Von der Reiterstaffel bis zur Cyberkriminalität: Die Polizei informiert an Schulen über Berufschancen. Und von denen gibt es viel mehr als gedacht. Doch Manches schreckt ab.

Polizistin war schon immer der Traumberuf von Elena Ouzounis: „Am besten in der Reiterstaffel.“ Bis heute hält die 15-jährige Schülerin des Johannes-Kepler-Gymnasiums in Leonberg an ihrem Berufsweg fest. Doch die Reiterstaffel ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die der Polizeidienst bietet. Informationen rund um den Einstieg und die Ausbildungsmöglichkeiten bekommen interessierte junge Menschen wie Elena Ouzounis derzeit durch das Karrieremobil der Polizei, das durch den Landkreis Böblingen tourt.

 

Zwei Wochen lang machte der Bus an Realschulen und Gymnasien in Rutesheim, Herrenberg, Weil der Stadt und Leonberg Station. Letzter Halt: das Johannes-Kepler-Gymnasium.

Das Hobby zum Beruf

„Vielen ist gar nicht bewusst, wie vielfältig die Möglichkeiten bei uns sind. Hier kann man sein Hobby zum Beruf machen“, erklärt Polizeihauptkommissar Jürgen Hach. Er ist Einstellungsberater und mit seinem Team aus jungen Polizeianwärterinnen und -anwärtern an den Schulen vor Ort.

Gerade in Baden-Württemberg bietet der Polizeiberuf viele Möglichkeiten. Anwärter können neben der Ausbildung im mittleren Polizeivollzugsdienst auch ein duales Studium im Bereich der Schutz- oder Kriminalpolizei machen. Karrieremöglichkeiten gibt es viele, unterschiedliche Spezialisierungen machen das möglich: vom Streifendienst über die Spurensuche bis hin zur Cyberkriminalität.

Ein Einsatz bei der Reiterstaffel ist für viele Schülerinnen interessant. Foto: Simon Granville

Ziel des Projekts ist es, den Jugendlichen die Arbeit der Polizei spielerisch näherzubringen. Es gibt interaktive Quizfragen, Imagefilme und Gespräche auf Augenhöhe. „Wir wollen nicht nur informieren, sondern auch Interesse wecken – ganz ohne Druck“, sagt Jürgen Hach. Das Karrieremobil ist zum ersten Mal im Einsatz, es ist eine Art Testlauf. Kommt es bei den jungen Menschen gut an, soll das Konzept in den kommenden Jahren ausgebaut werden.

2023 hat die Polizei Baden-Württemberg die Kampagne „Du verdienst ein wir“ ins Leben gerufen, um eine Einstellungsoffensive zu starten. Jedes Jahr sind insgesamt 1200 Plätze für Ausbildung und Studium zu besetzen. Dieses Pensum soll erfüllt und in den nächsten Jahren erhöht werden. Denn: Nachwuchs wird dringend gebraucht. Die „Boomer“-Generation geht zunehmend in den Ruhestand, der demografische Wandel verschärft die Personallücke zusätzlich.

Besonderes Augenmerk auf Frauen

Gleichzeitig möchte die Polizei mit dieser Initiative zeigen, dass sie bereit ist, sich weiterzuentwickeln: jung, modern und vielfältig – so soll das neue Selbstbild der Polizei aussehen. Vor allem auf den Social-Media-Kanälen wird dieses Image gezielt gestärkt. „Dort möchten wir auch die erreichen, die als Kind vielleicht nie davon träumten, Polizistin oder Polizist zu werden“, erläutert der Berater Hach. „Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Ansprache von Frauen, die in der Vergangenheit im Polizeidienst oft unterrepräsentiert waren. Die Kampagne setzt auf Sichtbarkeit, Dialog und Identifikation.“

Doch nicht alle Jugendliche sehen ihren Weg bei der Polizei als offen an. Die Neuntklässlerin Sara Ebrahi ist ebenfalls an einer Karriere im polizeilichen Dienst interessiert. Doch sie möchte ein Kopftuch tragen, was Polizeibeamtinnen in Baden-Württemberg nicht gestattet. „Um ehrlich zu sein verstehe ich nicht genau, warum das ein Problem ist“, sagt die Schülerin. „So verliere ich ein wenig das Vertrauen in die Polizei.“