Bei der Katzenhilfe ist mal wieder ein Kätzchenwurf gelandet. Einmal mehr spricht sich der Verein mit Sitz in Stuttgart-Kaltental daher für eine Kastrationspflicht für Freigänger aus.

Kaltental - Zwei Hände und fünf Babykätzchen, das kann nicht gutgehen. Eines kriecht in die Spielröhre, die nächste versteckt sich in einer Lücke zwischen zwei Matratzen, die dritte purzelt fast vom Bett, und wo sind jetzt schon wieder die anderen zwei? Bärbel Scheib-Wanner hat der Rasselbande gleich ein ganzes Kinderzimmer eingerichtet. „Ich habe seit 2015 jedes Jahr Flaschenkinder gehabt“, sagt die Besitzerin von sieben eigenen Katzen. Die kugelrunden blauen Augen der etwa sechs Wochen alten Tierbabys sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen: Die fünf Welpen stehen für alles, wogegen Bärbel Scheib-Wanner, die Vorsitzende der Katzenhilfe Stuttgart, eigentlich kämpft. Gegen die unkontrollierte Vermehrung von Streunern.

 

Ein Notruf hat die Tierchen zum Verein gebracht, dessen Sitz in Kaltental ist. Ob die Katzenkinder im Gebüsch in Waldenbuch geboren oder entsorgt wurden, spielt keine Rolle. Gäbe es die Kastrationspflicht für Freigänger, wie der etwa 750 Mitglieder starke Club sie schon lang fordert, gäbe es die fünf Kätzchen wohl nicht. Flächendeckend existiert die Verpflichtung hierzulande allerdings nicht. Als erste Kommune in Baden-Württemberg hat in diesem Jahr Berglen (Rems-Murr-Kreis) einen Vorstoß gewagt. Ab 2020 müssen dort freilaufende Katzen gekennzeichnet, registriert und kastriert sein. „Wir kämpfen seit Jahren für eine Kastrationspflicht in Stuttgart. In der Landeshauptstadt wäre das ein Signal“, sagt Bärbel Scheib-Wanner. Ihr Verein hatte sich beim jüngsten Bürgerhaushalt dafür starkgemacht und war mit dem Anliegen auf Platz 650 gelandet. Auch der Landestierschutzverband etwa setzt sich für eine entsprechende Regelung ein.

Die Ehrenamtlichen fangen regelmäßig Streuner ein

Bis es so weit ist, handelt die Katzenhilfe Stuttgart auf eigene Faust. Regelmäßig fangen Ehrenamtliche Streuner ein, die weder gechippt noch tätowiert sind, lassen sie auf eigene Kosten versorgen, kastrieren und vermitteln sie schließlich weiter. Im vergangenen Jahr waren es 333 Tiere, die kastriert wurden, im Topjahr 2013 sogar 578. Im vergangenen Jahr sind der Katzenhilfe zusammengenommen knapp 329 000 Euro an Tierarztkosten angefallen. „Es ist ein Kampf gegen Windmühlen“, sagt Bärbel Scheib-Wanner.

Dabei hat der Verein sowieso alle Hände voll zu tun. „Es ist ganz typisch. Kurz vor den Ferien entwickeln die Leute plötzlich Allergien“, sagt Isabell Thaidigsmann, die stellvertretende Vorsitzende, mit verzogenem Mund. Die zwölf vereinseigenen Pflegestellen, bei denen Katzen aufgenommen werden können, seien derzeit „rappelvoll“.

Die Katzenhilfe besteht seit 40 Jahren. Die Mitglieder feiern den runden Geburtstag am Samstag, 28. September 2019, im Gemeindehaus der Gnadenkirche an der Bockelstraße in Heumaden. Bei der öffentlichen Veranstaltung stehen ab 13.30 Uhr der Vortrag einer Katzenpsychologin, Verkaufsstände und ein Kinderprogramm an.