Karstadt in Leonberg Das lange Bangen hat ein Ende

Darf bleiben: Karstadt im Leonberger Leo-Center Foto: Jürgen Bach

Es steht fest: Die Karstadt-Filiale im Leo-Center darf nach Einigung mit dem Vermieter ECE bleiben. Für den Leonberger Standort war es aber nicht das erste Mal knapp geworden.

Es ist noch keine vier Monate her, da ereilte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Karstadt-Filiale im Leonberger Leo-Center eine Hiobsbotschaft: Ende Januar 2024 sollten hier die Türen endgültig schließen, ebenso wie in 51 weiteren deutschen Filialen des angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof. Als „rabenschwarzen Tag“ bezeichnete Betriebsratsvorsitzender Dietmar Weigelt diesen schicksalsschweren 13. März. Und auch in der Politik war der Aufschrei groß. Leonbergs Oberbürgermeister Martin Georg Cohn etwa sprach damals von einem „tief greifenden Einschnitt“ – nicht nur für das Leo-Center, das bereits seit einiger Zeit mit Leerständen zu kämpfen hat, sondern auch für die Stadt.

 

Karstadt darf im Leo-Center bleiben

Nun aber doch die Kehrtwende: Am Montagvormittag verkündete ein Unternehmenssprecher, dass man sich bezüglich der Leonberger Filiale doch umentschieden habe. Karstadt bleibt damit im Leo-Center. Mit dem Vermieter, der Hamburger ECE-Gruppe, habe man sich geeinigt. Welche Vereinbarungen bei den Verhandlungen genau getroffen wurden, ist nicht bekannt – dass in der Leonberger Karstadt-Filiale zumindest nicht alles genauso wie zuvor bleiben könnte, lässt ECE auf Nachfrage unserer Zeitung anklingen: „Wir freuen uns, dass Galeria sich nach den Gesprächen und Verhandlungen der letzten Monate entschieden hat, die Filiale im Leo-Center weiter fortzuführen und zudem in eine Modernisierung der Filiale investieren will“, so ein Sprecher der Betreibergesellschaft. „Im Leo-Center bleibt damit erfreulicherweise ein großer Mieter mit einem breiten Angebot für die Kundinnen und Kunden des Centers erhalten.“

Die frohe Botschaft folgt dicht auf eine weitere Filialrettung, die der Warenhauskonzern erst am Wochenende bekannt gemacht hatte – auch der Standort in Essen soll entgegen der bisherigen Pläne geöffnet bleiben. Für Weigelt, Betriebsratsvorsitzender der Leonberger Filiale und obendrein Teil des Gesamtbetriebsrats, bedeutet diese Nachricht natürlich: Aufatmen. „So könnte ein Tag immer laufen“, freut er sich am Montagnachmittag.

Letzte Monate haben Belegschaft viel Kraft gekostet

Am Morgen hatte die Unternehmensleitung die Botschaft überbracht, um 11 Uhr wurde dann die Belegschaft versammelt und informiert. Vor allem Erleichterung habe das bei den Beschäftigten ausgelöst, so Weigelt, „nachdem wir monatelang bangen mussten.“ Ganz überraschend kam die Nachricht für ihn nicht. Bereits vor knapp vier Wochen habe man dem Betriebsrat vermitteln, dass bei den Verhandlungen zwischen Galeria Karstadt Kaufhof und ECE „die Ampel auf gelb“ gesprungen sei.

Rund 70 Mitarbeiter, die meisten von ihnen weiblich, arbeiten in dem Leonberger Geschäft, das sich im Leo-Center über vier Stockwerke erstreckt. Ihnen wie auch Weigelt und den Betriebsrat haben die letzten Wochen und Monate „viel Kraft gekostet.“ Die Mitarbeitenden hatten bereits die Kündigung für Ende Januar erhalten, so Weigelt. Unter anderem mit Hilfe der Citymanagerin Nadja Reichert habe man eine Art Jobbörse aufgebaut – um die Karstadt-Beschäftigten auch nach der Schließung in einer neuen Beschäftigung unterzubekommen. Viel Unterstützung habe man von Seiten der Stadt erfahren, berichtet Weigelt – und ganz besonders von den Kundinnen und Kunden. „Da gab es viel Zuspruch“, so der Betriebsratsvorsitzende. „Bei uns ist die Botschaft angekommen, dass wir gebraucht werden in Leonberg.“

Vertrauen ist angeknabbert

Für die Karstadt-Filiale im Leo-Center war es allerdings nicht das erste Mal, dass eine Schließung knapp abgewandt wurde. „Die dritte Insolvenz und das zweite Mal auf der Schließungsliste“ habe man nun mitgemacht, resümiert Weigelt. Bereits 2020, fast zeitgleich mit einem beginnenden Insolvenzverfahren des gerade frisch fusionierten Konzerns, war der Leonberger Standort einer von 62, der von einer Schließung bedroht war. Diese konnte man abwenden – nicht zuletzt mit rund 5000 gesammelten Unterschriften und reichlich Druck aus Politik und Bevölkerung.

Ein ähnliches Spiel mussten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch 2009 schon einmal ertragen. „Bei vielen ist das Vertrauen angeknabbert“, sagt Weigelt. Manche hätten sich auch entschieden, das Unternehmen zu verlassen. „Die Sehnsucht nach Normalität ist gewaltig groß.“ Seine gute Laune will er sich trotzdem nicht verderben lassen: „Wir freuen uns erstmal und schauen nach vorne.“ Oberbürgermeister Martin Georg Cohn schließt sich der Freude an: „Die Entscheidung, dass die Karstadt-Filiale im Leo-Center bleibt, begrüße ich ausdrücklich“, sagt er gegenüber unserer Zeitung. „Ich verbinde damit auch die Wertschätzung gegenüber den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie das Bekenntnis zu einem attraktiven Handels- und Wirtschaftsstandort Leonberg.“

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