Jungbauer Tobias Fauser hat den elterlichen Hof auf der Pinadelle in Perouse auf den Kartoffelanbau umgestellt. Das geht aber nicht ohne kollegiale Zusammenarbeit.

Auf der Pinadelle in Perouse dreht sich alles um die Knolle, die die waldensischen Urmütter und Urväter hierzulande heimisch gemacht haben – die Kartoffel. Sie brachten die unbekannten Früchte fast zwei Generationen früher nach Süddeutschland, bevor Friedrich der Große in Preußen ihr großes Potenzial erkannte.

 

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Dieses Potenzial hat auch Jungbauer Tobias Fauser gesehen, als es darum ging, den elterlichen Hof im Gewann Pinadelle zukunftssicher neu aufzustellen. Er führt ihn nun in vierter Generation. „Neben Ackerbau und Viehhaltung wurden immer auch Gemüse und Kartoffel angebaut. Nachdem wir die Viehhaltung aufgegeben haben, wurde der Kartoffelanbau vergrößert“, sagt er bei einem Treffen mit Vertretern des Bauernverbandes Nordschwarzwald-Gäu-Enz.

Feldfrüchte verarbeiten und veredeln

Nach seiner Ausbildung bei einem Kollegen wollte Tobias Fauser eigentlich den Meister machen, doch der Landwirt konnte ihn davon überzeugen, Agrarwirtschaft in Nürtingen zu studieren. „Das war gut und hat mir gezeigt, wie viele Möglichkeiten sich bieten, die Früchte der Felder zu verarbeiten und sie letztendlich zu veredeln“, sagt Tobias Fauser, der für die Unterstützung dankbar ist.

Schnell habe sich herauskristallisiert, dass er zum Ende des Studiums völlig neu durchstarten wollte. Und es ging sogar schneller: 2014 wurde eine neue Halle auf dem Hofgelände von Vater Rolf Vincon errichtet, in welcher die Ernte gelagert werden konnte. Hier können die Knollen ohne Zusätze durch Kühlung so lange gelagert werden, bis die neue Ernte ansteht. Im Mai 2015 eröffnete der neue Hofladen in der Pinadelle.

Dreiviertel der Kartoffeln verlassen den Hof geschält

„Im gleichen Jahr wurde unsere Kartoffelschälerei in Betrieb genommen, denn trotz des finanziellen Risikos war klar, dass wir uns breit aufstellen müssen, um die Wünsche der Kunden erfüllen und die angestrebte hohe Qualität unserer Erzeugnisse bereitstellen zu können“, sagt der Landwirt. Große Abnehmer wollen nämlich keine Kartoffeln mehr, die sie selbst schälen und verarbeiten müssen.

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Der Vorteil des Stuttgarter Ballungsraums ist, dass es hier viele große Betriebskantinen gibt. So verlassen heute mehr als Dreiviertel der Kartoffeln geschält den Hof. Die meisten werden im Sous-Vide-Verfahren zubereitet, bei dem die Knolle in einem speziellen Plastikbeutel luftleer eingeschweißt wird und bei Niedrigtemperatur im Wasserbad gart.

Natur diktiert ihre Bedingungen

Der Hof steht auf drei Beinen. Für den ackerbaulichen Part, den Anbau der Kartoffeln auf den Feldern, ist zum größten Teil Vater Rolf Vincon zuständig. Die Schälerei mit fünf Vollzeitkräften, das Lager, die Vermarktung an die Kunden verantwortet Tobias Fauser. Die Direktvermarktung über den Hofladen gestalten Ehefrau Simone Fauser und Mutter Ursula Vincon.

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Doch wie in einem Familienbetrieb üblich, legt jede und jeder Hand an, wo Hilfe nötig ist. „Das geht in der Landwirtschaft, wo es witterungsbedingt zeitlich oft knapp ist, gar nicht anders“, weiß Tobias Fauser. Wie die Natur ihre Bedingungen diktiert, hat sich jüngst gezeigt, als Kartoffeln in den Boden gesetzt werden sollten und dann der Winter mit Schnee zurückgekommen war.

38 Hektar auf 30 Parzellen

In der Regel baut Tobias Fauser 35 Hektar Kartoffeln an, um Lager und Schälerei wirtschaftlich auszulasten. „Aktuell sind 38 Hektar vorgesehen, verteilt auf 30 Parzellen“, sagt er. Die hat er selbst nicht, das würde aber auch nichts bringen, denn Kartoffel darf nicht auf Kartoffel folgen. „Mit den Kollegen tauschen wir die Flächen für die Fruchtfolge aus, auch ins Umland müssen wir gelegentlich gehen“, schildert der Landwirt.

„Standen zehn Jahre hintereinander keine Kartoffel auf dem Acker, ist das mehr Wert als aller Dünger.“ Dabei ist die Beschaffenheit der hiesigen Ackerscholle ein Vorteil und ein Nachteil zugleich. „Der Boden im Gäu speichert gut Wasser, verdichtet sich aber auch schnell“, sagt Tobias Fauser.

Der neue Bauernverband

Fusion
 Die Bauernverbände Böblingen, Calw, Freudenstadt und Enzkreis sind rückwirkend zum 1. Januar 2021 fusioniert. Der Verband umfasst die vier Landkreise sowie den Stadtkreis Pforzheim. Er hat eine Regionalgeschäftsstelle in Bondorf (Geschäftsführerin ist Patrizia Büttner) und eine Außenstelle in Freudenstadt.

Angebote
  Mitglieder erhalten Rechtsberatung, Beratung bei Anträgen und Steuerfragen sowie Sozialberatung. Die Mitgliedsfläche beträgt rund 45 450 Hektar bei 2077 Mitgliedern. „Das sind so viele, wie wir in Böblingen hatten, als ich vor 30 Jahren beigetreten bin“, sagt der Gebersheimer Landwirt Hans-Georg Schwarz, der einer der Stellvertreter des Vorstands ist.