Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

In Leipzig beispielsweise werden die Unterkünfte hingegen mit voller Adresse auf der städtischen Website aufgeführt. Eine Gefahr für die Bewohner? „Die volle Adresse zu veröffentlichen, ist bei uns geübte Praxis“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Die Standorte seien „eh bekannt, da gibt es immer öffentliche Veranstaltungen, bevor die Unterkünfte eröffnet wurden. Das wird alles öffentlich im Stadtrat behandelt und die Vorlagen sind eh alle im Netz“, sagt die Sprecherin.

 

Als „Bedrohungsgeste“ wertet der Verein Pro Asyl, der sich für die Belange von Flüchtlingen einsetzt, die Karte: „Das ist eine definitive Zeichensetzung nach dem Motto: ‚Wir haben das im Blick’“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Bernd Mesovic, „und es ist schon zu befürchten, dass das Leute zum Anlass nehmen, sich mal vor Ort umzuschauen und da möglicherweise Straftaten zu begehen.“ Gewaltbereite Rechtsextremisten, die einen Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft planen, seien auf die Karte nicht angewiesen, sagt Mesovic. Er erinnert aber daran, dass die Übergänge zu eher spontanen Übergriffen fließend seien.

Bittere Ironie

Letztlich scheinen sich viele im Netz über die vor allem mit der Wortwahl ausgedrückte Symbolkraft der „Kein Asylantenheim ...“-Karte aufgeregt zu haben. Eine in Reaktion auf die zahlreichen Äußerungen im Netz erstellte Kopie der Karte, die lediglich einen anderen Titel trägt („Helft mit! Menschen in Not!“), ansonsten aber sämtliche Einträge eins zu eins übernimmt, wurde am Donnerstag wohlwollend aufgenommen.

Bittere Ironie: „Die Art von Dienstleistung, Informationen ins Netz zu stellen, haben sich Rechtsextreme von der anderen Seite abgeschaut“, sagt Bernd Mesovic von Pro Asyl, „es gibt ja auch Karten, die mir sagen, wo ich Flüchtlingsunterstützer finde“.