Die zweifache Olympiasiegerin Katarina Witt spielt in einem Fernsehdrama auch ein bisschen sich selbst. In dem Drama „Der Feind in meinem Leben“ wird eine Eiskunstläuferin von einem Stalker belästigt. Tilmann Gangloff hat Witt interviewt.

Stuttgart – In dem Drama „Der Feind in meinem Leben“ spielt Katarina Witt eine Eiskunstläuferin, die von einem Stalker heimgesucht wird.
Frau Witt, dies ist nicht Ihr erster Film, aber bisher haben Sie nie eine tragende Rolle in einem Drama gespielt. Waren Sie nervös?
Ziemlich, aber es war dann längst nicht so schlimm wie befürchtet, zumal ich schon an der Entwicklung des Drehbuchs beteiligt war und lange Gespräche mit dem Regisseur Bernd Böhlich geführt hatte. Mit Matthias Koeberlin und Valerie Niehaus, den beiden anderen Hauptdarstellern, hatte ich mich auch schon getroffen, beide haben mir sehr geholfen. Trotzdem bin ich mit großem Respekt zum Set gefahren. Das hat sich aber gelegt, als es endlich losging.

Hilft es, dass Sie in Ihrem Leben oft von Kameras beobachtet worden sind?
Die beste Schule war meine Karriere auf dem Eis. Ich habe früh gelernt, meine Topleistung abrufen zu können, wenn es drauf ankommt. Einen Tunnelblick aufbauen, sich auf den bestimmten Moment konzentrieren, wenn der Regisseur sagt: „Und Action!“ – das ist wie bei einem Wettkampf.

Sie wirken ruhig in der Rolle, tragen nicht wie viele Schauspielanfänger zu dick auf. Ist das die Handschrift von Bernd Böhlich?
Auch, aber ich habe mich monatelang mit Hilfe der Schauspielerin Teresa Harder auf die Rolle vorbereitet. Und natürlich ist diese Ruhe Teil der Figur. Die Katarina aus dem Film wird in wenigen Tagen eine große Eisshow bestreiten und ist entsprechend in sich gekehrt. Außerdem entspricht diese Zurückhaltung meinem Naturell.

Die Eisszene am Schluss ist zwar nur kurz, aber Sie haben doch garantiert trainiert.
Das musste ich auch, ich war ja seit vier Jahren runter vom Eis. Es ist leider nicht wie beim Fahrradfahren, dass man sich die Schlittschuhe anzieht und gleich wieder alles kann. Eiskunstlauf ist schließlich Leistungssport. Ja, ich stehe zu meinem Ehrgeiz, auch wenn diese Eigenschaft manchmal negativ besetzt ist, und deshalb habe ich natürlich intensiv trainiert.

Bernd Böhlich ist als „Schauspielerregisseur“ bekannt . . .
Gerade bei so einer Rolle ist Vertrauen die Basis von allem. Ich war darauf angewiesen zu wissen, dass mich der Regisseur an die Hand nimmt, und das hat er auch getan. Ich hatte gehofft, dass wir gut zusammenpassen, ich liebe seine Arbeit, vor allem die Filme mit Katharina Thalbach, in denen Witz und Traurigkeit immer ganz eng beisammen sind. Unsere Zusammenarbeit hat mich oft an meine Zeit auf dem Eis erinnert. Irgendwann habe ich gespürt, dass ich loslassen kann.

Ihre Filmfigur heißt auch Katarina Witt. Gab es je die Überlegung, einen anderen Namen zu wählen?
Ja, aber nur kurz. Da ich nun mal eine Eiskunstläuferin spiele, lag es nahe, diesen Teil der Geschichte der Realität nachzuempfinden. Alles andere ist Fiktion.

Sie haben im ersten Drittel Ihres Lebens viel erreicht – fürchtet man danach nicht . . .
 . . . dass es jetzt nur bergab geht? Nicht, wenn man lernt zu akzeptieren, dass dieser Teil der Karriere für immer zu Ende ist. Aber das heißt weder, dass man Abstriche in seiner Lebensqualität machen muss, noch, dass man später nicht Erfolg auf anderen Gebieten haben kann. Ich weiß, dass ich nie für den Oscar nominiert werde. Aber wenn ich eine Rolle in einem Film spiele, sollen die Menschen spüren, dass ich die Herausforderung ernst nehme. Egal, was man macht, man sollte immer sein Bestes geben. Dann erhält man die Anerkennung, die sich jeder von uns wünscht.

Ist die Eisszene am Ende des Films Ihr Abschied als Eiskunstläuferin?
Ich fürchte, ja. Als sie im Kasten war, wusste ich: Das war’s. Aber ich war nicht traurig, weil ich gemerkt habe: Filmedrehen könnte genauso mein Herz erfüllen.