Zum Start in die Saison hat der Karnevalsclub Stuttgarter Rössle eine neue Regentschaft inthronisiert.

Stuttgart - In Quarantäne wurde das Regentschaftspaar zwar nicht genommen, doch weil ringsum die Grippe grassiert und unter anderem den halben Elferrat außer Gefecht hat, verhängte der Rat des Rössle-Präsidenten im Vorfeld der Inthronisation „ein bisschen Richtung Ausgangssperre“, wie Andreas Goihl noch in der Garderobe verrät. Sven Heß, der Narren-Regent in spe, kommentiert das kurz vor dem Akt trocken und mit Schmunzeln: „Wir haben nur unsere Kräfte geschont!“ Jetzt aber, so knapp vor der Thronbesteigung, steigt auch das Fieber, wie seine Ehefrau Sandra einräumt, die tollen Tage als Sandra I. vom weiß-roten Neckarstrand voll im Blick: „Welches Mädchen träumt nicht davon, einmal eine richtige Prinzessin zu sein?“, sagt sie mit durchaus glaubhafter Emphase.

 

Für sie speziell ist es eine steile Karriere – in rein närrischer Hinsicht, denn lange war sie eine Hexe, wie sie erzählt: „Schon als kleines Kind war ich so mit meiner Oma unterwegs“, im ebenso idyllischen wie fasnetsverrückten Kempfelbach bei Pforzheim. Und jetzt habe sie eben „vollends rübergemacht“ von der schwäbisch-alemannischen Narretei in den etwas jüngeren württembergischen Fasching: „Der Unterschied ist gar nicht so groß“, versichert Sandra I. „Lustig ist es in jedem Fall, und ich mag Spaß und gute Laune.“

Angebahnt hatte sich die Konversion schon länger. Genau genommen vor sechs Jahren bei einem „lustigen Abend im Grandl-Zelt“. Also auf dem Wasen, beim Cannstatter Volksfest, wo sich die Wege mit Goihl und dessen Frau Andrea, ihres Zeichens Rössle-Vizepräsidentin, gekreuzt hatten. Und Goihl, als Narrenchef sowieso „immer mit dem Radar auf Ausschau“ nach der nächsten Regentschaft, wusste gleich: „Das passt! Sie waren sympathisch, wir hatten einen lustigen Abend, und wir suchen sowieso immer nach Möglichkeit eine Regentschaft, die auch im bürgerlichen Leben ein Paar sind. Die Harmonie, die spürt auch das Publikum“, ist er überzeugt. Nur der Nachwuchs, der sich einstellte, hatte die postwendende Inthronisation verhindert: „Jetzt genießen wir das umso mehr“, betonen die Erzieherin und der Fensterbauer, der in seiner Heimat auch schon als Guggenmusiker ausgeholfen hat.

Nahe dran waren sie sowieso schon – als Mitglieder der Gründungsformation der neuen Rössle-Kostümgruppe „Die Musketiere“, die in der Vorsaison Premiere hatte. Und als eingefleischte VfB-Stuttgart-Fans haben sie sich die Vereinsfarben der Wasen-Kicker als Namen ihres närrischen Adelsgeschlechtes genommen. Wobei der Präsident mit seiner Laudatio einen humoristischen Volltreffer landete, als er angesichts tagesaktuell etwas wackeliger Aufstiegsaussichten von einem „großen Fußballverein am Neckar“ sprach. Sven I. immerhin gab sich zuversichtlich: „Jetzt machen wir Fasching, und danach geht es auch sportlich aufwärts.“

In der Freiberger Turn- und Veranstaltungshalle, wohin das Stuttgarter Rössle wegen der abgebrannten Stamm-Location in Stammheim ausweichen musste, ging es dann nach der Inthronisation Schlag auf Schlag. Angesichts der rekordverdächtigen Zahl von mehr als 30 Gastgesellschaften wurden die fälligen Orden gleich päcklesweise verliehen – jeweils mit einem dreifach kräftigen „Rössle hoch!“ besiegelt.

Das saisonale Schmuckstück hat übrigens Sandra I. kreiert, mit einem Herzen als Zentralmotiv: „Als Zeichen der Herzlichkeit im Verein und in der Gesellschaft“, wie Goihl betonte. Fürs entsprechende Energieniveau sorgte gleich der Fanfarenzug aus Haugga Narra aus Eggingen als Auftakt zu einem abwechslungsreichen Programm, zudem auch Sandra I. kräftig beitrug. Zuletzt gar als Helene Fischer-Fan mit auch dem auch zur Stimmung im Saal absolut passenden Schlager: „Fieber“! So versetzt man einen Saal in Begeisterung.