Für Peter Neustädter ist die Partie Deutschland gegen Kasachstan am Dienstag eine ganz besondere. Der Koblenzer Trainer war Nationalspieler Kasachstans. Im Brustringer-Interview erzählt er, warum er seinen Teamkollegen immer in Erinnerung bleibt.

Stuttgart - Peter Neustädter hat nicht nur einen berühmten Sohn – Schalkes Mittelfeldspieler Roman Neustädter – sondern auch eine spannende Fußballkarriere hinter sich. Der 47-Jährige, der derzeit als Trainer den Regionalligisten TuS Koblenz betreut, spielte unter anderem für Alma-Ata, ZSKA Moskau, Almaty, den Karlsruher SC, Chemnitz und den FSV Mainz 05. 1996 absolvierte der Verteidiger drei Länderspiele für Kasachstan. Der Russlanddeutsche war bis Mitte der neunziger Jahre kasachischer Staatsangehöriger, dann nahm er die deutsche Staatsbürgerschaft an.

 

Vor dem Länderspiel zwischen Deutschland und Kasachstan am Dienstagabend (20.45 Uhr/ARD) in Nürnberg spricht Neustädter im Brustringer-Interview über die Entwicklungen im kasachischen Fußball, warum seine alten Teamkollegen ihn noch immer auf seine Sporthose ansprechen und dass sein zweiter Sohn Daniel (18) auch bald in der Bundesliga spielen könnte.


Herr Neustädter, wenn Deutschland gegen Kasachstan spielt – für wen schlägt Ihr Herz dann höher?
Ich bin schon mehr als 20 Jahre in Deutschland. Zwar habe ich vier Jahre in Kasachstan gespielt und auch drei Länderspiele bestreiten dürfen, dennoch bin ich in Kirgistan geboren. Ich bin ein Deutscher, das ist hier meine Heimat und deswegen schlägt mein Herz auch für Deutschland.

Wie schätzen Sie die Leistung der Kasachen im Hinspiel ein?
Sie haben versucht, hinten gut zu stehen und den ein oder anderen Konter zu setzen. Gerade in der zweiten Halbzeit hat das zwei Mal sehr gut funktioniert. So kamen die Kasachen dann auch zu einem Lattentreffer und einer guten Schusschance von Fürths Heinrich Schmidtgal. Aber sonst ist da nichts angebrannt, weil die Deutschen auch über 90 Minuten ihr Ding durchziehen.

Wie sehen Sie die Entwicklung des kasachischen Fußballs?
Im Trainingslager mit der TuS Koblenz in Belek habe ich sehr viele Mannschaften aus Kasachstan getroffen. Viele alte Freunde und Weggefährten von früher, die mit mir die Trainerausbildung absolviert haben, arbeiten heute in kasachischen Vereinen. In den Fußball wird sehr viel investiert, sodass die Liga auch für ausländische Spieler interessant wird, da die Kasachen nun diese Spieler bezahlen können. Die Entwicklung ist sehr positiv, trotzdem befindet sich der kasachische Fußball noch in einer Lernphase.

Welchen Stellenwert hat der Fußball heute in Kasachstan?
Man hat es ja im Hinspiel gesehen, die Fans haben 90 Minuten lang ihre Nationalmannschaft angefeuert. Es herrschte eine große Vorfreude auf das Spiel. Die Investitionen in neue Nachwuchszentren und auch in die Vereine zeigen, dass der Fußball in Kasachstan, neben anderen Sportarten, vorangetrieben wird.

Derzeit befindet sich die kasachische Nationalmannschaft in der Fifa-Weltrangliste auf Rang 139. Selbst Teams wie Tahiti und Tansania stehen besser da. Woran liegt das?
Das liegt daran, dass Kasachstan erst im Jahr 2002 vom Asiatischen Verband zur Uefa gewechselt ist. Diese Umstellung hat den Kasachen ein paar Punkte gekostet. Deswegen haben sie auch erst zwei Qualifikationsrunden spielen können. Aber die Kasachen wollen etwas aufbauen und werden auch in der Rangliste aufholen.

Was halten Sie von den Einbürgerungen von Spielern wie Heinrich Schmidtgal (Greuther Fürth) oder Konstantin Engel (Energie Cottbus)?
Das ist doch toll, das solche Bundesligaprofis für die Nationalmannschaft spielen wollen. Das sind Stammspieler in ihren Vereinen, von denen sich die Spieler aus Kasachstan sehr viel abschauen können. Sie dienen als Vorbilder, denn die Spieler aus der kasachischen ersten Liga wollen ja auch einmal in der Bundesliga spielen.