden Corona-Zahlen hat die Stadt die Regeln für den Karnevalsauftakt am 11.11. verschärft. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Am 11.11. beginnt in Köln die närrische Saison,die ganze Stadt feiert. Doch manche Kultkneipen schließen, weil die Wirte befürchten, dass die Party viral gehen könnte. Kann das gut gehen, wenn die Infektionszahlen in die Höhe schießen?

Köln - Wer in diesen Tagen das Brauhaus Reissdorf am Hahnentor betritt, kommt um eine Botschaft nicht herum. „Am 11. 11. ab 11.11 Uhr geöffnet!“, prangt dort in geschwungenen Lettern auf einer Kreidetafel. Nach dem Ausfall im vergangenen Herbst möchte Hahnentor-Wirt Martin Schlüter an diesem Donnerstag wieder in die Karnevalssession starten. „Die Freude ist übergroß“, sagt der Gastronom. „Endlich pulsiert das kölsche Lebensgefühl wieder.“

 

Am Elften im Elften, dem Beginn der sogenannten Karnevalssession, ist Köln im Ausnahmezustand. Seit Monaten werben Karnevalsgesellschaften für ihre Auftaktveranstaltungen, sind Kneipen und Restaurants ausgebucht. Doch in diesem Jahr erwartet die Jecken auch eine Stimmung, die nicht so ausgelassen sein dürfte wie sonst.

Wird das Freudenfest zum Superspreader-Event?

Darauf deuten schon die vielen Fragen hin, die sich in Köln derzeit immer mehr Menschen stellen: Was, wenn der 11. 11. nicht so klappt, wie er klappen sollte? Wenn aus dem Freudenfest ein Superspreader-Event wird? Immerhin steigt die Inzidenz in Köln seit Tagen an, am Mittwochnachmittag lag sie knapp über 200.

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So ist die Karnevalsgemeinde kurz vor dem Wiederanlaufen tief gespalten. Die einen wollen endlich ihr Kostüm entstauben, sich nach anderthalb trostlosen Jahren wieder in den Armen liegen. Die anderen blicken besorgt auf explodierende Zahlen, sehen Köln geradewegs in die nächste Infektionswelle schlittern. Diskussionen über eine erneute Absage des 11. 11. hatte die Verwaltung in Köln in den vergangenen Tagen so sehr gefürchtet wie die Karnevalisten den Aschermittwoch.

Wer an den Party-Hotspots feiert, muss genesen oder geimpft sein

Um das Infektionsgeschehen zumindest etwas einzudämmen, plante die Stadt zunächst mit zwei Feierzonen, zu denen nur Gäste mit 3-G-Nachweis Zutritt haben sollten. Seit Dienstag ist klar: Dort soll nun die strengere 2-G-Regel gelten. Wer an den Party-Hotspots rund um die Altstadt und das Zülpicher Viertel feiern möchte, muss entweder genesen oder geimpft sein. Diese Regel gilt auch für Gaststätten, die Karnevalspartys veranstalten. Hinzu kommen zahlreiche Wirte, die ihre Lokale geschlossen halten wollen, so wie etwa Robert Hilbers. Der Kölner betreibt das Chlodwig-Eck in der Südstadt, eine Kultkneipe, die sich an Karneval regelmäßig in ein Tollhaus verwandelt. Auch hier hängt in diesen Tagen eine Kreidetafel. „Tauchkurs statt Surfurlaub – das Chlodwig-Eck schwimmt die vierte Welle nicht mit“, steht darauf. Soll heißen: Die Eckkneipe bleibt am Donnerstag geschlossen.

Stammgäste müssen sich eine Alternative suchen

Beim Besuch, wenige Tage vor dem Elften, sitzt Hilbers mit einem Kölsch in der Hand an der Theke, im Hintergrund dudelt Partymusik. Erleichtert sei er, sagt der Wirt. „Als ich mich vor zwei Wochen festgelegt habe, da ist mir wirklich ein Stein vom Herzen gefallen.“

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Der Druck hinter seiner Entscheidung sei ihm bewusst, meint Hilbers. „Der eine oder andere aus meiner Crew musste weinen, als ich die Absage verkündet habe.“ Im Chlodwig-Eck, einst die Stammkneipe der Kölschrockband BAP, gehört die fünfte Jahreszeit fest zum Programm. Das beweisen die E-Mails, die Hilbers nach der Absage erhalten hat. Es sind Liebesbriefe von Stammgästen, die in diesem Jahr gerne wieder an den Chlodwig-Platz gepilgert wären. Jetzt müssen sie sich eine Alternative suchen.

Der Wirt reduziert die Zahl der Gäste drastisch

Martin Schlüter kann sich vor Anfragen kaum retten. Den meisten muss der Wirt des Reissdorf am Hahnentor“ allerdings absagen. „Wir haben uns schon im Sommer für eine Light-Version am 11. 11. entschieden“, sagt er. „Bei uns rinnt der Schweiß diesmal nicht von den Wänden.“ Anstatt der sonst üblichen 350 Gäste erwartet der Gastronom nur rund 130 Feierwütige, eine Tanzfläche gibt es nicht.

Deutlich größer fällt indes die Feier am Heumarkt aus. Seit 1969 veranstaltet die Willi-Ostermann-Gesellschaft dort die Sessionseröffnung mit Dreigestirn, Oberbürgermeisterin und kölscher Musik. Rund 11 000 Besucher werden erwartet – mehr geht nicht. Durch das Programm führt seit 20 Jahren Ralf Schlegelmilch, der als Präsident der Ostermann-Gesellschaft auch im Backstage-Bereich die Verantwortung trägt. „Ich bin angespannt“, sagt er im Gespräch. „Aber ich weiß, dass wir ein gutes Konzept haben.“

Bleibt die Frage, ob die Kölner Infektionszahlen zum Wochenende tatsächlich in die Höhe schießen werden. Man werde im Nachgang bewerten, wie der 11. 11. das Pandemiegeschehen beeinflusst habe, heißt es dazu aus dem Gesundheitsamt. Schlegelmilch rechnet fest damit, dass die Infektionen nach dem 11. 11. zunehmen werden. „Am Ende wird es aber darum gehen, ob wir als Veranstalter uns vernünftig verhalten haben“, sagt er. „Und mit 2 G unternehmen wir alles für ein sicheres Fest.“

So feiern Düsseldorf und Mainz den 11.11.

Düsseldorf
 Auf dem Düsseldorfer Marktplatz wird um 11.11 Uhr der Hoppeditz aus dem Winterschlaf erweckt. Zugelassen sind ausschließlich Geimpfte und Genesene. In der Stadt gilt keine grundsätzliche 2G-Pflicht. Viele Wirte kündigen aber strenge Einlasskontrollen an.

Mainz
In Mainz beginnt die Session mit der Verkündung des närrischen Grundgesetzes. Die wird traditionellerweise vom Balkon des Osteiner Hofs proklamiert. An den Eingängen kontrolliert man auf 2G, das Veranstaltungsgelände soll eingezäunt werden.

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