Der Anteil der Frauen in leitenden Positionen steigt im Handwerk. Doch vieles bleibt beim Alten, meint Wirtschaftsredakteur Ulrich Schreyer.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die Botschaft klingt zunächst recht erfreulich: Der Anteil der Frauen, die in Handwerksbetrieben Regie führen, steigt seit einigen Jahren. Das Handwerk, so zeigen die Zahlen, so jubeln die Funktionäre, ist längst keine reine Männerdomäne mehr. Frauen, jahrelang eher Bürogehilfinnen ihres Mannes, sind auch in Chefpositionen bei vielen Handwerksbetrieben keine Rarität mehr. Natürlich sind sie immer noch in der Minderheit – doch ihre Bedeutung nimmt zu. Der Fortschritt kommt zwar langsam voran, aber er ist nicht von der Hand zu weisen – zumindest, was den reinen Anteil von Frauen in Führungspositionen betrifft.

 

Oft ist die Chefin die einzige Mitarbeiterin

Ein Schatten auf die scheinbar positive Entwicklung fällt aber beim Blick auf die Berufszweige, in denen Frauen an der Spitze stehen: Dies sind häufig Handwerksbetriebe, für die ein Meistertitel zwar erworben werden kann, aber nicht zwingend erforderlich ist. Oft sind dies kleine Betriebe, bei denen die Chefin auch die einzige Mitarbeiterin ist. Solche Betriebe verschwinden oft nach einigen Jahren schon wieder vom Markt, häufig bilden sie auch keinen Nachwuchs aus. Doch gerade diesen braucht das Handwerk.

Technisch orientierte Betriebe werden selten von Frauen geführt

Noch schlechter sieht es aus bei technisch orientierten Betrieben. Die werden überaus selten von Frauen geführt. Dass Mädchen zu wenig Interesse oder Mut zeigen, sich solche Berufszweige für ihre Ausbildung aussuchen, wird seit Jahrzehnten beklagt – eine Änderung aber ist bislang nicht in Sicht. Dies, obwohl junge Frauen in der Schule in technischen Fächern oft sogar besser sind als die Jungs. Doch noch immer gibt es den geschlechtsspezifischen Unterschied bei den Auszubildenden: Der Junge wird etwa Kfz-Mechaniker, das Mädchen lernt Hotelfachfrau. Das indes führt nicht nur zu einer unterschiedlichen Ausbildung, sondern hat auch Konsequenzen bei der Bezahlung, die eben in technischen Berufen besser ist. Stünden auch in solchen Berufszweigen mehr Frauen an der Spitze, könnte dies mehr Mädchen Mut machen, dort eine Ausbildung anzustreben.